"Es ist etwas Besonderes, weil ich mich wieder bewiesen habe", sagte der 27-Jährige nach seinem Sieg über 200 m Freistil in 1:44,17 Minuten: "Ich kann sagen: Jawoll, es ist der richtige Weg."
Der Kurzbahn-Weltmeister, der vor den beiden Berlinern Robin Backhaus und Tim Wallburger anschlug, blieb damit deutlich unter der Norm für die Europameisterschaften in Herning (12. bis 15. Dezember). Wegen der langen Pause verzichtet er aber auf einen Start in Dänemark. "Bei einer EM kannst du mit der Zeit nicht antreten", meinte der Olympiafünfte, der seit zehn Wochen wieder im Training ist.
Als er am Morgen erstmals nach einem Dreivierteljahr wieder bei einem ernsthaften Rennen auf den Startblock gestiegen war, hatte er sich noch ganz anders gefühlt. "Ich war noch nie so aufgeregt vor einer deutschen Meisterschaft wie jetzt", gab Biedermann zu: "Ich bin erstmal froh, dass ich meinen ersten Start heil hinter mich gebracht habe." Wegen eines verschleppten Infekts hatte er seit Februar aussetzen und auf die WM im Sommer in Barcelona verzichten müssen.
Der Coach ist beeindruckt
Die erfolgreiche Rückkehr ins Wettkampfbecken beeindruckte auch seinen Heimtrainer Frank Embacher. "Dass er mit dieser Zeit gewinnt, ist ein Ausdruck von Stärke", meinte der Coach, "eine tolle Sache." Vorgenommen hatte sich das Duo eine Zeit um 1:44,9.
Dass der Weg zu den Europameisterschaften in Berlin im nächsten Jahr aber noch weit ist, weiß auch Biedermann. "Ich habe gemerkt, dass ich noch ganz schön viele Fehler mache", sagte er: "Mir fehlt noch eine ganze Menge Training." Auch wenn es "ein unheimlich hartes Rennen" gewesen sei, "das Härteste war nicht das Schwimmen, sondern mental damit umzugehen, dass ich nicht wusste, was ich kann."
Jetzt weiß der Rückkehrer ein bisschen mehr. Nach den 400 m Freistil am Sonntag werden weitere Erkenntnisse hinzukommen. Vor zwei Wochen hatte Biedermann bei den sächsischen Meisterschaften in Riesa den ersten Schritt zurück ins Schwimmerleben gemacht - mit Vollbart und noch dreieinhalb Sekunden langsamer.
Ohne Biedermann zur Kurbahn-EM
Das deutsche Team bei der Kurzbahn-EM in zwei Wochen werden in Biedermanns Abwesenheit Weltrekordler Steffen Deibler und Barcelona-Vizeweltmeister Marco Koch anführen. Deibler, im Sommer um acht Hundertstel an einer WM-Medaille vorbeigeschrammt, holte sich über 50 m Schmetterling in 22,89 Sekunden seinen insgesamt 31. deutschen Meistertitel. Er war dabei wie schon im Vorlauf schneller, als vom DSV gefordert. "Das war ein solides Rennen", meinte der 26-Jährige.
Koch, der das einzige Edelmetall der deutschen Beckenschwimmer in Barcelona gewonnen hatte, blieb bei seinem Sieg über 100 m Brust in 58,27 Sekunden ebenfalls unter der EM-Norm.
"Die Zeit ist nicht so gut, aber es hat gereicht", sagte der Darmstädter, der am Vorabend bereits auf den ungewohnten 400 m Lagen die geforderte Zeit unterboten hatte. In Herning will sich der 23-Jährige aber auf die Bruststrecken konzentrieren.
Acht weitere Tickets für die EM
Ihr EM-Ticket lösten am zweiten Wettkampftag außerdem Dorothea Brandt (Essen) mit ihrem ersten Titelgewinn über 100 m Freistil, die knapp geschlagene Daniela Schreiber (Halle/Saale), Caroline Ruhnau (Essen) und Theresa Michalak (Halle/Saale) über 100 m Brust, Jenny Mensing (Wiesbaden) und die 15-jährige Sonnele Öztürk (Berlin) über 200 m Rücken sowie Leonie Antonia Beck (Würzburg) und Johanna Friedrich (Magdeburg) über 400 m Freistil.
Auch die von Biedermann geschlagenen Backhaus und Wallburger blieben unter der Norm, ebenso wie Maximilian Oswald (Berlin) über 50 m Schmetterling.