"Das ist sehr schön. Anfang der Woche hätte ich nie mit diesem Erfolg gerechnet", sagte Zverev: "Aber jetzt wird jedes Spiel schwerer." Zverev verwandelte seinen ersten Matchball nach 2:04 Stunden und steht als erster 17-Jähriger seit Marin Cilic 2006 in Gstaad unter den besten Vier bei einem ATP-Event. Erst am Dienstag hatte der Teenager bei der mit 1,322 Millionen Euro dotierten Sandplatzveranstaltung seinen ersten Sieg auf der ATP-Tour eingefahren und im Laufe der Woche vier Top-100-Spieler geschlagen.
"Das ist eine sensationelle Story", sagte Turnierdirektor Michael Stich. Der Wimbledonsieger von 1991 lobte Zverev: "Ich sehe sehr viel von mir in ihm." Zverev könnte 21 Jahre nach Stich als erster deutscher Hamburg-Sieger in die Geschichte des Traditionsturniers eingehen.
Den zweiten Finalisten ermitteln der frühere Davis-Cup-Spieler Philipp Kohlschreiber (Augsburg/Nr. 7) und der Argentinier Leonardo Mayer. Kohlschreiber schaltete in der Runde der besten Acht den Tschechen Lukas Rosol mit 6:4, 6:4 aus.
Kamke verpasst zweites Halbfinale
Kamke verpasste dagegen den größten Erfolg seiner Profi-Karriere. Der Weltranglisten-83. hatte das deutsche Duell über lange Zeit kontrolliert, vergab allerdings die Chance, zum zweiten Mal nach über drei Jahren wieder in das Halbfinale eines ATP-Turniers einzuziehen. Am Freitagabend kämpfte in Philipp Kohlschreiber (Augsburg/Nr. 7) ein weiterer Deutscher um den Einzug in die Runde der letzten Vier.
Nach den Gala-Vorstellungen der vergangenen Tage erwischte Zverev gegen den elf Jahre älteren Kamke einen katastrophalen Start. Schon nach wenigen Minuten zerhackte Zverev frustriert seinen Schläger und suchte verzweifelten Blickkontakt zu Vater Alexander und Bruder Mischa. Kurze Zeit später war der erste Satz auch schon verloren.
Seinen ersten Spielgewinn verbuchte der Weltranglisten-285., der am Montag einen Sprung unter die Top 200 machen wird, nach exakt 30 Minuten zum 1:1 im zweiten Satz. Fortan fand Zverev besser zu seinem Spiel und drückte der Partie mehr und mehr seinen Stempel auf. Immer wieder zeigte er die Sieger-Faust und feuerte sich mit "Come on" an.
"Außergewöhnliches Talent"
Spätestens seit dem Gewinn des Juniorentitels bei den Australian Open Anfang des Jahres gilt Zverev als große Hoffnung des deutschen Tennis. "Ein überragendes, außergewöhnliches Talent, er verbessert sich alle zwei Monate signifikant", schwärmt Davis-Cup-Teamchef Carsten Arriens: "So einen deutschen Junior habe ich als Trainer noch nie gesehen."
Arriens vergleicht den schmächtigen Jungprofi schon "mit den ganz Großen, die in seinem Alter auch nicht weiter waren". Sein Triumph vor zwei Wochen beim Challenger-Turnier in Braunschweig könnte jedenfalls ein Fingerzeig sein. Dort hatte Zverev im Finale ebenfalls gegen Kamke gewonnen.
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