Biedermann und Steffen holen Meistertitel

SID
Britta Steffen zeigte einen eindeutigen Auswärtstrend
© Getty

ie Schwimmstars Britta Steffen und Paul Biedermann haben bei der Kurzbahn-DM in Wuppertal ihre ersten Titel gewonnen und die EM-Tickets gelöst. Doppel-Olympiasiegerin Steffen (Berlin) siegte über 100 m Freistil in der Jahresweltbestzeit von 52,00 Sekunden vor Daniela Schreiber (Halle/Saale) und Silke Lippok (Pforzheim). Der dreifache WM-Dritte Biedermann (Halle/Saale) schlug über 200 m Freistil nach 1:44,06 Minuten vor Robin Backhaus und Tom Siara (beide Berlin) an und unterbot die Norm für die Kurzbahn-EM in Stettin (8. bis 11. Dezember) wie seine Lebensgefährtin deutlich.

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Erst schnappte sich Paul Biedermann seinen 28. Meistertitel, dann zeigte Britta Steffen als Schnellste des Jahres alte Stärke: Fast im Minutentakt sorgte Deutschlands Schwimmpaar für die ersten Höhepunkte bei der Kurzbahn-DM in Wuppertal.

"Ich habe meinen Titel wieder", stellte der dreifache WM-Dritte nach seinem Sieg über 200 m Freistil in 1:44,06 Minuten zufrieden fest, nachdem er ebenso wie seine Lebensgefährtin locker die Norm für die EM in Stettin (8. bis 11. Dezember) unterboten hatte.

Britta Steffen erleichtert

Dass Doppel-Olympiasiegerin Steffen nur sieben Minuten später in 52,00 Sekunden über 100 m Freistil Jahresweltbestzeit schwamm, freute den 25-Jährigen noch mehr. "Das war Britta, wie sie alle kennen", sagte der Hallenser, "sie ist überragend geschwommen".

Steffen war vier Monate nach dem WM-Debakel von Shanghai mit ihrer vorzeitigen Abreise die Erleichterung deutlich anzusehen.

"Ich hatte zwar gehofft, dass ich knapp unter 52 schwimme, aber dass es auf den Punkt gepasst hat, macht mich zufrieden", sagte die 28-Jährige, die vor fünf Wochen beim Weltcup in Berlin noch mit Platz drei zufrieden sein musste.

Christian vom Lehn enttäuscht

Für die negative Überraschung des Tages sorgte der WM-Dritte Christian vom Lehn. Über 100 m Brust verpasste der Wuppertaler, in Shanghai über die doppelte Distanz mit Platz drei einer der wenigen Lichtblicke, in schwachen 1:01,45 Minuten als Zwölfter das Finale.

"Das war nicht so berauschend", sagte der 19-Jährige, "es soll keine Ausrede sein, aber ich habe schlecht geschlafen und mich nicht gut gefühlt."

Schon vorher hatte vom Lehn die Erwartungen gedämpft: "Die Kurzbahn liegt mir nicht so. Auf die EM will der Abiturient auch verzichten. Stattdessen geht er als einziger Deutscher beim "Duel in the pool" in Atlanta, bei dem die Europäer gegen die US-Stars antreten, ins Becken. Den Titel holte sich am Nachmittag der Darmstädter Marco Koch (59,44).

Schreiber, Deibler und Brandt lösen EM-Tickets

Für die Europameisterschaften qualifizierte sich neben Steffen, Biedermann und Koch auch Daniela Schreiber, die hinter der Doppel-Olympiasiegerin als Zweite die Norm unterbot. Auch Kurzbahn-Weltrekordler Steffen Deibler (Hamburg/23,00) und die Berlinerin Dorothea Brandt (26,55) jeweils über 50 m Schmetterling lösten als Meister ihre EM-Tickets.

Lokalmatadorin Sarah Poewe will trotz ihres Sieges über 100 m Brust (1:06,60) auf die Teilnahme verzichten.

Isabelle Härle, bei der WM in Shanghai Bronzemedaillengewinnerin im Freiwasser-Team, unterbot über 800 m Freistil in 8:24,40 Minuten die Norm. Jenny Mensing (Wiesbaden/2:06,81) darf als Meisterin über 200 m Rücken ebenfalls nach Polen reisen.

Biedermann nimmt Lange-Aus gelassen hin

Auf die Entmachtung von Bundestrainer Dirk Lange, der erstmals nicht mehr am Beckenrand stand, reagierten Biedermann und Co. gelassen. "Jetzt ist es endlich geklärt, und wir können uns wieder auf den Sport konzentrieren", sagte Biedermann.

"Für uns macht es keinen Unterschied", meinte Klubkollegin Daniela Schreiber. "Ich hatte wenig mit ihm zu tun", sagte Steffen und ergänzte: "Wenn wir uns damit beschäftigen, geht zu viel Energie verloren."

Der 48-Jährige befindet sich mit dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) in Verhandlungen über eine Vertragsauflösung.

Brandt trauert Lange hinterher

"Sehr, sehr schade" findet dagegen die Berlinerin Dorothea Brandt das vorzeitige Ende der Amtszeit Langes. "Ich habe immer sehr gut mit ihm gearbeitet, für mich war er einfach gut", sagte die Aktivensprecherin und kündigte an: "Ich werde auch weiter Kontakt zu ihm halten."

Brandt war am Donnerstag von DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow "unter vier Augen" über die bevorstehende Trennung informiert worden. "Welche Auswirkungen es auf die Mannschaft haben wird, kann ich nicht sagen", meinte die 27-Jährige und ergänzte: "Die Struktur wird ein bisschen neblig."

Allerdings habe Lange ohnehin keinen direkten Einfluss auf das Training gehabt, "er konnte keine Anweisungen geben, sondern nur Empfehlungen".

Für die Kurzbahn-EM in Stettin (8. bis 11. Dezember) soll es eine kurzfristige Lösung geben. Wer Langes Aufgaben bis zu den Olympischen Spielen 2012 in London übernimmt, will Buschkow den Athleten bis Mitte Januar mitteilen. Die Stelle soll erst nach Olympia neu besetzt werden.

Frank Embacher einer der Kandidaten

"Natürlich ist es wichtig, einen Bundestrainer zu haben, mit dem man sich versteht", sagte Biedermann, "aber mein Trainer ist mein wichtigster Ansprechpartner - egal, wer Bundestrainer ist." Biedermanns Heimtrainer Frank Embacher gilt als einer der Kandidaten auf die Lange-Nachfolge im nächsten Jahr.

"2009 hatten wir auch nicht wirklich einen Bundestrainer, und wir haben trotzdem ganz gut abgeschnitten", sagte Biedermann mit Blick auf den Beginn der Amtszeit von Lange, der Ende 2008 seine Arbeit aufgenommen hatte.

Bei der WM 2009 in Rom hatten die Doppel-Weltmeister Biedermann und Steffen dem DSV viermal Gold beschert. Vor vier Monaten in Shanghai hatte es dagegen mit nur fünf Bronzemedaillen die schlechteste WM-Ausbeute seit der Wiedervereinigung gegeben.

Steffen hatte schon vor der Kurzbahn-DM gesagt, dass ihr das Theater um Lange "egal" sei, ihr Verhältnis zu ihm sei "professionell", sagte die Berlinerin und ergänzte: "Hauptsache, das nähere Umfeld ist stimmig." Viele Heimtrainer hatten sich ebenso wie mehrere Athleten intern kritisch über Lange geäußert.

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