Der 28-Jährige blieb in 1:46,20 Minuten über seiner Saisonbestzeit (1:45,60) und klar hinter dem Halbfinalsieger Ryan Lochte (1:45,36) zurück. "Man muss wesentlich schneller als meine Saisonbestzeit schwimmen, um in die Medaillen zu kommen. Deswegen muss ich jetzt mal richtig in die Puschen kommen", sagte Biedermann.
Das traut ihm Bundestrainer Henning Lambertz auch zu: "Auf den zweiten hundert Metern ist er vielleicht immer noch der Stärkste der Welt. Aber es muss es schneller angehen. Ich glaube, das kann er."
Acht Stunden zuvor war Biedermann noch deutlich selbstbewusster aufgetreten. Nach seinem dritten Platz im Vorlauf hatte Biedermann, der im Staffelrennen am Sonntag über 4x100 m Freistil enttäuscht hatte, ein 49 Sekunden langes Selbstinterview geführt, das Erinnerungen an eine legendäre Pressekonferenz von Klaus Augenthaler als damaliger Trainer des VfL Wolfsburg weckte.
Biedermann macht den Augenthaler
"Hallo, ich gebe Antworten und die Fragen stelle ich auch selber", hatte der Freund von Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen den verdutzten Journalisten entgegengeworfen:
"Wie war das Rennen? Das Rennen war okay. Jetzt wird's umso spannender im Semifinale, und da freue ich mich jetzt drauf. Wie hat sich das Wasser angefühlt? Immer noch nass, aber schon etwas besser. Ich brauche immer einen Wettkampf, um reinzukommen."
Hendrik Feldwehr und Alexandra Wenk hatten derweil Probleme, in ihren WM-Finals die starken Zeiten aus der Runde zuvor zu bestätigen. Der Essener Feldwehr wurde über 100 m Brust Achter (1:00,16), die Münchnerin Wenk, die im Halbfinale deutschen Rekord geschwommen war, belegte bei ihrer WM-Finalpremiere über 100 m Schmetterling Rang sieben (57,94).
Gold ging in Weltrekordzeit an die schwedische Titelverteidigerin Sarah Sjöström (55,64). Auch Ungarns Schwimmstar Katinka Hosszu stellte bei ihrem Sieg über 200 m Lagen einen Weltrekord (2:06,12) auf.
"Das ist respektlos"
"Es war einfach nur cool, sich mit den Besten zu messen. Ich habe es genossen", sagte Wenk dennoch zufrieden. Den Endkampf über 100 m Rücken verpasste dagegen der EM-Dritte Jan-Philip Glania (Frankfurt) als Halbfinal-13. (53,78). Clemens Rapp (Heidelberg) scheiterte einen Tag nach seinem siebten Platz über 400 m Freistil über die halbe Distanz als 21. im Vorlauf.
Biedermanns merkwürdiger Auftritt in der Interviewzone lässt sich mit den hohen Erwartungen erklären. Die Chancen auf seinen ersten WM-Titel seit seinem Doppelgold 2009 in Rom sind so groß wie nie.
Biedermann war mit der weltbesten Zeit nach Kasan gereist und in der Vorbereitung von Krankheiten und Verletzungen verschont geblieben. Zudem sind US-Superstar Michael Phelps (Ausschluss nach Alkoholfahrt) und Doppel-Olympiasieger Yannick Agnel (Trainingsrückstand) nicht am Start. Auch Freundin Steffen zeigte sich optimistisch: "Eine Medaille halte ich für realistisch."
Biedermanns Rivale Sun Yang hatte nach seinem Sieg über die doppelte Distanz für Wirbel gesorgt, als er allergisch auf Dopingfragen reagierte. "Es gibt keinen Grund, an unseren Leistungen zu zweifeln. Das ist respektlos", sagte der chinesische Schwimm-Riese, der selbst einmal rückwirkend für drei Monate gesperrt worden war, nachdem eine verbotene Substanz in seinem Körper gefunden worden war.