Champion! Murray schlägt Raonic

Andy Murray bot im Finale eine starke Leistung - und belohnte sich mit dem zweiten Wimbledon-Titel
© getty

Andy Murray, everybody! Der Schotte ist nach einem 6:4, 7:6 und 7:6 über Milos Raonic zum zweiten Mal Wimbledon-Champion und wurde seiner Favoritenrolle dabei mehr als gerecht. In der Wiederauflage des Endspiels von Queen's, erstmals seit 1988 war das Queen's-Finale auch das Wimbledon-Finale, verpasste Raonic gegen einen klar überlegenen Murray Kanadas ersten Grand-Slam-Einzel-Titel bei den Herren sowie seinen ersten Rasen-Titel.

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Andy Murray (GBR/2) - Milos Raonic (CAN/6) 6:4, 7:6 (7:3), 7:6 (7:2)

Für Murray war es die erste Wimbledon-Final-Teilnahme seit seinem Triumph auf dem Heiligen Rasen 2013, der Schotte konnte mit dem Sieg seine Grand-Slam-Final-Bilanz auf 3:8 verbessern.

Raonic, der im Halbfinale Roger Federer ausgeschaltet hatte, konnte das Match zu keinem Zeitpunkt mit seinem so gefürchteten Aufschlag dominieren. Nach der Halbfinal-Pleite gegen Murray in Melbourne zog er so erneut gegen den Schotten den Kürzeren.

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Murray auf der anderen Seite - in seinem ersten Grand-Slam-Finale, in dem er nicht auf Federer oder Djokovic traf - ließ wenig zu. Somit machte er das Endspiel zu seinem sechsten von sieben Spielen im Turnier, in dem er ohne Satzverlust blieb. Für Murray war es gleichzeitig prompt der erste Grand-Slam-Erfolg im ersten Anlauf nach der Wiedervereinigung mit Coach Ivan Lendl.

Die Reaktionen:

Milos Raonic: "Es war eine schwere Herausforderung, Kompliment an Andy. Er hat es absolut verdient, dieses Finale heute zu gewinnen. Das wird mich noch eine Weile beschäftigen und ich werde alles dafür tun, zurück zu kommen und hier noch eine Chance auf den Titel zu haben. Es waren zwei tolle Wochen und das gilt auch für die Woche davor bei Queen's. Ich versuche, immer besser zu werden."

Andy Murray: "Das ist jedes Jahr für mich das wichtigste Turnier. Ich hatte hier einige harte Niederlagen und das macht es umso besonderer für mich. Milos hatte hier zwei tolle Wochen und hat großartige Siege eingefahren. Er hat auch heute ein tolles Match gespielt und ich merke bei ihm die Entwicklung über die letzten Jahre, wenn wir gegeneinander spielen."

...über Lendl: "Er ist einfach glücklich."

...über den Vergleich zu seinem ersten Triumph 2013: "Ich werde sicherstellen, dass ich das heute genieße. Letztes Mal hatte ich so viel Druck, heute Abend werde ich das feiern. Bis nächstes Jahr!"

Der Spielfilm:

Satz 1

Es geht mit furiosen Ballwechseln los - auch weil sich Murray von Raonics Aufschlägen nicht einschüchtern lässt. Umgekehrt findet Raonic schnell den Weg ans Netz und erhöht so den Druck. Bei seinem zweiten Aufschlagspiel muss der Kanadier erstmals einen Break-Ball abwehren, kann sich aber auf seinen Aufschlag verlassen. Beide werden bei eigenem Service zunehmend souveräner, 3:3. Und dann passiert es doch: Murray bestraft Raonics aggressives Vorrücken ans Netz mit einigen tollen Passierschlägen - Break! Raonic bleibt dagegen ohne Break-Chance und so geht der erste Satz an den Schotten: 6:4 Murray und Raonic beendet den ersten Satz mit nur einem (!) Ass.

Satz 2

Mit dem ersten Doppelfehler dieses Matches gibt Raonic Murray sofort die Chance auf das Break, erkämpft sich den Punkt aber mit tollen Inside-Out-Schlägen. Es ist das gleiche Bild wie im ersten Satz, Murray lässt bei eigenem Aufschlag nichts anbrennen: 2:2, Raonic gelangen erst zehn Punkte bei Aufschlag des Schotten. Murray zeigt beim Stand von 3:3 erstmals Emotionen und lässt seine Wut am Schläger aus, doch es ist Raonic, der die vermeidbaren Fehler macht und wieder um sein Aufschlagspiel zum 4:3 zittern muss. Beim Stand von 4:4 hat Murray die Mega-Chance auf das Break, nachdem er den schnellsten Serve des Turniers (236 km/h) in einen eigenen Punkt verwandelt. Doch Raonic erkämpft sich das 5:4 und kurz darauf geht es in den Tie-Break. Murray returniert sensationell und lässt so gar keine Spannung aufkommen: 7:6 Murray!

Satz 3

Raonic hat hier noch nicht aufgegeben, der ohnehin eher weniger emotionale Kanadier lässt sich nichts anmerken und bringt seine Aufschläge weiter aggressiv. Doch die Fehler häufen sich auch im dritten Satz, während Murray weiter mit seinen Passierbällen punkten darf. Beim Stand von 2:2 schnuppert Raonic dann sogar tatsächlich endlich mal am Break, Murray dreht den 15:40-Rückstand aber noch und lässt jetzt den Emotionen freien Lauf. Raonic bleibt zwar zumindest bei eigenem Aufschlag dran, gegen diesen Andy Murray scheint für ihn heute aber kein Kraut gewachsen. Der will jetzt schnell alles klar machen - Raonic aber zeigt Nervenstärke, hält seinen Service und so geht es wieder in den Tie-Break, wo Murray wie schon im zweiten Satz kurzen Prozess macht! Game, Set and Match Andy Murray!

Schlag des Spiels:

Murrays Return. Der Schotte ist nicht umsonst einer der besten Return-Spieler der Welt, und heute zeigte er das wieder einmal. Murray las Raonics Aufschläge extrem gut, bewegte sich wahnsinnig antizipierend und hatte so immer wieder Antworten parat. Raonic kam mit 137 Assen in das Match, Murray ließ nur acht weitere zu. Und nicht nur das: Die guten Returns des Weltranglisten-Zweiten waren auch die Grundlage dafür, dass Raonic sein Serve and Volley nicht spielen konnte. Vielmehr bestrafte Murray seinen Gegenüber mit fortlaufender Spieldauer immer wieder mit tollen Passierbällen, wenn der den schnellen Weg ans Netz suchte.

Ballwechsel des Spiels:

Raonics Break-Chance Mitte des dritten Satzes - und Murrays Antwort darauf. Der Schotte spielte, als Raonic zum ersten Mal überhaupt die Gelegenheit erhielt, ins Match zurück zu kommen, unfassbares Tennis und erzwang mit einem kurzen, aber intensiven Ballwechsel den Fehler auf der Rückhand des Kanadiers. Es war der Moment, in dem Murray endgültig auch emotional komplett Oberwasser bekam und sich Raonic auf der anderen Seite von der größten Chance auf ein Comeback verabschieden musste. Den spektakulärsten Ballwechsel sahen die Zuschauer kurz darauf beim Stand von 4:3: Eine sensationelle Rally, in der Murray mehrere unglaubliche Bälle zurückbrachte, der Punkt aber letztlich an Raonic ging.

Das fiel auf:

  • Die Story des Matches waren zweifellos die Probleme von Raonic bei eigenem Aufschlag. Der Kanadier schaffte es auch nicht, sich hier konsequent umzustellen um Murray so aus dem Konzept zu bringen. Dadurch war sein Spiel entschieden zu eindimensional und Raonic konnte das Match zu keinem Zeitpunkt an sich reißen. Raonic punktete nur in 67 Prozent der Fälle, wenn sein erster Aufschlag kam.

  • Zusätzlich dazu lieferte Murray eine hochkonzentrierte Leistung ab, während Raonic zu häufig bei einfachen Bällen patzte und sich 29 Unforced Errors erlaubte - 17 mehr als Murray. Das war ein elementarer Grund dafür, dass Raonic erst im dritten Satz eine Break-Chance bekam.
  • Murray spürte die Unterstützung der Zuschauer ab dem ersten Punkt, doch war es keineswegs die von einigen erwartete komplett klare Verteilung: Auch die nicht gerade alltägliche Geschichte des kanadischen Grand-Slam-Finalisten hatte ihre Bewunderer auf den Rängen.
  • Wie gewohnt setzte Raonic darauf, möglichst schnell ans Netz zu kommen und damit setzte er Murray wenigstens vereinzelt auch unter Druck. Der Schotte brauchte einige Anläufe, brachte den Ball dann aber auch häufiger an dem großen Kanadier vorbei, was unter anderem im ersten Break der Partie resultierte. Murrays Antwort auf Raonics Netz-Attacken waren ein nicht zu überwindendes Problem im Match-Plan des Kanadiers.
  • Wenn Murray über den zweiten Aufschlag kommen musste, gelangen Raonic einige herausragende weil aggressive Returns. Insgesamt aber war Murray bei eigenem Aufschlag eine Macht und glänzte mit Konstanz.
  • Auf kuriose Art und Weise auffällig waren Murrays Probleme bei eigenem Aufschlag - mit dem eigenen Ballwurf. Ob es am Wind oder einfach am eigenen Rhythmus lag, Murray musste jedenfalls ungewöhnlich häufig seinen Aufschlag abbrechen.

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