Britta Steffen schweigt und gibt Rätsel auf

SID
Britta Steffen ist vor ihrem Einzelstart bei der Schwimm-WM in Shanghai abgetaucht
© Getty

Britta Steffen ist abgetaucht. Vor ihrem ersten WM-Einzelstart in Shanghai am Donnerstag schweigt die Doppel-Olympiasiegerin. Die DSV-Spitze setzt auf das Prinzip Hoffnung.

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Britta Steffen war abgetaucht. Früh am Morgen hatte die Doppel-Olympiasiegerin in der WM-Schwimmarena von Shanghai trainiert, dann war sie ins Teamhotel verschwunden. Vor ihrem ersten Einzelstart schwieg die 27-Jährige, die längst mehr Sorgenkind als Gold-Hoffnung ist. Derweil bemühten sich andere, die aufkommende Alarmstimmung im deutschen Team wegzureden.

"Wir gehen davon aus, dass sie sich in steigender Form befindet", sagte Lutz Buschkow, Leistungssportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbandes, "es gibt positive Signale." Auch Bundestrainer Dirk Lange beteuerte: "Ihre Formkurve geht nach oben."

Allerdings wurde weiter gerätselt, wie die Doppel-Weltmeisterin von Rom als Startschwimmerin bei der 4x100-m-Freistilstaffel am vergangenen Sonntag so hinter den Erwartungen zurückbleiben konnte. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es mit den Nerven hat", sagte Lange, "im Moment ist nicht erklärbar, warum die Zeit so hinterherhinkt."

Steffen wirkte angeschlagen

Steffen war zum WM-Auftakt selbst erschrocken, dass sie nur 54,51 Sekunden geschwommen war, und wirkte so, als habe sie alle Medaillenhoffnungen bereits aufgegeben. "Dass sie angespannt ist, ist bei einer ehrgeizigen Sportlerin, von der das Umfeld viel erwartet, normal", meinte Buschkow: "Wir müssen ihr Vertrauen schenken und Ruhe reinbringen, das ist das Beste, was wir machen können, und nicht noch mal draufdrücken."

Alle betonten, dass die WM-Vorbereitung in Berlin für die Vorzeige-Schwimmerin optimal lief. "Ich habe niemals eine Frau gesehen, die so schnell wie sie im Trainingslager geschwommen ist", sagte Lange. Und Buschkow ergänzte: "Was im Vorfeld trainiert wurde, sah sehr gut aus." Ihr Heimtrainer Norbert Warnatzsch schwieg in Shanghai bislang ebenfalls. Das Programm vor dem ersten Teil der Doppel-Titelverteidigung am Donnerstag über 100 m Freistil wurde wie vorgesehen abgespult.

Über die mentale Verfassung von Steffen gab es unterschiedliche Auffassungen. Als sie am Dienstagabend auf der Tribüne das Bronze-Rennen ihres Freundes Paul Biedermann verfolgte, wirkte sie angeschlagen. "Sie ist in guter Stimmung", sagte dagegen Brustschwimmerin Sarah Poewe, die mit ihr das Zimmer teilt, "wir motivieren uns gegenseitig."

Buschkow: "Wer nicht kämpft, hat schon verloren"

Auch ihre Staffel-Kollegin Silke Lippok hatte nach dem Schock zum WM-Start Ähnliches festgestellt. "Am nächsten Morgen beim Frühstück hat sie schon wieder gelacht", berichtete die 17-Jährige. "Sie ist erfahren und erwachsen genug, da muss man sich keine Sorgen machen."

Die machten sich bei allem zur Schau gestellten Optimismus aber dennoch die DSV-Verantwortlichen. Bundestrainer Lange brachte einen Infekt als mögliche Erklärung ins Spiel. Buschkow sorgte sich schon um die gesamte WM-Bilanz. "Britta Steffen und Paul Biedermann sind unsere Galionsfiguren, von ihnen hängen die Staffeln und unser Gesamtergebnis ab, weil wir nicht so viele Topsportler haben", sagte der Leistungssportdirektor, "da ist das Nicht-Abrufen von Trainingsleistungen nicht so schön."

Mit Blick auf Olympia 2012 in London machte sich Buschkow schon Gedanken, was anders erfolgreicher laufen könnte. "Vielleicht muss man in den einen oder anderen Wettkampf doch mal rein", sagte er. Steffen, die wegen gesundheitlicher Probleme nach der WM 2009 lange ausgesetzt hatte, war in der Vorbereitung auf Shanghai bei den Meetings in Rom oder Paris nicht mitgeschwommen. "Sie hatte lange keine internationalen Wettkämpfe auf höchstem Niveau", sagte Buschkow und fügte abschließend an: "Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Wir kämpfen."

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