Sabine Lisicki lernt. Fast immer und überall. Gerade in den Tagen von New York, wo an vielen Ecken Gefahren lauern. Für die im Achtelfinale der US Open stehende Berlinerin allerdings eher abseits des Tennisplatzes. Die Pflicht auf dem Court erledigt die längst als Geheimfavoritin geltende Lisicki derzeit souveräner als die Herausforderung am Buffet.
Mayer und Lisicki weiter - Scharapowa fliegt raus
Eine im Mai diagnostizierte Glutenunverträglichkeit piesackt die 21-Jährige mehr als die Gegnerinnen. "Es ist schon sehr mühsam. Ich habe Sehnsucht nach Brot, und jeden Tag muss ich fragen, ob das Bestellte auch okay ist. Manchmal schauen mich die Leute deshalb schon komisch an und denken bestimmt, was will die denn", berichtete die an Nummer 22 gesetzte Lisicki, die ebenso wie die Kielerin Angelique Kerber die Runde der letzten 16 erreicht hat.
Kerber überrschend im Achtelfinale
Im Gegensatz zu Lisicki darf Kerber ihre Siegesserie in vollen Zügen genießen. Und die Überraschungs-Achtelfinalistin, die am Sonntag auf Monica Niculescu (Rumänien) trifft, hat die Verfolgung der großen Drei aufgenommen. "Ich weiß, dass ich da mitspielen kann", sagte die Weltranglisten-92. mit Blick auf das Powertrio Petkovic, Lisicki und Julia Görges. Kerber traut sich sogar zu, einen der beiden Einzelplätze im Fed-Cup-Team zu erobern.
Die Linkshänderin hat aus den Fehlern der letzten Zeit gelernt und die Verbesserung ihrer Physis in den Mittelpunkt gerückt. Vor Beginn der US-Tour schuftete Kerber vier Wochen in der Schüttler-Waske-Academy in Offenbach. Das Halbfinale in Dallas war der erste Lohn.
Bei Lisicki verfehlt derweil die Akribie bei der Auswahl der Speisen ihre Wirkung nicht. "Mein Körper", berichtete die Wimbledon-Halbfinalistin zufrieden, "fühlt sich jetzt besser an. Ich habe nicht mehr diese Schwächephasen." Das war vor gut drei Monaten noch ganz anders. Ausgerechnet gegen die am Sonntag wartende Achtelfinalgegnerin Vera Swonarewa (Russland/Nr. 2) erlebte Lisicki Ende Mai bei den French Open in Paris einen dramatischen Zusammenbruch.
Dramatik beim letzten Duell Lisicki vs. Swonarewa
Wegen der gerade erst diagnostizierten Glutenunverträglichkeit hatte sie im Vorfeld unter anderem keine Kohlenhydrate mehr zu sich nehmen dürfen. Doch weil der Körper sich noch nicht an der Ernährungsumstellung gewöhnt hatte, streikte er in der Pariser Stierkampfarena.
Von Krämpfen geplagt, vergab Lisicki gegen Swonarewa beim Stand von 5:2 im dritten Satz sogar einen Matchball. Nach der Partie brach sie am Netz zusammen und musste auf einer Trage abstransportiert werden.
Mittlerweile weiß nicht nur Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner, "dass niemand gerne gegen Sabine spielt". Kein Wunder bei der Erfolgsbilanz seit Mitte Juni: Turniersieg in Birmingham, dann Halbfinale in Wimbledon und Stanford, Viertelfinale in Carlsbad und zuletzt der Turniersieg in Dallas. Mit einem "Tunnelblick" versucht Lisicki, die Prognosen der US-Medien zu ignorieren. Für diese ist die Powerspielerin nicht erst seit dem Ausscheiden von Maria Scharapowa (Russland) mehr als nur eine der Geheimfavoritinnen.
Florian Mayer bangt vor der Hitze
Die Prognose von 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit konnten Mayer alles andere als erwärmen. "Ich muss hoffen, dass es nicht zu heiß und schwül wird. Das liegt mir einfach nicht", sagte der Davis-Cup-Spieler mit Blick auf das anstehende Match gegen den an Nummer fünf gesetzten Spanier David Ferrer.
Die letzten drei der bisherigen fünf Duelle mit dem wohl meistunterschätzten Top-Ten-Spieler hat der Bayreuther verloren. Auch vor drei Jahren hieß der Sieger in der Erstrundenpartie von New York David Ferrer.
Ungeachtet der negativen Bilanz und einer für ihn wohl ungünstigen Witterung glaubt Mayer an seine Chance. "Ferrer ist sicher einer der fittesten Spieler und auf Hartplatz nicht schwächer als auf Sand. Aber ich habe die Mittel, um ihn zu schlagen", sagte der Weltranglisten-27., der bei den vorherigen drei Grand-Slam-Turnieren in diesem Jahr jeweils in Runde zwei gescheitert war.
Deshalb wollte Mayer den Sieg auf Außenplatz elf auch so sehr. "Vor dem Spiel war ich nervös, jetzt spüre ich eine Riesenerleichterung", meinte der 27-Jährige. Während Mayer erst am Sonntag wieder dran ist, spielten am Samstag der gebürtige Hamburger Tommy Haas und Andrea Petkovic (Darmstadt) um einen Platz im Achtelfinale.
Entschuldigung für Schiedsrichterschelte
Vor dem nur 1,75 Meter großen Australian-Open-Halbfinalisten Ferrer hat Mayer auch aus einem anderen Grund einen Heidenrespekt.
"David hat eine tolle Kämpfernatur und eine der besten Einstellungen überhaupt. Das ist das, was wir deutschen Spieler von so jemandem noch lernen können", sagte der Mannschaftsweltmeister - und übte damit auch Selbstkritik.
Einsicht zeigte Mayer außerdem in Bezug auf seine Schiedsrichterschelte im Spiel gegen Lisnard. Nachdem der Stuhlreferee bei drei engen Bällen jeweils gegen Flo entschieden hatte, sagte dieser ihm einige deutliche Worte. "Ich habe mich nach dem Match aber entschuldigt", verriet Mayer.
Die WTA-Weltrangliste