Der Zweikampf geht weiter

Von Ole Frerks
Das Duell zwischen Djokovic und Nadal wird die Tenniswelt auch im nächsten Jahr beschäftigen
© getty

Mit einem deutlichen 6:3, 6:4-Sieg über Rafael Nadal hat Novak Djokovic die ATP-Saison 2013 beendet. Es war eine Vorschau auf 2014: Nadal wird um seinen Platz kämpfen müssen. Das Duell der beiden besten Tennisspieler um die Spitzenposition in der Weltrangliste geht in die nächste Runde.

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Betrachtet man es romantisch, hätte Rafael Nadal auch dieses Match gewinnen müssen. Es wäre das passende Ende gewesen für eine Saison, in der sich der Mallorquiner nach seiner siebenmonatigen Verletzungspause eindrucksvoll zurückgemeldet hat.

Zehn Turniere hat Nadal in dieser Saison gewonnen, allen voran French Open und US Open. Zudem löste er seinen gestrigen Gegner Novak Djokovic an Platz eins der Weltrangliste ab. Nadal sagte dazu: "Das war eins der besten Dinge, die ich in meiner Karriere geschafft habe." Wie gesagt, aus romantischer Perspektive hätte Nadal dieses Spiel gewinnen müssen.

Damit tut man dem Serben jedoch unrecht. Natürlich hat der seinem Rivalen zu seinem triumphalen Comeback gratuliert, Djokovic ist ein überaus fairer Sportler. Wahrscheinlich hat er Nadal seine Rückkehr auf Rang eins sogar irgendwie gegönnt.

Nole: Auf einer Mission

Spätestens seit dem gestrigen Finale ist jedoch offensichtlich, dass Djokovic darin keinen Dauerzustand sieht. Das ist auch selbstverständlich - wer in seiner Karriere schon 101 Wochen auf Platz eins der Welt verbracht hat, hält diesen natürlich für sein rechtmäßiges Zuhause.

Seitdem Nadal ihn ihm September bei den US Open geschlagen hat, hat Djokovic kein Spiel mehr verloren. Eine - für seine Verhältnisse - mäßige Saison hat der Serbe mit nun 22 Siegen in Folge abgeschlossen, das Finale im Davis Cup steht noch aus. Abermals hat Djokovic seinen größten Rivalen gebraucht, um sich selbst zu Höchstleistungen zu treiben.

Nole ist auf einer Mission. Schon im Oktober, als Nadal zur Nummer eins wurde, schlug er den Spanier im Finale von Peking. Zwischendurch gewann er auch die Turniere in Shanghai und Paris. Mit dem erneuten Titel bei den ATP Finals krönte Djokovic seine Serie mit dem vierten Titel in Folge.

Immer einen Schritt voraus

Es ist ein neues Kapitel in der prägenden Rivalität der letzten Jahre. Unfassbare 39 Mal haben die beiden schon gegeneinander gespielt, es ist das häufigste Duell aller noch aktiven Spieler. Das Pendel schwingt immer wieder hin und her zwischen den beiden besten Tennisspielern der Welt, die Bilanz steht jetzt bei 22-17 für Nadal.

Wie zwei Mechaniker in der Formel 1 tüfteln die beiden immer weiter an ihrem Spiel, um dem Gegner einen Schritt voraus zu sein. Jede neue Facette, jeder neue Schlag wird beinahe umgehend gekontert, beide wollen immer das absolute Maximum aus sich herausholen.

Häufig kommen dabei denkbar knappe Matches heraus. Klassiker wie das Australian-Open-Finale 2012 oder das French-Open-Halbfinale dieses Jahres (jeweils über fünf Sätze) sind den Tennis-Fans weltweit noch in bester Erinnerung. Das Match am Montagabend war daher eher eine Ausnahme.

Das Duell geht weiter

Im Finale von London trat Djokovic von Anfang an als der selbstbewusstere Spieler auf. Auch Nadal hatte jedes seiner drei Vorrunden-Matches gewonnen, trotzdem wirkte er im Vergleich zum Djoker eher unsicher; vielleicht, weil dieses Masters der letzte große Titel ist, den er in seiner Karriere noch nicht gewonnen hat.

Djokovic hingegen hatte in London schon zwei Mal gewonnen und bestritt auch sein drittes Masters-Finale wie ein Champion. Er wirkte ruhig und abgeklärt, zeigte seine Emotionen nur in ganz wichtigen Momenten. Das Pendel war in London ganz eindeutig auf seiner Seite.

Man muss sich allerdings keine Sorgen machen, dass das Duell zwischen den beiden damit beendet ist. Nadal wird das Geschehene genau analysieren und herausfinden, wie er so deutlich verlieren konnte. Wie immer wird er stärker zurückkehren und seinerseits Djokovic vor eine neue Herausforderung stellen. Ungewiss ist nur, wie schnell ihm eine Antwort einfällt.

Bis zum nächsten Jahr

In Normalform machen Nadal und Djokovic auch im nächsten Jahr Rang eins unter sich aus. Zu weit sind sie der Konkurrenz momentan voraus. Roger Federer ist nicht mehr der Spieler vergangener Tage, bei Andy Murray muss man abwarten, wie stark er nach seiner Rücken-OP zurückkommt. Man muss künftig eher von den Big Two als von den Big Four sprechen.

In ihren Dankesreden nach dem Match verabschiedeten sich beide Kontrahenten vom Publikum mit dem Zusatz "bis zum nächsten Jahr". Eigentlich auf die Rückkehr des Turniers nach London gemünzt war beiden Spielern anzumerken, dass auch sie davon ausgehen, im nächsten Jahr wieder im Endspiel der World Tour Finals zu stehen.

2013 war das Jahr von Rafa, und trotzdem war der Djokovic-Sieg ein passender Abschluss. Eine Etappe ist entschieden, der Zweikampf um den Thron geht weiter. Mit diesen beiden Spielern an der Spitze wird es nicht langweilig werden. Match Nummer 40 wird kommen.

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