Die Wege der Fed-Cup-Kolleginnen trennten sich auf spektakuläre Weise: Während Julia Görges vor dem Halbfinale des WTA-Turniers in Stuttgart am Samstag weiter vom 408 PS starken Edelflitzer als Belohnung träumen darf, verabschiedete sich Andrea Petkovic im Rollstuhl vom Heimspiel.
Die Hoffnungsträgerin musste beim 4:6, 1:6 gegen die Weltranglistenerste Caroline Wozniacki (Dänemark) den Strapazen des Rummels um ihre Person Tribut zollen und ließ sich völlig entkräftet von ihrem Trainer zur Pressekonferenz schieben. "Der Akku war leer. Ich fühle mich wie 100. Ich bin eben keine Maschine", sagte Petkovic, "aber ich werde bald eine sein." Ab Montag wird die Darmstädterin erstmals in den Top 15 der Bestenliste auftauchen.
Görges Außenseiterin gegen Stosur
Görges indes könnte mit einem Sieg gegen die Vorjahresfinalistin Samantha Stosur (Australien/Nr. 5) als erste Deutsche seit 15 Jahren ins Endspiel von Stuttgart einziehen. "Natürlich gehe ich als Außenseiterin in das Match. Aber ich weiß, dass ich Sam schlagen kann", meinte Görges mit Blick auf den bislang einzigen Vergleich mit der French-Open-Finalistin. Den hatte die 22-Jährige aus Bad Oldesloe 2010 in Tokio gewonnen.
Allerdings würde ein Turniertriumph Görges, die im Viertelfinale Sabine Lisicki (Berlin) 6:4, 6:4 bezwang, vor ein Problem der ungewöhnlichen Art stellen. Denn neben der Prämie in Höhe von 111.000 Dollar wartet ein silberfarbener Sportwagen auf die Gewinnerin. "Ich bin allerdings seit drei Monaten kein Auto gefahren. Vielleicht sollte ich es vorher erstmal wieder mit einem normalen Wagen probieren", erklärte Görges. Für die Weltranglisten-32. schlägt bislang ein Turniersieg zu Buche: 2010 in Bad Gastein.
Andrea Petkovic indes hat aus den kräftezehrenden Tagen von Stuttgart bereits ihre Lehren gezogen. "Ich werde künftig weniger Pressegeschichten machen. Ich weiß, was noch in mir steckt. Und ich weiß auch, dass ich mit meiner Energie haushalten muss", sagte die Australian-Open-Viertelfinalistin, die zuletzt die Kehrseiten des neuen Ruhms zu spüren bekam.
Petkovic will regenerieren
Der Stress des "Petko-Hypes" war der ungewohnt blassen Hessin dann auch deutlich anzumerken. "Ich sehe total schlecht aus und habe Pickel. Die habe ich sonst nie", meinte die neue Vorzeigefrau.
In den nächsten Tagen möchte Petkovic zuhause in Darmstadt regenerieren. Viel schlafen, gut essen und sich vielleicht am Samstag im Stadion das Spiel ihres Liebelingsvereins Eintracht Frankfurt gegen Bayern München anschauen. Und sie will sich darüber freuen, "dass Tennis-Deutschland aufgewacht ist".
Dank ihr. Viel Zeit zum Durchschnaufen bleibt aber nicht: Bereits am 30. April beginnt das Turnier in Madrid, dem die Veranstaltung in Rom folgt. Ab 21. Mai stehen dann die French Open in Paris auf dem Programm.
Wozniacki lobt Petkovic
Bereits zum jetzigen Zeitpunkt hat Petkovic ihr Jahresziel (Top 20) übertroffen. Neue Ziele möchte sie sich aber nicht stecken. "Ich will mich nicht verrückt machen lassen, von der Platzierung oder dem Geld. Ich will mein Spiel verbessern", sagte sie. Das sei der richtige Weg, wenn der Druck immer größer und die Luft immer dünner werde. Petkovic: "Denn in mir steckt noch viel besseres Tennis." Und weil körperlich alles ausgereizt ist, soll die Minimierung der Pressetermine neue Energieprozente bringen.
Branchenführerin Caroline Wozniacki, die im Halbfinale auf Agnieszka Radwanska (Polen) trifft, lobte Petkovic als "große Spielerin". In den entscheidenden Momenten gegen die Dänin fehlte der Deutschen aber die Kraft. Petkovic führte 4:1 im ersten Satz und vergab jeweils drei Spielbälle zum möglichen 5:1 beziehungsweise 5:2.
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