Weltrekordler Deibler tritt zurück

SID
Will sich neuen Herausforderungen widmen: Markus Deibler hört auf
© getty

Der ohnehin gebeutelte deutsche Schwimmsport verliert völlig überraschend einen seiner größten Hoffnungsträger. Weltrekordler Markus Deibler hat keine zwei Wochen nach seinem WM-Triumph von Doha mit nur 24 Jahren seinen sofortigen Rücktritt erklärt - dem Deutschen Schwimmverband (DSV) bricht damit ein fest eingeplanter Leistungsträger für Olympia 2016 weg.

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"Ich habe mich nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, meine Karriere im Leistungssport zu beenden", teilte der 24-Jährige in einer bei Facebook veröffentlichten Erklärung mit: "Es war eine super Zeit, ich durfte schöne Erfahrungen machen und blicke auf eine erfolgreiche Karriere zurück."

Deiblers Schritt kommt nur neun Tage nach dem größten Erfolg seiner Karriere. Am 7. Dezember hatte der gebürtige Biberacher, der für den Hamburger Sport-Club startete, bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften in Doha/Katar den Titel über die - nicht olympischen - 100 m Lagen geholt, den Weltrekord dabei auf 50,66 Sekunden gedrückt und danach noch völlig euphorisch in die Zukunft geblickt.

"Jetzt will ich auch auf der Langbahn angreifen", sagte Deibler: "Erfolg macht Spaß und motiviert für die kommende Zeit." Die Langbahn-WM im kommenden Jahr im russischen Kasan und Olympia in Rio schienen schon greifbar nahe - der deutsche Rekordhalter über 200 m Lagen hätte über diese Distanz zumindest zum erweiterten Favoritenkreis gezählt.

Speiseeis statt Schwimmbad

Nach kurzem Durchatmen warf Deibler aber nun all seine Pläne über den Haufen. Sein Rücktritt, das ließ er durchblicken, hat weniger sportliche Gründe. "Es ist für mich an der Zeit, neue Projekte anzugehen", schrieb er: "Ich will meine Fähigkeiten dazu nutzen, unternehmerisch tätig und mit Luicella's erfolgreich zu sein.

Luicella's, das ist die Eisdiele, die Deibler mit der Freundin seines älteren Bruders Steffen, dem noch aktiven Kurzbahn-Weltrekordler über 50 m Schmetterling, im Hamburger Vergnügungsviertel St. Pauli betreibt. "Steffens Freundin kam mit der Idee von ihrem Auslandssemester, dann haben wir einen Businessplan entworfen. Das hat sich alles so gut angehört, dass ich gesagt habe: Komm, das ziehen wir jetzt durch", hatte der Jungunternehmer nach der Eröffnung gesagt.

Das Projekt sollte helfen, das finanziell aufwändige Sportlerleben zu stemmen - die Brüder hatten oftmals fehlende Unterstützung beklagt. "Wenn wir keine Sponsoren finden, dann ist Rio gestrichen", hatte der Olympia-Vierte Steffen Deibler im Vorjahr gesagt: "Wir finanzieren uns gerade von unseren Rücklagen." Und sein Bruder Markus meinte fast schon resignierend: "Wenn unsere Leistungen und unsere Arbeit so wenig Anerkennung finden, dann war's das eben."

Schock bei Nationalmannschaftskollegen

Die Nationalmannschafts-Kollegen reagierten teilweise schockiert auf Deiblers Rücktritt. "Mein erster Gedanke war, der Account würde gehackt. Du wirst fehlen, alles Gute!", schrieb Staffel-Europameister Yannick Lebherz bei Facebook. Franziska Hentke, die in Doha mit Bronze über 200 m Schmetterling neben Deibler und Brustschwimmer Marco Koch eine von drei deutschen WM-Medaillen geholt hatte, postete: "Puh, das ist sehr überraschend!"

Ein Rücktritt in Deiblers Alter ist indes nicht ungewöhnlich im Schwimmsport: Der große Mark Spitz trat mit 22 Jahren ab, Ian Thorpe war wie Deibler 24, Michael Phelps 27. Alle kehrten danach aber - mehr oder weniger erfolgreich - noch einmal ins Becken zurück.

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