Serena Williams wischte sich ein paar Konfettischnipsel von den Armen, lächelte entspannt in die Kameras und plauderte nebenbei ein bisschen mit Martina Navratilova. Die Siegerehrung auf der Palmen-Halbinsel Key Biscayne vor der Küste von Miami ist für die Weltranglistenerste mittlerweile Standard. Achtmal hat Serena Williams das Turnier nun gewonnen, sie rückte damit in einen elitären Viererklub auf: Vor ihr waren nur Navratilova, Chris Evert und die große Steffi Graf mindestens achtmal bei ein und demselben Turnier erfolgreich gewesen.
Das diesjährige Finale gegen die Spanierin Carla Suarez Navarro, immerhin die Nummer zwölf der Welt, war für Serena Williams ein lockerer Spaziergang unter der Sonne Floridas. Nur 56 Minuten dauerte der Spuk, dann war das 6:2, 6:0 der großen Favoritin perfekt. Williams war in allen Bereichen die klar bessere Spielerin, ihren Return bezeichnete der Reporter des TV-Senders ESPN als "simply lethal - einfach tödlich". Die Erfolgsquote beim zweiten Aufschlag von Suarez Navarro, die im Halbfinale Deutschlands Spitzenspielerin Andrea Petkovic ausgeschaltet hatte, lag gerade mal bei 26 Prozent.
Navratilova hält Rekord
Serena fand es "great, cool, fantastic" - einfach toll eben. Sie strahlte, sie plauderte, sie scherzte mit Navratilova, die immerhin einen Rekord hält, den es noch zu brechen gilt.
Die heute 58-Jährige gewann zwölfmal in Chicago - öfter war nie eine Spielerin beim selben Turnier erfolgreich. Ob sie das vielleicht in Key Biscayne auch schaffen kann, wurde Williams gefragt. "Zwölfmal - oh mein Gott, ich hoffe nicht", kreischte sie: "Überlegt doch mal, wie alt ich dann wäre." Falls sie es ohne Unterbrechung durchziehen würde, wäre es 2019 so weit, und Serena wäre dann 37.
Steffi Graf kann sie aber durchaus noch einholen, in mehrfacher Hinsicht. Deutschlands Tennis-Ikone gewann das Turnier an der Berliner Hundekehle von 1986 bis 1996 insgesamt neunmal, und sie holte in ihrer einzigartigen Karriere 22 Grand-Slam-Titel. Serena hat bisher 19, und die Art und Weise, wie sie in Key Biscayne spielte, lässt die Möglichkeit zu, dass sie vielleicht sogar schon in diesem Jahr mit Graf gleichzieht und damit vielleicht sogar den Grand Slam holt.
Letzte Niederlage im Oktober
Australien hat Serena Williams bereits gewonnen, in Paris, Wimbledon und New York müssen sich ihre Gegnerinnen etwas einfallen lassen, um gegen das brachiale Spiel der Nummer eins zu bestehen. Ihr letztes Turnierspiel verlor sie Anfang Oktober 2014 im Viertelfinale von Peking gegen die Australierin Sam Stosur, ihre Bilanz in diesem Jahr steht bei 18:0, verloren hat sie nur einmal - gegen ihren eigenen Körper: Vor dem Halbfinale gegen die Weltranglistendritte Simona Halep (Rumänien) in Indian Wells zog Williams wegen Knieproblemen zurück.
Dieselben Probleme beeinträchtigten sie auch in den ersten Runden von Key Biscayne. "Ich hatte deshalb eigentlich nicht erwartet, hier meinen achten Titel zu gewinnen", sagte die 33-Jährige.
Und Carla Suarez Navarro? Die 26-Jährige von der Ferieninsel Gran Canaria hatte sich eigentlich sehr auf das Match gefreut, "und ich hatte auch damit gerechnet, dass ich ein bisschen mithalten kann". Konnte sie nicht, dennoch gab es auch für Suarez Navarro einen kitzekleinen Anlass zur Freude: In der neuen Weltrangliste der WTA rückt sie in die Top Ten vor - als erste Spanierin seit Conchita Martinez im Jahr 2001.