Nach ihrem Plan für die kommenden Tage gefragt, musste Kerber nicht lange überlegen: "Ich mache das Handy aus, lege mich auf die Couch und werde mich erst einmal nicht mehr bewegen."
Verdient hat sich der Melbourne-Champion die Auszeit allemal, bei der Fed-Cup-Niederlage gegen die Schweiz (2:3) war Kerber an ihre körperlichen Grenzen und darüber hinaus gegangen. Eine längere Pause, zu der ihr Teamchefin Barbara Rittner riet, wird Kerber zwar nicht einlegen, ein paar Tage brauche sie aber schon, um alle Eindrücke der vergangenen Wochen zu verarbeiten.
Dazu gehört neben dem Sprung in den Yarra-River nach ihrem Australien-Coup gegen Superstar Serena Williams auch die triumphale Rückkehr in die Heimat und das Erstrunden-Aus mit ihren Teamkolleginnen in Leipzig. Anstelle eines Heimspiels um den Einzug ins Endspiel droht Kerber erneut eine weite Reise, die sie nur allzu gerne vermeiden würde.
Am Dienstag entscheidet sich, ob es für Kerber und Co. in der Relegation um den Klassenerhalt der Weltgruppe in die USA oder zu Hause gegen Spanien geht. Sollten der Gegner Rumänien oder Weißrussland heißen, muss das Los über das Heimrecht entscheiden.
"Am Fed Cup hängt mein Herz"
Die derzeit viel beschäftigte Kerber erklärte sich grundsätzlich bereit, ihre Mannschaft anzuführen. "Am Fed Cup hängt mein Herz", sagte sie bei einem ihrer letzten PR-Termine vor der Pause am Montag im Werk ihres Sponsors Porsche.
Ein Abstieg würde die deutschen Tennisfrauen auf ihrem Weg zum dritten Fed-Cup-Titel nach 1987 und 1992 weit zurückwerfen, das weiß Kerber genau. Doch egal, auf wen Deutschland am 16. und 17. April trifft, "es wird nicht einfach", sagte die Weltranglistenzweite.
Umso wichtiger wird es sein, dass Kerber lernt, ihre Kräfte einzuteilen, will sie ihre hohen Ziele verwirklichen, muss sie ab und an auf einen Termin neben dem Platz verzichten. Ex-Bundestrainerin Klaus Hofsäss merkte in Leipzig im Gespräch mit dem SID kritisch an: "Es war schwer, Angie abzuschirmen. Der Trubel um sie war ja fast schon so groß wie zu Steffi-Graf-Zeiten."
Ziel ist eine Medaille
Vor allem im Sommer geht es Schlag auf Schlag, die French Open, Wimbledon, die Olympischen Spiele in Rio und die US Open sind nur die Höhepunkte der heißen Phase des Tennisjahres. Vier Chancen auf die Fortsetzung ihrer Erfolgsgeschichte, doch Kerber setzt eindeutige Prioritäten: "Den Grand-Slam-Titel habe ich jetzt in der Tasche. Eine Olympia-Medaille wäre klasse."
Auch vom Tennis-Thron, dem Platz an der Spitze der Weltrangliste träumt Kerber. Auf der Couch in Kiel hat sie nun zumindest ein paar Tage Zeit auszuschlafen, bevor die Hatz in der kommenden Woche beim Turnier in Dubai weitergeht.
Angelique Kerber im Steckbrief