"Wir haben großes Vertrauen in Michael Kohlmann", sagte Vize-Präsidenz Dirk Hordorff der SZ vor der DTB-Präsidiumssitzung am Mittwoch in Berlin, auf der das weitere Engagement des früheren Doppelspezialisten einstimmig beschlossen wurde: "Wir wollen auch ein Zeichen setzen, gerade an Spieler, die sich zuletzt in der Presse und im Internet kritisch geäußert hatten, dass wir weiter auf Kohlmann setzen."
Hordorffs Kritik richtete sich vor allem an Brown, der sich mit Kohlmann eine öffentliche Auseinandersetzung geliefert hatte. Brown zieht es vor, nach seiner Verletzungspause wieder Weltranglisten-Punkte zu sammeln und bei einem Challenger-Turnier in Stettin anzutreten. "Das ist Rosinenpickerei", sagte Hordorff, "wenn man bei strahlenderen Erstrundenpartien dabei ist und sich dann dem Abstiegskampf verweigert."
"Wollen Spieler die sich mit dem DTB-Team identifizieren"
Brown reagierte via Twitter giftig. "Wenn ich früher auf den DTB gewartet hätte, gäbe es heute Tennisspieler Dustin Brown nicht", schrieb Brown.
Der 31-Jährige legte zudem via Twitter nach: "Wenn ich nicht 100 Prozent fit bin und beim Challenger verliere, ist das mein persönliches Risiko. Wenn ich aber beim Davis Cup antrete, könnte Deutschland verlieren. Und genau das wollte ich vermeiden und habe meine Absage auch so begründet. Warum es seitens des DTB nicht so dargestellt wird, ist für mich unverständlich. Auch ist es mehr als merkwürdig, dass Spieler, denen der Belag und das Datum erst nicht passt, plötzlich überspielt sind. Das nennt man dann wohl eine gelungene Darstellung der DTB-Politik. Darüber hinaus sollte der DTB den Ball besser flach halten - ohne jegliche Förderung meiner Person in Sachen Tennis früher oder heute. Wenn ich meine Interessen nicht vertrete, wer dann?"
Gegen die Polen fehlen die beiden deutschen Topleute Alexander Zverev (überspielt) und Philipp Kohlschreiber (Fußverletzung), die - aus DTB-Sicht - mit nachvollziehbarer Begründung abgesagt haben. Mischa Zverev, Alexanders älterer Bruder, und Kamke waren von Kohlmann, der seit 2015 Teamchef ist, als Ersatzkräfte angefragt worden, doch zogen es laut Hordorff vor, ebenso bei Challenger-Turnieren anzutreten. "Wir werden diese Spieler eine Saison lang nicht mehr für den Davis Cup berücksichtigen", sagte Hordorff, "wir wollen Spieler, die sich ganz mit dem DTB-Team identifizieren."
Gegen Polen sollen Florian Mayer, Jan-Lennard Struff, Daniel Brands und Daniel Masur den ersten Abstieg seit 13 Jahren vermeiden.