Zwei tadellose Siege, der Einzug ins Finalturnier: Eigentlich hätte Alexander Zverev allen Grund zu feiern. Stattdessen wetterte Deutschlands Tennis-Ass auf DAZN erneut gegen die ITF und die Davis-Cup-Reform.
Zverev will den Davis Cup gewinnen. Für Deutschland gewinnen. Spielen will er in Madrid trotzdem nicht. Die Teilnahme am Finalturnier in der spanischen Hauptstadt jucke ihn "überhaupt nicht", sagte Zverev nach seinem Sieg gegen den Ungarn Gabor Borsos zu DAZN.
"Das, was in Madrid sein wird, ist für mich ein Exhibition-Turnier und kein Davis Cup mehr. Viele Top-Spieler haben gesagt, der Davis Cup sei tot. Das sehe ich auch ein wenig so, bis sie es wieder ändern", fuhr der 21-Jährige fort.
Sie, das sind die Entscheidungsträger bei der ITF. Deren Präsident David Haggerty erlangte im August 2018 die notwendige Zweidrittelmehrheit für seine Vision. Von der verspricht er sich "ein Festival des Tennis und der Unterhaltung, das für Spieler, Fans, Sponsoren und TV-Sender attraktiver ist".
Geld als großer Faktor bei der Reform-Abstimmung
Vor allem die letzten beiden Stakeholder ermöglichten wohl die Reform. Geld ist der größte Faktor, der letztlich zu dieser Mehrheit führte. Die Investmentgruppe Kosmos pumpt ordentlich Kohle in den Davis Cup. Drei Milliarden (!) Dollar für 25 Jahre. Vor allem die kleineren Verbände waren vom Profit der Reform überzeugt.
Im neuen Format gibt es keine Heim- und Auswärtsspiele mehr. Statt fünf werden nur noch drei Sätze gespielt (zwei Einzel und ein Doppel). Zusätzlich zu den Teams der Weltgruppe nehmen auch Mannschaften aus den verschiedenen Zonen teil. Sogar zwei Wildcards werden verteilt. Das Turnier verliert an Prestige. Dazu kommt, dass das Finalturnier am Ende der ohnehin langen Saison im November stattfindet, eine Woche nach den ATP Finals.
Deutschland, Australien und Großbritannien leisteten Widerstand. Am Ende wurden die großen Tennisnationen jedoch überstimmt. "Es wurde nur über Geld, aber nicht über Sport geredet", sagte damals Ulrich Klaus, Präsident des Deutschen Tennis Bundes. Dass die ITF einen transparenten Finanzierungsplan schuldig geblieben ist, stößt den Kritikern zusätzlich auf.
Gerard Pique, der Totengräber des Tennissports
Und dann ist da noch Gerard Pique. Der Innenverteidiger vom FC Barcelona ist Gründer der Investmentgruppe Kosmos. Ein Fußballer stellt die Tennis-Welt auf den Kopf - und schießt sich damit ein Eigentor.
Vom Totengräber des Tennis' ist die Rede. Ein milliardenschwerer Rohrkrepierer sei der "Pique Cup". Über ein Jahrhundert Tradition über den Haufen geworfen.
Einige Stars drohen mit einem Boykott. Dabei sollte der neue Davis Cup, der nur noch zwei statt vier Wochen im Tennis-Kalender beansprucht, doch wieder mehr Top-Spieler anlocken.
gettyAlexander Zverev lässt nicht locker
Wenn auch immer mehr versöhnliche Töne erklingen, lässt Zverev nicht locker. Eine Teilnahme am Finalturnier - für ihn kein Anreiz. "Es wäre einfach nicht richtig. Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe. Ich werde alles dafür tun, damit das alte System zurückkehrt", erklärte der 21-Jährige auf DAZN.
Die Qualifikationsrunde, die noch im alten Modus gespielt wird, machte Zverev noch mit. "Ich wollte unbedingt noch einmal raus, weil ich in Madrid leider nicht dabei sein werde", sagte der 21-Jährige nach seinem souveränen Sieg gegen Borsos.
Auch Novak Djokovic und Roger Federer werden wohl nicht in Madrid aufschlagen. "Wenn wir es als Spieler in den ersten Jahren nicht klar und deutlich sagen, wird sich nichts ändern", betonte Zverev.