"Ich war wie ein kleiner Bluthund"

SID
Andrea Petkovic will bei den Australian Open in diesem Jahr voll angreifen
© getty

Am Wochenende beginnt am anderen Ende der Welt die neue Tennis-Saison: Andrea Petkovic sprach vor dem Startschuss über den Australien-Fluch, Supermarkt-Einkäufe und einen kleinen Bluthund.

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Frage: Die Saison beginnt für Sie am Sonntag mit dem Turnier in Brisbane. Ausgerechnet in Australien haben Sie sich in den vergangenen Jahren immer wieder schwere Verletzungen zugezogen. Nervös?

Andrea Petkovic: Ich mag Australien total gerne. Es ist ein tolles Land mit tollen Leuten. Und mit dem Fed-Cup-Team haben wir im vergangenen April ausgerechnet in Brisbane das Halbfinale gewonnen. Mein Ziel ist es: Überleben, heile zurückkommen und gute Erinnerungen mitbringen.

Frage: Wie sehen Ihre Wünsche für 2015 aus?

Petkovic: Letztes Jahr um diese Zeit habe ich mir gewünscht, mal ein Grand-Slam-Halbfinale zu erreichen - und es hat geklappt. Dann sage ich halt jetzt: Es soll ein Finale sein und hoffe, dass es genauso funktioniert. Außerdem wäre es toll, wenn wir nochmal die Chance bekommen, ins Fed-Cup-Endspiel einzuziehen, um es besser zu machen als diesmal.

Frage: Sie gehen als Nummer 13 der Weltrangliste in die neue Saison. Liegt der neuerliche Vorstoß in die Top Ten oder ein Einzug in ein Major-Finale in größerer Reichweite?

Petkovic: Vom Gefühl her ist ein Grand-Slam-Endspiel weiter weg als die Top Ten. Ich habe gerade zu Beginn der neuen Saison nicht viele Punkte zu verteidigen. Aber auch in Sachen Weltrangliste glaube ich, dass die Qualitätsdichte höher geworden ist. Als ich vor ein paar Jahren in den Top Ten stand, hatte ich das Gefühl, hinter mir ist eine Riesenkluft. Aber jetzt wird die Luft nach oben schon dünner.

Frage: Sie haben Ihre Vorbereitung im Gegensatz zu den meisten Ihrer Kolleginnen in der Heimat absolviert. Warum?

Petkovic: Ich bin eben sehr gerne zu Hause. Wenn ich nach dem Training heimkomme, dann kann ich komplett abschalten. Ich genieße diese normalen Alltagssachen: In den Supermarkt gehen, einkaufen, kochen. Es sind diese Kleinigkeiten, die ich während der Saison vermisse.

Frage: Gemessen an den Zahlen war 2014 Ihre bislang erfolgreichste Saison mit drei Turniersiegen und dem Halbfinal-Einzug bei den French Open. Wie haben Sie das Jahr erlebt?

Petkovic: Die Saison hat sich anders angefühlt als die anderen davor. Die Titel, mein erstes Grand-Slam-Halbfinale und das Fed-Cup-Endspiel - das waren alles Höhepunkte. Mein Top-Ten-Jahr 2011, in dem ich drei der vier möglichen Grand-Slam-Viertelfinals erreicht und Konstanz gezeigt habe, war auch schön. Aber ich würde immer die abgelaufene Saison nehmen, wenn ich eine auswählen müsste.

Frage: In welcher Erinnerung werden Sie das Turnier in Roland Garros 2014 behalten, in dem Sie erst im Semifinale gegen Simona Halep verloren?

Petkovic: Das waren wahnsinnige Glücksmomente. Ich war mental stark und habe Matches noch herumgerissen, in denen ich schlecht gespielt habe. Da war ich wie ein kleiner Bluthund: Wenn ich bei den Gegnerinnen eine Schwäche spürte, habe ich mich draufgestürzt. Falls ich es noch einmal in ein Grand-Slam-Halbfinale schaffen sollte, wird mir die Erfahrung von Paris sehr helfen. Dann werde ich das besser meistern.

Frage: Sie hatten in der zweiten Jahreshälfte eine sportliche und persönliche Krise. Nach dem Erstrundenaus in Luxemburg sind Sie bei einer Pressekonferenz in Tränen ausgebrochen. Was war der Grund?

Petkovic: Da kam alles zusammen. Es hatte auch viel damit zu tun, dass ich nach all den Verletzungen nicht erwartet hatte, in den Monaten zuvor so gut zu spielen. Das hat Energie gekostet. Es war Juli, und ich hatte schon zwei Titel gewonnen, mein erstes Grand-Slam-Halbfinale erreicht. Ich habe mich danach in ein Loch gespielt - und kam nicht gleich wieder heraus. Aber ein bisschen Drama gehört wohl irgendwie zu meiner Karriere.

Frage: Die Weltranglistenachte Caroline Wozniacki hat den Marathon in New York in einer Zeit von 3:26:33 Stunden geschafft. Wäre das auch etwas für Sie?

Petkovic: Ich könnte mir das nie vorstellen. Ich sehe Caro bei Turnieren ganz oft auf dem Laufband, sie rennt da in einer Geschwindigkeit, da wird einem ganz anders. Und wenn ich mit Schlaf in den Augen zum Frühstück gehe, kommt sie schon vom ersten Lauf zurück.

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