Michael Phelps zog noch an der australischen Goldküste seine Bahnen, da war der US-Superstar in Shanghai schon allgegenwärtig. Auf den Videowänden im Oriental Sports Center kehrt der Rekord-Olympiasieger in den Meadowbreak Pool in seiner Heimatstadt Baltimore zurück, in dem er als Kind das Schwimmen lernte. Ob vor dem Wasserspringen, beim Synchronschwimmen oder Wasserball - überall flimmert der neueste Werbefilm des 26-Jährigen über die Bildschirme.
Am Mittwoch trifft der prominenteste Teilnehmer erst in der WM-Stadt ein. Doch nicht nur visuell ist er schon längst bei der Weltmeisterschaft angekommen. Aus dem Trainingslager der Amerikaner in down under kündete er bereits Großes an. "Das alte Gefühl ist wieder da", sagte Phelps, "der Hunger ist zurück."
Drei Pleiten über 200 m Schmetterling
Zuletzt hatte der achtfache Olympiasieger von Peking, der bei der WM vor zwei Jahren über 200 m Freistil Titel und Weltrekord an Paul Biedermann verlor, Zweifel an seiner Leistungsstärke aufkommen lassen. Der scheinbar Unbesiegbare verlor nach neun Jahren erstmals auf seiner Paradestrecke 200 m Schmetterling - gleich dreimal.
Die Schwimm-Welt rätselte. "Es war eigentlich mein Ziel, die 200 Schmetterling bis zum Ende meiner Karriere nicht zu verlieren", sagte er, "aber dieses Jahr lief nicht wie geplant."
Die Niederlagen seien "ganz schön hart" gewesen, die Lust am Schwimmen war plötzlich weg. "Der Trainer musste mich ins Wasser schubsen, ich habe mich mit Händen und Füßen gewehrt", erzählte Phelps.
Diese Phase hat er aber rechtzeitig zur WM in China überwunden, "ich fühle mich im Wasser wieder viel besser und viel entspannter. Ich fühle, ich kann es noch, meine Züge fühlen sich wieder gut an."
Phelps: "Es ist wie früher"
Beim Canada Cup in Montreal Anfang des Monats stimmten auch die Zeiten wieder. Phelps löste den Berliner Benjamin Starke in 51,32 Sekunden über 100 m Schmetterling als Jahres-Weltbesten ab. Vor allem die Aussicht auf Olympia 2012 hat dem Superstar wieder neue Motivation gegeben. "Es ist wieder wie früher. Ich will ins Wasser und gewinnen. Das ist jetzt der Start für nächstes Jahr, und ich bin bereit dafür."
In Shanghai erwartet Phelps auch wieder Weltrekorde - auch ohne die High-Tech-Anzüge. "Man sieht, was die Leute im Wasser und draußen machen, wie sie sich besser vorbereiten, an den kleinen Dingen arbeiten, die den großen Unterschied machen", sagte er, "ohne die Anzüge muss man körperlich in einem viel besseren Zustand sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass es Weltrekorde bei der WM geben wird. Das ist nicht unmöglich."
Vor zwei Jahren in Rom hatte es mit den "Wunderanzügen" eine Flut von 43 Weltrekorden gegeben. Die WM in Shanghai ist die erste seit dem Verbot der "Wurstpellen", das Phelps seinerzeit vehement - mit einer Rücktrittsdrohung - gefordert hatte. "Es gibt eine Menge Leute, die jetzt schneller schwimmen als im Anzug. Rekorde sind da, um gebrochen zu werden, und es sind eine Menge hungriger Leute da draußen."