Als sich der Teambus von Berlin aus in Richtung Stettin aufmachte, saßen Britta Steffen und Paul Biedermann einträchtig nebeneinander. Bei den Zielen für die Kurzbahn-EM geht das Schwimm-Traumpaar aber getrennte Wege.
Während die Rennen für Doppel-Olympiasiegerin Steffen lediglich besseres Training unter Wettkampfbedingungen sind, brennt ihr Lebensgefährte wieder einmal auf Titel.
Gut präsentieren
"Ganz klar: Ich fahre dahin, um zu gewinnen", sagte der 25 Jahre alte Hallenser: "Eine Kurzbahn-EM ist vielleicht nicht das große Highlight der Saison, aber ich will mich gut präsentieren und gucken, was die europäische Konkurrenz so drauf hat."
Biedermann, der Wettkampftyp. Anders als seine Freundin Steffen liebt der dreifache WM-Dritte die Duelle im Wasser, aus ihnen zieht er seine Motivation für das meist stundenlange Kachelzählen im Training.
"Paul ist wie immer heiß. Wir haben extra etwas Intensität aus dem Training herausgenommen, damit er in Stettin was reißen kann", sagte Biedermanns Heimtrainer Frank Embacher.
Jahresbestleistung unterbieten
Über seine Paradestrecke 400 m Freistil peilt Biedermann am Donnerstag eine Zeit unter 3:40 Minuten an. Damit würde er seine im Oktober beim Weltcup in Moskau aufgestellte Jahresweltbestzeit noch einmal unterbieten.
Die Konkurrenz dürfte nicht das Problem sein. Ein Blick in die Startlisten zeigt, dass viele internationale Stars auf einen Start in Stettin verzichten.
"Ich hätte mir auch stärkere Konkurrenz gewünscht. Aber wenn ein Yannick Agnel oder ein Nikita Lobinzew nicht kommen wollen, kann ich es nicht ändern", sagte Biedermann.
EM= Formaufbau
Zeiten und Titel sind Britta Steffen egal - zumindest bei der EM. Ihr Formaufbau ist fast ausschließlich auf Olympia 2012 in London ausgerichtet. "Ich werde Stettin aus dem vollen Training heraus schwimmen", erklärte die 28-Jährige Berlinerin.
Doch selbst eine unausgeruhte Steffen zählt zu den Medaillenkandidatinnen, auch wenn das für sie unbedeutend ist. Zwei Wochen nach ihren tollen Auftritten bei den nationalen Meisterschaften mit Jahresweltbestzeit über 100 m Freistil wolle sie vor allem auf die Wenden achten, "da habe ich eine Schwäche ausgemacht."
Beste Nation werden
Der Wettkampf ist das beste Training - nach diesem Motto gehen in Stettin neben Steffen auch andere Schwimmer des Nationalteams an den Start.Man wolle die Wettkämpfe auf der 25-m-Bahn vor allem "trainingsmethodisch nutzen", erklärte DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow.
Eine konkrete Medaillenvorgabe für das 22-köpfige Aufgebot gibt es deshalb im Gegensatz zu früher nicht. Bei der vergangenen Kurzbahn-EM in Eindhoven hatte Deutschland als stärkste Nation zehnmal Gold, achtmal Silber und viermal Bronze abgeräumt.
Der entmachtete Bundestrainer Dirk Lange wird wie schon bei der DM nicht am Beckenrand stehen. Buschkow sowie Diagnostik-Bundestrainer Markus Buck übernehmen dessen Aufgaben.