Die schlechteste Reaktionszeit aller Finalisten beim Start, die "wohl schlimmste Wende meiner Karriere", und dann auch noch vom Erzrivalen Ryan Lochte geschlagen: Bei seinem mit Spannung erwarteten Comeback nach 628 Tagen Wettkampfpause war Schwimm-Superstar Michael Phelps zwar noch etwas eingerostet, doch seine am Ende dennoch beeindruckende Zeit über 100 m Schmetterling ließ keinen Zweifel zu: Der Meister hat nichts verlernt.
In 52,13 Sekunden schwamm der Rekord-Olympiasieger beim Meeting in Mesa/Arizona vor 1200 Zuschauern im ausverkauften Skyline Aquatic Center als Zweiter auf Anhieb auf Platz fünf der Weltjahresbestenliste. Den Rang teilt er sich mit Deutschlands Schmetterling-Ass Steffen Deibler, doch solche Vergleiche sind Phelps im Moment völlig egal. Für den Amerikaner, der am Freitag noch über 50 m Freistil startete, zählt derzeit nur die Lust am Schwimmen.
"Das Rennen hat viel Spaß gemacht", sagte der 28-Jährige nach dem ersten Finale seit seinem Rücktritt nach Olympia 2012. Im Vergleich zum Vorlauf hatte er sich deutlich um 0,71 Sekunden steigern können.
Am Morgen sei er äußerst nervös gewesen, gab der 18-malige Olympiasieger zu: "Ich habe mich wie ein Schwimmer der Sommer-Liga gefühlt. So als sollte ich mir besser meinen Lauf und meine Bahn auf die Hand schreiben, damit ich sie nicht vergesse."
"Das Härteste überhaupt - ich liebe es"
Im Finale fand Phelps zwar zu seiner Souveränität zurück, technische Schwächen verhinderten aber eine noch bessere Zeit. "Das habe ich absolut erwartet", sagte sein Erfolgscoach Bob Bowman: "Aber diese Zeit ist ein guter Anfang." Dass er - wie alle Experten vermuten - auf Olympia 2016 in Rio de Janeiro hinarbeitet, wollte Phelps aber erneut nicht bestätigen.
Geht es nach seinen Konkurrenten, muss Phelps zwingend weitermachen. Dem fünfmaligen Olympiasieger Lochte machte allein die Präsenz des Ausnahmeschwimmers Beine, er gewann das Rennen mit einem Vorsprung von zwei Zehntelsekunden vor seinem Rivalen.
"Gegen Michael Rennen zu schwimmen ist wohl das Härteste überhaupt, ich liebe es", sagte Lochte, der sich seit 2004 packende Duelle gegen seinen Landsmann liefert. Lochte gab zu: "Es hat mein Herz ein bisschen gebrochen, als er zurückgetreten ist."
Doch jetzt ist Phelps zurück, und die an schillernden Persönlichkeiten arme Schwimm-Szene atmet auf. "Dieser Sport hat mir so viel gegeben", sagte Phelps demütig, "ich denke nicht, dass ich das jemals zurückgeben kann."