Biedermann siegt erneut

SID
Paul Biedermann feierte ein eindrucksvolles Comeback in Wuppertal
© getty

Bei seiner Rückkehr nach neun Monaten überraschte Paul Biedermann sich selbst. "Damit hätte ich nicht gerechnet", sagte der Weltrekordler nach seinem eindrucksvollen Comeback bei der Kurzbahn-DM in Wuppertal. In 3:39,02 Sekunden schwamm der Olympiafünfte über 400 m Freistil nicht nur souverän zu seinem zweiten Titel in drei Tagen, er katapultierte sich auch auf zweiten Platz der europäischen Rangliste.

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"Jetzt müssen wir uns das mit der EM echt noch mal überlegen", scherzte sein Trainer Frank Embacher auf der Tribüne. Doch Biedermann, der wegen eines verschleppten Infekts seit Februar kein Rennen mehr bestritten und die WM im Sommer in Barcelona ausgelassen hatte, stellte klar: "Wir bleiben bei unserem Fahrplan, den schmeißen wir nicht mehr um." Wie angekündigt verzichtet der 27-Jährige auf den Start bei der Kurzbahn-EM in Herning/Dänemark.

Stattdessen will sich der Doppel-Weltmeister von 2009, der erst seit zehn Wochen wieder im Training ist, noch einmal den Luxus des normalen Lebens leisten. "Jetzt beginnt für mich schon die Weihnachtszeit", sagte er schmunzelnd: "Ich freue mich, dass ich mir mal einen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt gönnen kann."Der Fokus liegt auf den Europameisterschaften 2014 in Berlin. "Der Weg zur internationalen Spitze ist noch weit. Ich darf mich jetzt nicht ausruhen, sondern muss weiterkämpfen", sagte der Kurzbahn-Weltmeister.

"Können um die Medaillen mitkämpfen"

So muss Bundestrainer Henning Lambertz bei der ersten internationalen Meisterschaft nach dem WM-Debakel von Barcelona auf seinen "Leitwolf" verzichten. Dafür hat der Schwimm-Chef aber Verständnis, "dieser Weg ist so abgesprochen".

In Herning müssen deshalb andere in die Bresche springen. Dabei hat Lambertz vor allem Vizeweltmeister Marco Koch, der im Sommer das einzige deutsche WM-Edelmetall gewann, und den Olympiavierten Steffen Deibler im Visier. "Sie können um die Medaillen mitkämpfen", sagte er.

Deibler schnappte sich am Schlusstag in der Schwimmoper seine DM-Titel Nummer 33 und 34 und freute sich, "dass ich mich jetzt ausruhen kann". Der Hamburger siegte zunächst über 100 m Schmetterling und knapp zwei Stunden später über 50 m Freistil. Mit vier Titeln war der 26-Jährige der erfolgreichste Schwimmer in Wuppertal.

Michalak mit Rekord

Koch will nach seinem Sieg über seine Paradestrecke 200 m Brust, seinem dritten des Wochenendes, die EM "ganz entspannt" angehen: "Schauen wir mal." Das Highlight sei Berlin im nächsten Jahr, "alles andere ist nicht so wichtig". Deutschen Rekord schwamm Theresa Michalak zum Abschluss über 100 m Lagen. Die Hallenserin verbesserte in 58,93 Sekunden ihre alte Bestmarke um zwölf Hundertstel.

Dreieinhalb Monate nach der Enttäuschung von Barcelona hat Lambertz noch keine Trendwende ausgemacht. "Das Gesamtniveau ist eher durchschnittlich", gab der Bundestrainer zu. 28 Athleten (13 Männer und 15 Frauen) qualifizierten sich in Wuppertal für die Kurzbahn-EM - ohne Biedermann; insgesamt 62-mal wurden die moderaten Normen unterboten.

Auch Deibler fehlt

Die Ziele für Herning setzte Lambertz, der mit "plusminus 30" Schwimmern plant, niedrig an. "Ich zähle nicht unbedingt die Medaillen. Das Team soll sich steigern. Wenn mehr als die Hälfte einen Schritt nach vorne macht und ein, zwei etablierte Sportler eine Medaille mitnehmen, wäre es eine gute EM", sagte er.

Neben Biedermann fehlt in Dänemark auch Markus Deibler, der bei der Kurzbahn-EM 2010 drei Titel gewann. Damals räumte das DSV-Team in Eindhoven 22 Medaillen ab, zehn davon in Gold. Auch Silke Lippok lässt die EM aus. Die Neu-Hamburgerin holte vor zwei Jahren in Stettin einen von sieben deutschen Titeln.

Zudem schmerzt der Abschied der Weltrekordlerin Britta Steffen. Die Doppel-Olympiasiegerin von 2008, die bei der Kurzbahn-EM 2011 dreimal Gold gewann, beendete im September ihre Karriere. "Es wird einige Zeit brauchen, die großen Fußstapfen zu füllen", meinte Lambertz.

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