Zverev gab dem Frankfurter Publikum noch einmal eine kleine Kostprobe seines Könnens, die Pflichtaufgabe der deutschen Davis-Cup-Mannschaft war da bereits souverän gelöst. Angeführt von ihrem Jungstar hat sich das Team von Kapitän Michael Kohlmann mit einem ungefährdeten Sieg im Erstrundenmatch gegen Ungarn ohne Probleme für das neue Finalturnier in Madrid qualifiziert. Spielen will Zverev bei dem umstrittenen Event aber nicht.
"Ich wollte unbedingt noch einmal raus, weil ich in Madrid leider nicht dabei sein werde", sagte der 21-Jährige, der zu den prominentesten Kritikern des neuen Formats gehört, nach seinem mühelosen 6:3, 6:4-Erfolg am Samstag gegen Gabor Borsos.
Zverev ist einer der lautesten Kritiker der vom Weltverband ITF im August beschlossenen Reform, die in Spielerkreisen auf wenig Begeisterung trifft. Vor allem der Termin am Ende der ohnehin langen Tennis-Saison und der Wegfall der Heim- und Auswärtspartien stößt vielen Akteuren sauer auf. Auch wenn Deutschlands Tennis-Ikone Boris Becker, eigentlich selbst Kritiker der Reform, zuletzt dafür warb, "dem Format eine Chance" zu geben.
"Ich liebe es, vor heimischem Publikum zu spielen. Ich liebe es, den Davis Cup zu spielen. Ich werde alles dafür tun, damit das alte System zurückkehrt. Ich wünsche mir einfach, dass die ITF sich das nochmal anschaut", sagte Zverev zu DAZN. "Viele verdiente Spieler haben gesagt, der Davis Cup sei tot. Das sehe ich auch ein wenig so", führte er fort. Eine Teilnahme am Finalturnier in Madrid jucke ihn "überhaupt nicht".
Kohlmann lobt deutsche Teamleistung
Gefordert sind in Spanien stattdessen andere. Jan-Lennard Struff (Warstein) und Tim Pütz (Frankfurt) beispielsweise, die in Frankfurt vor Zverevs zweitem Auftritt durch ein 6:2, 6:3 im Doppel gegen Peter Nagy und Gabor Borsos den vorentscheidenden dritten Punkt geholt hatten. Auf Wunsch beider Mannschaften wurde am Samstag sogar noch ein fünftes Match angesetzt, das laut Regularien auch hätte entfallen dürfen.
Am Vortag hatten Philipp Kohlschreiber (Augsburg) und Zverev (Hamburg) mit Siegen in ihren Einzeln für die deutsche Führung gesorgt. Erst setzte sich Kohlschreiber in einem Krimi gegen den 19-jährigen Zsombor Piros mit 6:7 (6:8), 7:5, 6:4 durch, dann machte der Weltranglistendritte Zverev durch ein 6:2, 6:2 kurzen Prozess mit dem krassen Außenseiter Nagy.
Auch Pütz und Struff, die in nunmehr vier gemeinsamen Davis-Cup-Matches ohne Niederlage sind, wurden gegen das ungarische Duo von Beginn an ihrer Favoritenrolle gerecht. Nach etwa einer halben Stunde entschied das deutsche Spitzendoppel den ersten Satz für sich. Im zweiten Durchgang glückte Struff und Pütz beim Stand von 3:3 das vorentscheidende Break. Nach insgesamt nur 70 Minuten war der mühelose Erfolg perfekt.
"Großartig, alle haben gepunktet", sagte Kohlmann unmittelbar nach dem Match: "Mehr kann man sich nicht wünschen."