Sabine Lisicki ließ den Schläger fallen, sank auf die Knie und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Und als sie dann unter dem Jubel der Fans zum Netz eilte und Flavia Pennetta herzlich umarmte, da flossen sie wieder, die Freudentränen.
"Ich bin einfach nur glücklich. Ich liebe es, vor einer solchen Kulisse zu spielen", sagte die sichtlich erschöpfte, aber auch strahlende Lisicki, nachdem sie ihre persönliche Erfolgsgeschichte beim Tennisturnier in Indian Wells mit dem Halbfinaleinzug fortgeschrieben hatte: "Das sind die Momente, für die ich Tennis spiele."
Mit 6:4, 6:7 (3:7), 7:6 (7:4) hatte sich die Berlinerin gegen die italienische Titelverteidigerin Pennetta durchgesetzt - und dabei ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Nach gewonnenem ersten Durchgang hatte Lisicki beim Stand von 5:4 im zweiten Satz Matchball. Pennetta aber, die auf dem Weg ins Viertelfinale auch die russische Weltranglistenzweite Maria Sharapova ausgeschaltet hatte, behielt die Nerven und glich zum Satzgewinn aus (Lisicki: "Das war unglaublich gut abgewehrt").
"An meinen Aufschlag geglaubt"
Im dritten Durchgang musste Lisicki selbst drei Matchbälle abwehren - und konnte sich dabei endlich wieder auf ihr hartes Service verlassen. "Ich habe einfach an meinen Aufschlag geglaubt. Und das hat geklappt", erklärte die 25-Jährige und lächelte. Da passte es ins Bild, dass sie das Match unter dem Jubel der Fans nach 2:40 Stunden ausgerechnet mit ihrem insgesamt fünften Ass beendete.
Viel Zeit zum Feiern bliebt Lisicki aber nicht, schon in der Nacht auf Samstag trifft sie auf die ehemalige Weltranglistenerste Jelena Jankovic aus Serbien. Deshalb lautet die Devise: "Physios, Eisbad. Alles machen, um wieder bereit zu sein."
Zwar sprechen sowohl der direkte Vergleich (1:4) als auch die längere Erholungszeit für Jankovic, Lisicki aber will sich davon nicht beeindrucken lassen. Über Jankovic wolle sie "eigentlich gar nichts sagen", meinte die Fed-Cup-Spielerin, vielmehr betonte sie mit Blick auf den Sieg gegen Pennetta: "Natürlich steigert das mein Selbstvertrauen."
"Ein tolles Team hinter mir"
Das ist nach dem bisher enttäuschenden Saisonverlauf auch bitter nötig. Denn bevor Lisicki ihren überraschenden Siegeszug in der kalifornischen Wüste startete, war sie bei ihren bisherigen sechs Turnierteilnahmen gleich fünfmal in der ersten Runde gescheitert.
Umso erstaunlicher, dass die ehemalige Wimbledon-Finalistin ihre Blockade ausgerechnet in Indian Wells zu überwinden scheint - zumal sie dort zuvor noch nie ein Match gewonnen hatte. Für Lisicki selbst sind die Gründe dafür aber simpel: "Ich habe ein tolles Team hinter mir. Sie haben mir gesagt, dass ich die richtigen Dinge mache. Es ist schön, dass sich das nun auszahlt."
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