Zehn Jahre hatte Jan-Lennard Struff in Halle auf seinen ersten Sieg warten müssen, dann ging es für den Lokalmatador weiter wie gewohnt. Der 29-Jährige aus Warstein verlor beim westfälischen Rasenturnier im Achtelfinale nach hartem Kampf gegen den an Position drei gesetzten Russen Karen Chatschanow - nach 1:43 Stunden musste sich Struff mit 3:6, 6:3, 4:6 geschlagen geben.
"Die Niederlage tut sehr weh, aber es war ein sehr gutes Match. Mit der Leistung und der Einstellung bin ich sehr zufrieden, aber klar, die Enttäuschung überwiegt natürlich", sagte Struff.
ATP in Halle: Struff scheidet aus - hält Zverevs Knie?
Die deutschen Hoffnungen ruhen damit ganz auf den Schultern von Alexander Zverev - sofern er denn seine Kniebeschwerden in den Griff kriegt. Wegen einer im Auftaktspiel erlittenen Verletzung im linken Knie hatte Zverev bereits seinen geplanten Start im Doppel am Dienstag abgesagt. Ob es für das Achtelfinale im Einzel gegen Steve Johnson (USA) am Donnerstag reicht, ließ er offen.
Umso besser war die Laune bei Struff vor seinem ersten Achtelfinalspiel im Gerry Weber Stadion. "Es tut gut, jetzt mit einem Sieg im Rücken da reinzugehen", sagte der Sauerländer. Vor seinem Erstrundensieg am Dienstag gegen den Serben Laslo Djere war Struff seit 2013 sechsmal im Hauptfeld von Halle angetreten und immer an seiner Auftakthürde gescheitert. In den drei Jahren zuvor war ihm bereits in der Qualifikation kein Erfolg geglückt.
Der Start gegen Chatschanow gestaltete sich aber zäh. Struff hatte wesentlich mehr Mühe als der 23 Jahre alte Russe, sein Service durchzubringen. Vier Breakbälle wehrte er in seinen ersten beiden Aufschlagspielen noch ab - den fünften nutzte sein Gegner dann zum 4:2.
Struff im zweiten Satz verbessert - Khachanov im 3. Satz souverän
Der Moskauer agierte mit breiter Brust, durch seinen Viertelfinal-Einzug bei den French Open hatte er sich erstmals in die Top Ten der Welt gespielt. Erst im zweiten Satz konnte Struff besser dagegenhalten. Mit einem sensationellen Passierschlag aus der Rückwärtsbewegung erntete er erst tosenden Szenenapplaus, nach 53 Minuten nutzte er dann seinen ersten Breakball zum 4:2 und schnappte sich wenig später den zweiten Durchgang.
Nach dem Halbfinale in Stuttgart in der Vorwoche und seinem ersten Grand-Slam-Achtelfinale in Paris war Struff das Selbstvertrauen deutlich anzumerken. Mutig agierte er im dritten Satz mit seiner druckvollen Vorhand und seinem starken Aufschlag, mit einigen leichtfertigen Fehlern hielt er Chatschanow aber im Spiel. Mit einem Doppelfehler servierte Struff seinem Gegner beim Stand von 4:5 dann einen Breakball auf dem Silbertablett, Chatschanow verwandelte souverän.
Vor einer kniffligen Aufgabe steht auch Zverev - ganz abgesehen von den Knieproblemen. Zwar ist Steve Johnson in der Weltrangliste 71 Plätze schlechter als der Hamburger platziert, doch Zverev warnte: "Er ist jemand, der einen unglaublichen Aufschlag hat, ein sehr gutes Rasenspiel, er hat ein paar Turniere auf Rasen schon gewonnen".
In der ersten Runde hatte Johnson bereits den früheren Halle-Sieger Philipp Kohlschreiber problemlos ausgeschaltet. Auch das bislang einzige Duell mit Zverev gewann der Amerikaner 2016 beim Masters in Miami.