Einen Spielverderber gab es am Ende doch. Als Novak Djokovic in Miami sein viertes Sunshine Double und den Eintrag in die Rekordbücher feierte, hatte sich die Sonne hinter einer dicken Wolkenschicht verkrochen. Immerhin, so konnte der Fixstern im Männertennis noch heller strahlen als ohnehin schon.
Branchenführer Djokovic gewann durch das 6:3, 6:3 gegen Kei Nishikori (Japan/ATP-Nr. 6) nicht nur den Titel beim Turnier in Miami, der Serbe überflügelte nebenbei auch noch seinen Coach Boris Becker sowie Roger Federer und Rafael Nadal. "Ich bin wirklich stolz auf all diese Dinge. Es ist aufregend, in dieser Position zu sein und immer wieder Geschichte schreiben zu können", sagte der "Djoker" und ließ keinen Zweifel an seiner Motivation: "Ich bin hungrig und will mehr. Die Erfolge inspirieren mich enorm."
Mit seinem 714. Karrieresieg ließ er Becker (713) hinter sich, der jüngst schwärmte: "Novak war noch nie besser als in den letzten 18 Monaten." Sicher auch dank seines namhaften Trainers. Becker hat aus einem großen Champion einen ganz großen Champion gemacht - mit viel Fingerspitzengefühl und wertvollen Mental-Tipps.
Seit Sonntag ist Djokovic, der zwei Wochen zuvor in Indian Wells den ersten Teil des sogenannten Sunshine Doubles gewonnen hatte, mit 28 Titeln auch alleiniger Masters-Rekordsieger vor dem Spanier Nadal (27). Die Tageszeitung Miami Herald schrieb: "Wie er derzeit spielt, deutet nichts darauf hin, dass Novak bald wieder menschlich sein wird."
Rekord bei French Open möglich
Zudem liegt "Robotovic", wie der Serbe ob seiner derzeitigen Dominanz genannt wird, in der Preisgeld-Rangliste nun auch vor Grand-Slam-Rekordgewinner Federer. Und er wird wohl der erste 100-Millionen-Dollar-Mann im Tennis werden. Djokovic hat bislang 98.199.548 Millionen Dollar erspielt - bei Federer sind es 97.855.881 Millionen Dollar.
Gut möglich, dass die Nummer eins der Welt die Schallmauer bei den French Open (22. Mai bis 5. Juni) knackt. Vielmehr als die Kohle interessiert "Nole" beim zweiten Major-Event des Jahres aber der Titel. Der Sieg im Stade Roland Garros fehlt ihm in seinem Grand-Slam-Potpourri noch. "Das ist jedes Jahr eines meiner größten Ziele. Ich weiß, dass Sandplätze vom physischen Aspekt sehr herausfordernd sind", sagte Djokovic, der mit dem Triumph in Paris auch den "Novak Slam" perfekt machen könnte. Es wäre sein vierter Major-Coup in Folge seit Wimbledon 2015.
Überhaupt sind die Bilanzen des passionierten Familienvaters beeindruckend. Seit November 2014 hat er bei 23 Turnieren-Teilnahmen 17 Mal gewonnen (viermal Finale, zweimal Viertelfinale). Und sogar Federers Rekord von 17 Grand-Slam-Erfolgen sieht Djokovic (11 Titel) nicht als unerreichbar an. "Ich habe das schon irgendwo in meinem Hinterkopf. Aber es ist nicht mein Haupt-Antrieb, denn das könnte mich ablenken", meinte er.
Nishikori jedenfalls bekam im Crandon Park von Miami die derzeitige Dominanz des Tennis-Königs zu spüren. "Es ist schwer, bei Novak überhaupt nur eine Schwäche zu finden", sagte der frustrierte US-Open-Finalist von 2014. Die Kollegenschaft um Federer und Nadal kann dem nur beipflichten.
Novak Djokovic im Steckbrief