Alberto Contador versuchte es, Jurgen van den Broeck versuchte es, und auch Thomas Voeckler blieb erfolglos.
Während die Attacken der Puncheure am kurzen Schlussanstieg in Lisieux allesamt verpufften, fand ein Norweger mit einem Pausbackengesicht das richtige Timing.Mit weit aufgerissenem Mund zog Edvald Boasson Hagen an seinen Rivalen vorbei und ließ sich seinen ersten Etappensieg bei der Tour nicht mehr nehmen.
Erst Gürtelrose, jetzt Etappensieg
"Geraint Thomas hat mir den Sprint perfekt vorbereitet", erklärte Boasson Hagen im Ziel. "Es ist großartig, eine Tour-Etappe zu gewinnen. Ich bin sehr, sehr glücklich."
Der Triumph des Profis vom Team Sky ist umso bemerkenswerter, weil sein Tourstart zwei Wochen vor Beginn der Rundfahrt jäh infrage gestellt wurde.
Der 24-Jährige erkrankte an einer Gürtelrose und musste sogar auf einen Start bei den norwegischen Meisterschaften verzichten.
Zwei Norweger, zwei Podiumsplätze
Mit dem größten Erfolg in seiner noch jungen Karriere machte Boasson Hagen die Mutation der Tour de France zu den Norwegischen Festspielen perfekt.
Denn seit der zweiten Etappe, dem Teamzeitfahren in Les Essarts, fährt sein Landsmann Thor Hushovd im Gelben Trikot durch die französischen Straßen.
"Es ist natürlich toll für so ein kleines Land: Wir sind zwei Norweger hier im Rennen, und dann werden wir Erster und Dritter", freute sich Hushovd auch über seinen Podiumsplatz.
HTC-Taktik wäre fast aufgegangen
Zwischen die beiden Skandinavier setzte sich noch Matthew Goss. Der Australier, der als zweites Sprint-Ass und als Ersatz für Mark Cavendish den Tagessieg für das Team HTC-Highroad einfahren sollte, rollte nur wenige Zentimeter hinter Boasson Hagen über den Zielstrich.
"Fast hätte es geklappt. Es kommt nicht oft vor, dass man sich zehn weitere Meter in einem Rennen wünscht", twitterte Goss kurz nach dem Zieleinlauf.
Ciolek landet auf Rang acht
Auch Gerald Ciolek lag beim Massensprint lange Zeit in aussichtsreicher Position. Doch je näher die Ziellinie rückte, desto mehr Fahrer überholten den Pulheimer. "Mir hat dann aber einfach die Explosivität gefehlt", sagte Ciolek, der den Sturz vom Vortag noch in den Beinen spürte.
Für einen Podestplatz oder gar einen Sprintsieg fehlt dem ehemaligen U-23-Weltmeister bislang noch der richtige Bumms. So musste sich Ciolek mit Rang acht zufrieden geben.
Leipheimer der Verlierer des Tages
Erneut aufmerksam und bis zum Ende vorne dabei war Andreas Klöden. Der 36-Jährige schloss die Etappe auf dem 15. Rang ab.
Schlechter lief es für seinen Teamkollegen Levi Leipheimer. Der Amerikaner, der gestern bereits gestürzt war, prallte auf den letzten fünf Kilometern in eine Leitplanke und kam zwar unverletzt, aber mit 1:05 Minuten Rückstand ins Ziel.
Gesamtwertung: Leipheimer fällt auf Rang 31 zurück
Hoogerland fährt ins Bergtrikot
Grund zum Jubeln hatte dagegen das Team Vacansoleil, denn der neue Träger des Bergtrikots heißt Johnny Hoogerland. Der Niederländer hatte sich zusammen mit vier Begleitern auf die Flucht gemacht.
Die Ausreißer bestimmten lange Zeit das Renngeschehen und Hoogerland punktete an zwei von drei Bergwertungen.
Mindestens bis zur achten Etappe wird der Vacansoleil-Profi das Gepunktete auf den Schultern tragen, denn am Freitag auf dem Weg nach Chateauroux werden keine Bergpunkte vergeben.
Die Trikotträger nach der heutigen Etappe:
Gesamtwertung: Thor Hushovd (GRM)
Sprinter: Philippe Gilbert (OLO)
Bergtrikot: Johnny Hoogerland (VCD)
Bester Jungprofi: Geraint Thomas (SKY)