Siegemund und Kerber im Halbfinale

SID
Laura Siegemund steht zum ersten Mal in ihrer Karriere im Halbfinale eines WTA-Turniers
© getty

Qualifikantin Laura Siegemund sorgt beim WTA-Turnier in Stuttgart weiter für Furore und steht wie Titelverteidigerin Angelique Kerber im Halbfinale.

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Für Laura Siegemund geht die märchenhafte Reise von Stuttgart weiter: Die Qualifikantin zog nach ihrem zweiten Geniestreich völlig überraschend ins Halbfinale des schwäbischen WTA-Turniers ein und folgte damit Titelverteidigerin Angelique Kerber in die Vorschlussrunde des Sandplatz-Events.

Ebenso wie Australian-Open-Siegerin Kerber bei ihrem 6:2, 6:4 gegen Carla Suarez Navarro (Spanien/Nr. 7) riss auch Siegemund die Zuschauer in der ausverkauften Halle beim 6:1, 6:4 gegen die Italienerin Roberta Vinci (Nr. 6) von den Sitzen.

"Das war der Wahnsinn. Das Publikum hat mich gepusht, das hat mich getragen", sagte die Weltranglisten-71. Siegemund mit Blick auf ihren bislang größten Erfolg. Am Tag zuvor hatte sie bereits die Rumänin Simona Halep (Nr. 4) mit ihrem attraktiven Powerspiel entzaubert.

Siegemund klettert

Nach ihrem ersten Einzug in ein WTA-Halbfinale sprang Siegemund wie ein Gummiball über den Court und konnte ihr Glück kaum fassen. "Ich spiele derzeit einfach gut und habe Spaß", erklärte der Blondschopf, der nun im WTA-Ranking die Top 55 knackt.

In der Runde der letzten Vier trifft die 28-jährige Siegemund am Samstag (18.00 Uhr) auf die topgesetzte Agnieszka Radwanska (Polen), die die Tschechin Karolina Pliskova mit 6:2, 7:6 (10:8) ausschaltete.

Die formstarke Kerber bekommt es zuvor ab 13.30 Uhr mit der zweimaligen Wimbledonsiegerin Petra Kvitova aus Tschechien (Nr. 5) zu tun, die sich mit 6:1, 3:6, 6:0 gegen die Spanierin Garbine Muguruza (Nr. 3) durchsetzte.

Kerber genießt

Auch die Weltranglistendritte Kerber weiß in diesen Tagen die besondere Stimmung beim Heimspiel zu schätzen. "Ich genieße hier jeden einzelnen Moment. Für diese Dinge trainiert man", sagte Kerber und strahlte: "Es ist ein gutes Gefühl, dass sich die Arbeit auszahlt. Ich spüre, dass ich zuletzt viel Selbstvertrauen getankt habe."

Die 28-Jährige wirkte deutlich erholter als noch zwei Tage zuvor, nachdem sie sich an ihrem freien Donnerstag zurückgezogen und auch Zeit mit ihren aus Polen angereisten Großeltern verbracht hatte. "Ich habe in den letzten Wochen gelernt", betonte Kerber, "jede einzelne Minute voll zu nutzen, um Energie und Kraft zu tanken."

Zu Beginn der Woche hatte die neue Tennis-Königin nach der Rückkehr vom Fed Cup aus Rumänien (4:1) noch etliche Sponsoren- und Medientermine wahrgenommen. "Alle wollen Angie", lautete das Motto im Schwäbischen.

Karriere war schon am Ende

In die Herzen der Fans hat sich dank ihrer offensiven und variablen Spielweise längst aber auch Siegemund gezaubert. "Ich versuche immer, alles flott zu machen. Ich bin halt so ein aufgepumpter Typ", sagte die Psychologin, die ihre Bachelor-Arbeit zum Thema "Versagen unter Druck" geschrieben hat. Die Note: 1,3.

Ihre Profikarriere hatte Siegemund vor vier Jahren eigentlich schon beendet. Sie studierte lieber, machte in dieser Zeit auch ihren A-Trainerschein - und wollte es dann doch noch einmal auf der Tour wissen. Als Jugendliche war die Schwäbin nach dem Gewinn der prestigeträchtigen Orange Bowl in Florida schon als neue Steffi Graf gefeiert worden.

"Vielleicht habe ich mir damals einfach selbst zu viel Druck gemacht", unkte Siegemund im Rückblick. Mittlerweile, so sagte sie, "habe ich eine gute Weise, mit dem Druck klarzukommen". Halep und Vinci können ein Lied davon singen.

Laura Siegemund im Steckbrief

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