Boris Becker hat sein Herz für Andrea Petkovic und Co. entdeckt, den deutschen Herren am Rande der US Open aber ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Die Diskrepanz zwischen dem Fräuleinwunder und den Schattenmännern ist für den 43-Jährigen ebenso offensichtlich wie erklärbar.
"Die Mädels haben mehr Motivation und einen größeren Antrieb. Und sie haben bei ihrer Turnierplanung eine bessere Zielsetzung", sagte Becker dem "Sport-Informations-Dienst": "Für sie ist es wichtig, bei den Grand Slams topfit zu sein und dort gute Ergebnisse zu erzielen."
Halbfinale und Top 5 möglich
Der deutschen Nummer eins Petkovic, die am Donnerstag in New York ebenso wie Angelique Kerber ihr Viertelfinale spielen sollte, traut der dreimalige Wimbledonsieger sogar den Sprung in die Spitzengruppe der Weltrangliste zu.
"Was Andrea in diesem Jahr erreicht hat, ist schon sagenhaft. Sie hat eine tolle Einstellung und war ja schon kurz die Nummer zehn. Ich sehe keinen Grund, warum sie nicht schon bald unter den Top 5 sein sollte", meinte Becker, der beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres als Kommentator im Einsatz ist.
Männer im Hintertreffen
Kritik übte der leidenschaftlich Pokerspieler an der Sichtweise seiner Erben um Florian Mayer, Philipp Petzschner (beide Bayreuth) und Philipp Kohlschreiber (Augsburg).
"Sie nehmen die Grand Slams einfach so mit wie andere Turniere. Es ist nichts Besonderes für sie. Es geht ihnen nur darum, in der Rangliste möglichst gut dazustehen", kritisierte Becker und fügte an: "Bei mir war das immer anders."
Bei den US Open hatten Florian Mayer und der im April nach 15-monatiger Verletzungspause auf die Tour zurückgekehrte Routinier Tommy Haas als einzige von sieben gestarteten deutschen Männern die dritte Runde erreicht. Dort war das Duo allerdings gescheitert.
"Andrea ist ein Tier"
Die beiden Fed-Cup-Spielerinnen Andrea Petkovic und Angelique Kerber hatten sich nach Wimbledon drei Wochen lang gezielt auf die Hartplatzsaison mit dem Höhepunkt US Open vorbereitet. In der Offenbacher Tennis University der früheren Davis-Cup-Spieler Rainer Schüttler und Alexander Waske hatten die beiden vor allem an ihrer Physis gearbeitet.
"Andrea ist die fitteste Spielerin der Tour, sie ist ein Tier. Aber sie hat auch hart dafür geschuftet", sagte Waske über seinen Schützling, der am Donnerstag in Flushing Meadows auf die Weltranglistenerste Caroline Wozniacki (Dänemark) treffen sollte.
Kerber auf dem Vormarsch
Auch für Kerber zahlte sich die Schinderei auf der Rosenhöhe aus. Nach zuvor zehn Erstrundenpleiten in diesem Jahr erreichte sie in den vergangenen drei Wochen ihre bislang größten Erfolge.
Der Halbfinal-Teilnahme in Dallas folgte nun das erste Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier.
"Der Schlüssel zum Erfolg ist die Fitness. Das habe ich jetzt kapiert", sagte die Weltranglisten-92., die es in der Runde der letzten Acht mit der Italienerin Flavia Pennetta zu tun bekam.
Die aktuelle Weltrangliste der WTA-Tour