The Rugby Championship hält ab Samstag sechs Wochen lang nicht nur Fans, die es mit den All Blacks, den Wallabies, den Springboks oder den Pumas halten, in Atem. Die ganze (Rugby)-Welt schaut auf das prestigeträchtige Turnier der Südhemisphäre. SPOX hat den Wettbewerb beleuchtet und klärt die fünf wichtigsten Fragen.
Was ist die "Rugby Championship"?
Anders als im Norden (Six Nations) gab es in der Südhemisphäre im 20. Jahrhundert lange kein renommiertes Rugby-Turnier. Die betroffenen Nationalmannschaften testeten ihr Können lediglich bei Länderspielen oder trafen im Verlauf von Weltmeisterschaften aufeinander. Australien und Neuseeland richteten zusätzlich untereinander den Bledisloe Cup aus.
Erst während der Weltmeisterschaft 1995 gründeten die Verbände Australiens, Neuseelands und Südafrikas das Konsortium SANZAR und richteten ab 1996 jährlich ein Drei-Nationen-Turnier aus.
Der neue Wettbewerb erlangte rasch große Beliebtheit. Das Konsortium nahm auch deswegen in den ersten zehn Jahren bereits eine halbe Milliarde Euro mit Werbeverträgen ein.
2012 wurde Argentinien in das Konsortium aufgenommen, der Wettbewerb erhielt den heutigen Namen "The Rugby Championship". Seitdem darf jede Nation der Südhemisphäre teilnehmen, die in der ersten Stärkeklasse des Weltverbandes World Rugby eingeteilt ist.
Welche Nationen nehmen teil?
Bis 2011 die Rugby-Großmächte Neuseeland, Australien und Südafrika - seit 2012 zusätzlich noch Argentinien.
Die "All Blacks" aus Neuseeland haben nach dem Tittel-Hattrick (2012-14) noch eine Rechnung mit Vorjahressieger Australien offen. Head Coach Michael Cheika schickt das Team ohne große Überraschungen ins Rennen. Nicht mit an Bord sind verletzungsbedingt Nehe Milner-Skudder sowie Charlie Ngatai. Kapitän ist weiterhin Kieran Read.
Die "Wallabies" aus Down Under sind Titelverteidiger und blieben vergangenes Jahr sogar ungeschlagen. Dennoch haben sie mit dem verlorenen WM-Finale 2015 gegen Neuseeland (17-34) eine mindestens genauso große Enttäuschung einstecken müssen. Flanker Michael Hooper gab unlängst zu Protokoll, das WM-Finale seitdem nicht einmal gesehen zu haben. "Das stinkt mir noch gewaltig. Bis dahin verlief meine Karriere einwandfrei", wird er auf rugby.com.au zitiert.
Bereits beim Eröffnungsspiel erhalten Hooper und Kollegen die Chance auf Wiedergutmachung. Am Samstag treffen sie vor heimischer Kulisse auf den amtierenden Weltmeister. Das Match ist gleichzeitig der Auftakt des Bledisloe Cups, den Australien und Neuseeland innerhalb der "Rugby Championship" unter sich ausfechten.
2015 bekam Südafrika kein Fuß auf den Rasen und wurde Letzter, bei der diesjährigen Auflage will es der zweifache Weltmeister naturgemäß besser machen. Verzichten müssen die "Springboks" Südafrika dabei allerdings auf Duane Vermeulen, der sich während eines Matches seines französischen Klubs Toulon am Knie verletzte. Während Coach Allister Coetzee in diesem Fall auf eine Nachnominierung verzichtete, rückte für den am Knöchel verletzten Trevor Nyakane Lourens Adriaanse nach. Nyakane fehlt in jedem Fall die ersten zwei Matches. Erfahrenere Akteure wie Jannie du Plessis, Lizo Gqoboka und Coenie Oosthuizen stehen wegen Verletzungen nicht zur Verfügung. Südafrika trifft ebenfalls am Samstag (16.05 Uhr) zunächst auf Argentinien.
Es ist bereits das fünfte Turnier, bei dem die Südamerikaner von Trainer Daniel Hourcade betreut werden. Fehlen werden bekannte Namen wie Matias Moroni, der die Pumas im olympischen Turnier vertrat sowie der verletzte Jeronimo de la Fuente.
Juan Martin Hernandez und Matias Orlando sind damit die einzig verbliebenen Center im Team, das von Kapitän Augustin Creevy ins Feld geführt werden.
Wer war in den vergangenen fünf Jahren vorne?
Neuseeland sicherte sich von 2012-2014 den Titel. Noch erfolgreicher waren die All Blacks lediglich während ihrer Siegesserie von 2005-2008. Vor und nach der letzten Siegesserie der Neuseeländer sicherte sich Australien den begehrten Titel.
2015 spielte jedes Team nur einmal gegeneinander, um eine längere Vorbereitungszeit für die anstehende WM in England zu gewährleisten. Australien setzte sich hauchdünn gegen die Springboks durch (24:20), deklassierte Argentinien mit 34:9 und triumphierte ebenfalls im Klassiker gegen Neuseeland im Kingsparkstadion von Durban mit 27:19.
Es war der erste Sieg Australiens über die "All Blacks" seit 2011. Sekope Kepu brachte die Wallabies kurz nach der Halbzeit mit seinem ersten Versuch auf die Siegerstraße. Mehr als 70.000 Zuschauer bejubelten den prestigeträchtigen Heimerfolg der Australier.
Wer ist Favorit, wer sind die Stars?
Australien ist zwar Titelverteidiger, die Favoritenbürde liegt aber auch bei der sechsten Auflage des Turniers eindeutig bei den All Blacks. Besonders die Juni-Länderspiele dürften allen, die es mit den Wallabies und den Springboks halten, zu denken gegeben haben. Australien musste sich erstmals drei Spiele in Folge geschlagen geben - und das gegen das neuformierte englische Team von Eddie Jones. Südafrika verlor auf heimischen Boden gegen Irland, gewann die Serie gegen den ersatzgeschwächten Gegner mehr schlecht als recht.
Der Weltmeister aus Neuseeland behielt dagegen als einziges Team seine weiße Weste. Während der drei Siege gegen Wales waren lediglich beim ersten Aufeinandertreffen Abstimmungsprobleme erkennbar. Die All Blacks besitzen den mit Abstand tiefsten Kader aller vier Teams, sodass selbst der Ausfall von Superstar Sonny Bill Williams, der sich während der olympischen Spiele die Achillessehne riss, nicht allzu schwer ins Gewicht fällt.
Anton Linnert-Brown ist ein mehr als ordentlicher Ersatz und könnte der diesjährigen Auflage seinen Stempel aufdrücken. Auch Aaron Cruden und Beauden Barrett auf der Verbinderposition sowie San Caine und Ardie Savea auf der Sieben stehen nach den Rücktritten von Dan Carter und Richie McCaw besonders im Fokus. Kommen sie mit der großen Verantwortung klar, kann auch einer von ihnen zu den überragenden Spielern des Turniers aufsteigen.
Ein Grund zur Hoffnung für Australien dürfte die längere und homogenere Trainingsphase sein. Denn während alle australischen Teams früh aus dem Super-Rugby-Wettbewerb ausschieden, waren vier neuseeländische Teams lange im Wettbewerb vertreten.
An die vier Wochen gemeinsame Vorbereitungszeit der Australier kam das neuseeländische Team deshalb nicht heran. Zudem ist David Pocock nach seiner Fraktur im letzten Vereinsspiel wieder einsatzbereit und verleiht der dritten Reihe echte Klasse. Mit Pocock ist kaum ein Ball in den Rucks des Gegners sicher - auf ihn werden daher nicht nur die gegnerischen Teams, sondern auch die Fans und Journalisten ein besonderes Auge werfen.
Auf Seiten der Südafrikaner gilt das Augenmerk insbesondere auf Malcom Marx, der eine hervorragende Super-Rugby-Saison für die Johannesburg Lions absolviert hat. Der Hooker hat zudem insgesamt acht Teamkollegen an seiner Seite, darunter unter anderem Kapitän Warren Whiteley und Flyhalf Elton Jantjies.
Die Quoten der Wettanbieter könnten dennoch nicht eindeutiger sein. Lediglich drei Euro Gewinn erhalten Wetter, die Zehn Euro auf einen Gesamtsieg der All Blacks tippen. Ein Sieg Australiens (Quote 6.5) oder Südafrikas (7.0) wäre da schon lukrativer. Das Leistungsvermögen der Pumas ist noch schwer absehbar, eine Quote von 81 spricht aber Bände. Ein klarer Sieg gegen Italien und eine ausgeglichene Testbilanz gegen Frankreich lassen zwar kaum Rückschlüsse zu, für kleine Überraschungen ist das Team aber definitiv gut genug.
Wie wird gespielt?
Die vier Teams spielen im Modus jeder-gegen-jeden je einmal daheim und auswärts gegeneinander. Das Turnier dauert insgesamt sechs Wochen.
1.Spieltag: Samstag, 20.August
11.05 Uhr Sydney: Australien - Neuseeland
16.05 Uhr Mbombela: Südafrika - Argentinien
2.Spieltag: Samstag, 27. August
8.35 Uhr Wellington: Neuseeland - Australien
20.40 Uhr Salta: Argentinien - Südafrika
3.Spieltag: Samstag, 10. September
8.35 Uhr Hamilton: Neuseeland - Argentinien
11.05 Uhr Perth: Australien - Südafrika
4. Spieltag: Samstag, 17. September
8.35 Uhr Christchurch: Neuseeland - Südafrika
9.05 Uhr Perth: Australien - Argentinien
5. Spieltag: Samstag, 1. Oktober
16.05 Uhr Pretoria: Südafrika - Australien
23.10 Uhr Buenos Aires: Argentinien - Neuseeland
6. Spieltag, Samstag 8. Oktober
16 Uhr Durban: Südafrika - Neuseeland
19.30 Uhr London: Argentinien - Australien