Julia Görges hat das Duell der Fed-Cup-Kolleginnen gewonnen und steht nach zwölf Jahren als erste Deutsche im Halbfinale des WTA-Turniers von Stuttgart.
Die Weltranglisten-32. aus Bad Oldesloe besiegte in der Runde der letzten Acht Sabine Lisicki (Berlin) in 92 Minuten mit 6:4, 6:4 und darf weiter von einer 408 PS starken Belohnung träumen.
Görges: "Wusste, dass Sabine einen Lauf hat"
Die Turniergewinnerin erhält neben der Prämie in Höhe von 111.000 US-Dollar einen silbernen Edel-Sportwagen. "Ich bin froh, dass ich gut aufgeschlagen habe. Ich wusste ja, dass Sabine auf dem Weg zurück ist und einen Lauf hat", sagte Görges.
In der Vorschlussrunde trifft die 22-Jährige am Samstag auf die Australierin Samantha Stosur. Die Vorjahresfinalistin hatte sich 2:6, 6:3, 7:6 (7:3) gegen die an Position zwei gesetzte Wera Swonarewa durchgesetzt.
Die Russin hatte in dem Match über 2:37 Stunden Probleme mit ihrem Schläger und musste das Racket ingesamt fünfmal wechseln, nachdem immer wieder die Saiten gerissen waren.
Als letzte Deutsche hatte Anke Huber 1999 den Sprung in die Vorschlussrunde von Stuttgart geschafft. Am Donnerstagabend haben auch noch Andrea Petkovic (Darmstadt) und Kristina Barrois (Stuttgart) die Chance, das Halbfinale des mit 721.000 US-Dollar dotierten Hallen-Sandplatzturniers zu erreichen.
Turniersieg in Bad Gastein
Görges hatte zu Beginn des Jahres bereits das Halbfinale in Auckland erreicht. Bislang steht für die Rechtshänderin ein Turniersieg zu Buche: 2010 in Bad Gastein.
Gegen ihre Freundin Lisicki, die im vergangenen Jahr sechs Monate wegen einer Sprunggelenkverletzung pausierte, wirkte Görges letzlich entschlossener. Im ersten Satz wehrte die deutsche Nummer zwei drei Breakbälle ab und verwandelte nach 45 Minuten den ersten Satzball.
Auch danach ließ sich Görges nicht beirren und leistete sich nur wenige Fehler. Das bislang einzige Duell mit Stosur hatte sie 2010 in Tokio gewonnen. Doch auch Lisicki kann mit ihrer Turnierwoche zufrieden sein.
Die 21-Jährige, die wegen ihrer Verletzung von Weltranglisten-Platz 22 bis auf Rang 218 abgestürzt war, ist zurück auf dem Weg zu alter Stärke. "Nach meiner Zwangspause genieße ich die Erfolge bewusster. Ich wusste immer, dass ich es schaffen werde", sagte Bollettieri-Schülerin Lisicki.
Rittner: "Das ist kein Zufall"
Von einem Fräuleinwunder will Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner in den traumhaften Tagen von Stuttgart trotzdem nichts wissen. "Das ist kein Zufall. Es ist einfach so, dass momentan viele kleine Bausteine zusammenpassen", sagte Rittner.
Dass der Durchbruch auf breiter Front mit einem DTB-Quartett im Viertelfinale ausgerechnet beim Heimspiel gelang, freut die 37-Jährige natürlich besonders: "Ein tolles Gefühl. Es ist eine positive Welle, auf der die deutschen Tennisspielerinnen schwimmen. Und noch ist das Turnier ja nicht zuende."
Sogar Steffi Graf hat im fernen Las Vegas die Erfolgsgeschichte vernommen und längst per SMS gratuliert. "Sie hat geschrieben, dass sie alles verfolgt hat und stolz ist", berichtete Rittner, der derzeit täglich das Herz aufgeht.
Am vergangenen Wochenende hatte ihr Quartett im Fed Cup mit einem Sieg gegen Rekordgewinner USA (5:0) den Weltgruppen-Aufstieg geschafft.
Petkovic verliert gegen Wozniacki
Keine Chance auf den Halbfinal-Einzug hatte hingegen Andrea Petkovic. Die Weltranglisten-19. aus Darmstadt verlor nach hartem Kampf mit 4:6, 1:6 gegen Caroline Wozniacki. Die Dänin revanchierte sich damit für die gegen Petkovic Ende März erlittene Niederlage in Miami. Die deutsche Nummer eins führte im ersten Satz bereits mit 4:1, gab dann aber zehn Spiele in Folge ab.
Auch Kristina Barrois hat den Einzug ins Halbfinale verpasst. Die Weltranglisten-79. verlor gegen Agnieszka Radwanska (Polen) mit 5:7, 3:6.
Die WTA-Weltrangliste