Ein rauschendes Fest hatte sich das Team von Bundestrainerin Barbara Rittner in Stuttgart verdient, allen voran Petkovic, die kampf- und willensstarke Frontfrau der Vorjahresfinalistinnen. Die Weltranglistenzwölfte aus Darmstadt war ohne Saisonsieg zum Erstrundenduell mit Australien gereist und wuchs sowohl gegen Samantha Stosur, als auch gegen Jarmila Gajdosova über sich hinaus.
Dem Drei-Stunden-Thriller gegen Stosur (6:4, 3:6, 12:10) folgte am Sonntag der Krimi gegen Gajdosova (6:3, 3:6, 8:6). "Ich war komischerweise ein bisschen müde von gestern", scherzte Petkovic: "Aber ich habe immer weiter gemacht, nur Punkt für Punkt gespielt."
Petkovic und die DTB-Damen sind auf einer Mission: Im Halbfinale in Moskau gegen Russland (18./19. April) soll das zweite Endspiel nacheinander perfekt gemacht werden. "Wir wollen diesen Cup gewinnen, auch wenn es jetzt natürlich unglücklich ist, ein Auswärtsspiel zu haben", sagte Matchwinner Petkovic.
"Gegen mich selbst gewonnen"
Den Ruhm für den Erstrundensieg wollte sie allerdings nicht für sich alleine beanspruchen. "Ich bin so stolz auf Angie", sagte sie. Auch Rittner bekräftigte: "Angie hat den Grundstein gelegt."
Angie, so lautet der teaminterne Spitzname der etatmäßigen Nummer eins, Angelique Kerber. Die Kielerin war noch am Samstag nach ihrer Niederlage gegen Gajdosova (6:4, 2:6, 4:6) tief enttäuscht vom Platz geschlichen, rehabilitierte sich jedoch am Sonntag mit dem Triumph über Stosur (6:2, 6:4).
Die Erleichterung sprang ihr aus dem Gesicht, die introvertierte Spitzenspielerin sprudelte förmlich über vor Emotionen. "Ich habe heute gegen mich selbst und Sam gewonnen", sagte die Weltranglistenzehnte überglücklich und bedankte sich bei Rittner für die bedingungslose Unterstützung. "Sie hat mir heute auf der Bank sehr geholfen. Ich war froh, dass sie mich wieder hat spielen lassen."
Das unbedeutende Doppel zum Abschluss gewannen Julia Görges (Bad Oldesloe) und Sabine Lisicki (Berlin) gegen Casey Dellacqua/Olivia Rogowska 6:7 (2:7), 7:6 (9:7) und 10:6 im Match-Tiebreak.
Rittner beweist Fingerspitzengefühl
Kerber sah den Erfolg gegen die frühere US-Open-Siegerin als Initialzündung für ihr Tennis-Jahr. "Ich glaube, der Knoten ist bei mir auch mit Blick auf die Saison geplatzt", sagte sie: "Das Team hat mir den entscheidenden Push gegeben."
Bereits vor dem Wochenende hatte Barbara Rittner den ersten gemeinsamen Auftritt nach dem verlorenen Finale von Prag als eine Art Teamtherapie nach den bitteren Pleiten von Australien gesehen.
Einmal mehr bewies die 41-Jährige ihr Fingerspitzengefühl im Umgang mit ihren Schützlingen. Sie hätte Petkovic oder Kerber gegen die formstarke Julia Görges auswechseln können, hielt jedoch an ihrem Einzel-Duo fest und löste somit die Verkrampfung.
"Tränen in den Augen"
Mit der geschlossenen Vorstellung berührte das Team auch Ulrich Klaus. Nach dem ersten Fed-Cup-Match in seiner neuen Funktion als Präsident des Deutschen Tennis-Bundes sagte Klaus: "Das Wochenende war total emotional. Da stehen einem die Tränen in den Augen."
Der pensionierte Schulleiter ließ sich von Petkovic und Co. anstecken und genoss die Tennis-Party in Stuttgart in vollen Zügen. Für ihn ist die Sause bereits am Montag wieder vorbei, es warten schwierige Verhandlungen über den Nachfolger des entlassenen Davis-Cup-Teamchefs Carsten Arriens.
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