Novak Djokovic sank auf die Knie und schrie seine ganze Anspannung in den New Yorker Nachthimmel. Der derzeit beste Tennisspieler der Welt hatte zum ersten Mal in seiner Karriere die US Open gewonnen. In einem zu fast jeder Zeit hochklassigen Finale setzte sich Djokovic gegen Rafael Nadal 6:2, 6:4, 6:7 (3:7), 6:1 durch.
Nachdem er seinen dritten Grand-Slam-Titel des Jahres gewonnen hatte, küsste Djokovic den Center Court. Wie schon in Wimbledon behielt der 24-jährige Serbe in vier Sätzen die Oberhand gegen den tapfer kämpfenden Spanier.
Djokovic ehrt Opfer des 11. September
Bei den Australian Open hatte er den Titel gegen Andy Murray gewonnen. "Es ist ein sagenhaftes Gefühl, hier zu gewinnen", sagte Djokovic, der im Gedenken an die Opfer des Terroranschlags auf das World Trade Center vor zehn Jahren eine Kappe der New Yorker Feuerwehr trug.
Für seinen Sieg vor 22.547 Zuschauern im ausverkauften Arthur Ashe Stadium kassierte Djokovic ein Preisgeld von 1,8 Millionen US-Dollar (ca. 1,3 Millionen Euro) und baute seinen Vorsprung in der Weltrangliste aus. Nadal muss sich mit einem Scheck über 900.000 US-Dollar trösten.
Geld spielte aber für beide eine ganz untergeordnete Rolle. Das betonte Djokovic einen Tag nach dem zehnten Jahrestag des 11. September ausdrücklich: "Es gibt Wichtigeres im Leben als ein Tennismatch."
Djokovic: Nur zwei Niederlagen im Jahr 2011
Djokovic hat sich in dieser Saison zur unüberwindbaren Hürde für Paris-Champion Nadal entwickelt - der Erfolg in Flushing Meadows war bereits der sechste Finalsieg des derzeit besten Tennisspielers der Welt gegen den Mallorquiner. "Was du geschafft hast, kann man wahrscheinlich nicht wiederholen", sagte Nadal nach dem Match zu seinem Gegner.
Mit seinem insgesamt zehnten Turniersieg des Jahres schraubte Djokovic seine Bilanz auf 64:2 Siege. Er hatte nur im Halbfinale der French Open gegen Roger Federer verloren und das Finale von Cincinnati gegen Andy Murray verletzungsbedingt aufgeben müssen.
"Ich habe durchaus Ambitionen, mit den French Open meine Grand-Slam-Sammlung komplett zu machen, aber das wird Zeit brauchen. Es wird schwer werden, auch nur die Hälfte von dem, was ich in dieser Saison geschafft habe, nächstes Jahr zu wiederholen", gestand Djokovic.
Zwei Sätze lang war es eine beeindruckende Demonstration der derzeitigen Kräfteverhältnisse im Herren-Tennis. Djokovic war seinem ein Jahr älteren Konkurrenten in nahezu allen Belangen überlegen. Bereits die Returns schlugen vor Nadals Füßen ein und setzten den ehemaligen Weltranglistenersten sofort nach dem Aufschlag unter Druck.
Famoses Comeback von Nadal
Im dritten Durchgang konnte Nadal das Match offen gestalten und phasenweise sogar seinerseits dominieren, er rückte näher an die Grundlinie und zwang Djokovic zu Fehlern. Der Serbe konterte, schlug beim 6:5 zum Matchgewinn auf und musste doch in die Verlängerung.
Im Tiebreak bestätigte Nadal die Bilanz zwischen beiden Spielern: Zuvor hatte der Spanier fünf der sieben Toebreaks gegen Djokovic gewonnen, auch diesmal behielt klar mit 7:3 die Oberhand.
Vieles sprach nun für Nadals Comeback. Das war jedoch auch in Wimbledon schon der Fall gewesen - und trotzdem siegte Djokovic in vier Sätzen.
Krämpfe und Rückenschmerzen behindern Djokovic
Diesmal jedoch kam eine weitere Komponente hinzu: Der Serbe hatte sich in der Schlussphase des dritten Durchgangs offenbar am Rücken verletzt - und nicht nur da. "Ich hatte Probleme mit den Rippen, Krämpfe in beiden Beinen und Schmerzen im Rücken", sagte Djokovic.
Djokovic nahm eine Auszeit und ließ sich behandeln. Die Unterbrechung zeigte alsbald Wirkung - bei beiden Spielern: Während Djokovic zu alter Form zurückfand, fehlte Nadal plötzlich völlig der Rhythmus. Länge und Präzision waren auf seltsame Weise verschwunden.
"Ein ganzer Haufen Gluten und Alkohol"
Beide Spieler wirkten angeschlagen, doch wie so oft in diesem Jahr hatte Djokovic die größeren Kraftreserven. Nadal konnte bei der Siegerehrung nur noch anerkennend Beifall klatschen.
Und Djokovic? Der war einfach nur froh, dass es vorbei war: "Es hätte auch nicht viel länger gehen dürfen." Der Rest sollte eine große Party werden. "Gestern Abend habe ich überhaupt kein Gluten gegessen", verriet der an einer Unverträglichkeit leidende Serbe über seinen Speiseplan vor dem Finale und fügte grinsend hinzu: "Heute werde ich dafür einen ganzen Haufen Gluten und Alkohol zu mir nehmen."
Djokovic bezwingt Nadal: Das Finale zum Nachlesen im Re-Live