Der Weltcup in Berlin steht vor der Tür, doch der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) schreibt wieder einmal außersportliche Schlagzeilen: Dirk Lange steht vor seiner Ablösung und ist nur noch ein Schwimm-Bundestrainer auf Zeit.
Der DSV befindet sich derzeit in sogenannten "Abstimmungsgesprächen" mit dem Hamburger, die eine Trennung noch vor der Kurzbahn-EM in Stettin (8. bis 11. Dezember) zur Folge haben könnten.
Vertrag bis Ende 2012
"Ich habe einen gültigen Arbeitsvertrag mit dem DSV bis zum 31. Dezember 2012. Im Verband gibt es das Bestreben, daran etwas zu ändern", sagte Lange dem SID und kündigte juristische Schritte an: "Ich kann in den Spiegel schauen, meine Arbeit wurde auch nie beanstandet."
DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow bestätigte Berichte in der "Frankfurter Rundschau" und der "Berliner Zeitung", wonach es "momentan Abstimmungsgespräche zwischen Dirk Lange dem Verband" gebe: "Über den Inhalt gibt es von mir keinen Kommentar."
Anwälte mit eingeschaltet
Jedes falsche Wort könnte viel Geld kosten, denn die Anwälte beider Parteien stehen bereits in Kontakt. Es geht nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wie und Wann.
Lange ist seit 2008 Bundestrainer. Spätestens als dem früheren Nationaltrainer Südafrikas vor einem Jahr der von ihm geforderte Posten als Cheftrainer verwehrt blieb, war klar, dass seine Zeit beim DSV abläuft.
In der Vergangenheit war Lange wegen Kompetenzfragen immer wieder mit Buschkow aneinander geraten. Ihr Verhältnis gilt als zerrüttet.
Kommunikationsdesaster bei Shanghai-WM
Exemplarisch dafür war das Kommunikationsdesaster bei der WM in Shanghai mit der Flucht der Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen. Während Lange den Pressevertretern zunächst erklären wollte, er habe von Steffens Abreise nichts gewusst, plauderte Buschkow genau diesen Fakt aus.
"Über die Differenzen und Störungen musste gesprochen werden", sagte Essens Bundesstützpunkttrainer Henning Lambertz, der als ein möglicher Lange-Nachfolger gehandelt wird. Offenbar hat sich der Verband nun dazu entschieden, noch vor den Sommerspielen in London 2012 die Trennung von Lange zu vollziehen.
Sportlich kann man dem ehemaligen Trainer der früheren Erfolgsschwimmerin Sandra Völker nich viele Vorwürfe machen. Lange führte die Beckenschwimmer nach dem Olympia-Debakel von Peking zumindest wieder näher an die Weltspitze heran.
Seine Maßnahme, die DSV-Athleten verstärkt in Wettkämpfen gegen internationale Konkurrenten antreten zu lassen, zeigte Wirkung.
Schlechtestes WM-Abschneiden seit 1990
Allerdings taugte die WM in Shanghai für Lange nicht gerade als Bewerbungsschreiben für eine Weiterbeschäftigung. Fünf Bronzemedaillen bedeuteten das schlechteste WM-Abschneiden seit der Wiedervereinigung.
Allerdings wurden hierfür von Experten auch die falsche Terminierung der Qualifikation und zu hohe Normen verantwortlich gemacht - Entscheidungen, die Lange aufgrund fehlender Kompetenzen nicht alleine treffen konnte.
Im Machtkampf mit Buschkow droht Lange nun den Kürzeren zu ziehen. Das wäre Wasser auf die Mühlen der Kritiker, die eine miese Stimmung innerhalb des DSV ausmachen, so wie zuletzt der ehemalige Weltmeister Mark Warnecke.