Die Lehrstunde war vorüber, geschlagen hockte Eugenie Bouchard hinter den Kulissen der bedeutendsten Tennisbühne der Welt. Am anderen Ende des Raumes ritzte jemand einen Namen in die Wand. Es war nicht ihrer.
2014 Miss P. Kvitova: Hinter dieser Formel verbirgt sich nicht nur der zweite Wimbledonsieg der Tschechin, sondern auch eines der einseitigsten Endspiele im All England Club. 6:3, 6:0 triumphierte Petra Kvitova. Die 24-Jährige zeigte Jungstar Bouchard in nur 55 Minuten die Grenzen auf.
Schneller war seit 31 Jahren kein Wimbledonfinale mehr zu Ende gegangen, deutlicher hatte nicht einmal Steffi Graf in ihrer besten Zeit die Venus Rosewater Schale gewonnen.
"Nur das Ergebnis zählt"
"Die Zeit spielt keine Rolle, nur das Ergebnis zählt", sagte Kvitova später. Sie sei jedoch glücklich, noch vor dem drohenden Regen ihren ersten Matchball verwandelt zu haben. Nur wenige Minuten später fing es tatsächlich an zu tröpfeln, die Siegerehrung fand unter dem geschlossenen Dach des Centre Courts statt.
Als Kvitova zu ihrer Dankesrede ansetzte, schossen ihr die Tränen in die Augen.
Drei Jahre ist es her, da hatte die Linkshänderin das beinahe Unmögliche möglich gemacht und war in die Fußstapfen der großen Martina Navratilova getreten. Der Wimbledontriumph 2011 veränderte ihr Leben. "Es war nicht einfach, anschließend mit dem Druck umzugehen", sagte Kvitova, die unnachahmliches Power-Tennis spielen kann, allerdings selten so konstant und zielsicher gegen den Ball hämmerte wie an diesem Samstag gegen Bouchard.
Kvitova von sich selbst überrascht
Kvitova selbst staunte während des Matches ungläubig über den einen oder anderen Zauberschlag. "Am Anfang habe ich gedacht: Oh mein Gott, das ist gut", erzählte sie, "ich kann wirklich rennen und bringe alles zurück."
Bouchard meinte: "Sie hat unglaublich gespielt und mir kaum Möglichkeiten gegeben, in die Ballwechsel zu kommen."
Wie Sabine Lisicki im vergangenen Jahr musste die 20-jährige Bouchard schmerzlich erfahren, dass die Finalpremiere bei einem Grand Slam bitter enden kann. Die selbstbewusste Kanadierin glaubte bereit zu sein, sie glaubte, nach den Halbfinals in Melbourne und Paris die Tennis-Welt in London erobern zu können. Auf dem Heiligen Rasen erkannte sie dann: "Es ist ein harter Weg, so gut zu werden, wie ich es sein will."
Finale dennoch "ein großer Moment"
Keinen einzigen Satz hatte Medien-Liebling Bouchard bis zum Endspiel abgegeben, hatte unter anderem Angelique Kerber und Andrea Petkovic mit ihrem druckvollen Spiel entnervt - und blieb schließlich im wichtigsten Match ihrer jungen Karriere chancenlos.
"Es war ein großer Moment, als wir den Centre Court betreten haben", sagte sie: "Diese Erfahrung habe ich jetzt. Ich weiß jetzt, wie es sich anfühlt."
Sie weiß auch, wie es sich anfühlt, wenn der Name ihrer Gegnerin in die Trophäe und auf die Ahnengalerie graviert wird. "Ein wenig grausam" sei dieser Moment gewesen. "Ich habe bei der Arbeit zugeschaut", sagte Bouchard: "Und ich habe mir gewünscht, dass mein Name auch eines Tages irgendwohin geschrieben wird."
Große Zukunft für Bouchard
Die Zukunft gehört Bouchard, daran besteht kein Zweifel, die Gegenwart bestimmt Kvitova. Trifft sie den Ball wie in den zwei Wimbledon-Wochen, muss sie niemanden fürchten. Im Gegenteil: Sie mag die großen Bühnen, sie schreckt nicht zurück, wenn es um mehr als nur ein Tennisspiel geht.
Das Finale sei wie der Fed Cup gewesen, "wenn ich in Tschechien spiele und die Unterstützung der Zuschauer spüre", sagte Kvitova. Im November steigt das Fed-Cup-Finale in Prag. Gegen Deutschland. Die zweimalige Wimbledonsiegerin Petra Kvitova wird ihre Mannschaft anführen.
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