Alexander Zverev legte den linken Arm um die Schulter von Novak Djokovic, mit der rechten Hand klopfte er dem lächelnden Serben anerkennend auf die Brust, dann packte er seine Taschen und verließ langsam und mit trauriger Miene den Court Philippe Chatrier. Dort war seine holprige Reise bei den French Open im Viertelfinale wie fast zu erwarten zu Ende gegangen, nach einem glatten 5:7, 2:6, 2:6 gegen die Nummer eins der Welt.
"Der erste Satz hätte mir gehören sollen", sagte Zverev (22) enttäuscht, "dann habe ich drei Spiele wirklich schlecht gespielt, und wenn er einmal die Kontrolle hat, ist er nur schwer zu schlagen." Tatsächlich folgte dem Break von Zverev zum 5:4 bereits die Phase, in der er das Match verlor: Djokovic (32) gewann im Anschluss sogar sechs Spiele nacheinander, und ab da hatte der Deutsche praktisch keine Chance mehr, noch einmal zurückzukommen.
Novak Djokovic: "Habe vier, fünf Spiele perfekt gespielt"
"Ich habe zurückgelegen, dann aber vier, fünf Spiele perfekt gespielt. Es ist wichtig, in den entscheidenden Situationen Ruhe zu bewahren", sagte Djokovic, der eben in diesen Momenten der gewohnt eiskalte Vollstrecker war. Zverev aber leistete sich folgenschwere Fehler: Den ersten Satz beendete er mit einem Doppelfehler, den zweiten mit drei Doppelfehlern nacheinander, und das entscheidende Break im dritten Satz verursachte er mit einem Volley ins Netz.
"Ich habe mir mehr erhofft, aber nach dem ersten Satz wurde es schwierig", sagte Zverev. Er ist Weltranglistenfünfter, doch an diesem Tag offenbarte sich ihm ein deutlicher Abstand zum Klassenprimus. Für den Hamburger bleibt das Viertelfinale in Paris, das er auch im Vorjahr erreicht hatte, das beste Resultat bei einem Grand Slam. Djokovic kann in Roland Garros wie 2016 den Karriere-Grand-Slam vollenden. Im Halbfinale am Freitag trifft er zunächst auf Vorjahresfinalist Dominic Thiem (Österreich).
Alexander Zverev nicht in Bestform
Nach 2:09 Stunden schlug Zverev beim zweiten Matchball des 15-fachen Grand-Slam-Gewinners Djokovic den Ball ins Aus - es war dies der traurige Schlusspunkt einer Sandplatzsaison, die im Sieg beim kleinen Turnier in Genf, dem elften seiner Karriere, nur einen Höhepunkt hatte. In Roland Garros mühte er sich zweimal durch fünf und einmal über vier Sätze, nur in der zweiten Runde brauchte er lediglich drei gegen Mikael Ymer aus Schweden.
"Du musst schon dein bestes Tennis spielen, um gegen ihn eine Chance zu haben", hatte Zverev vor dem Match geahnt. Idealerweise, ergänzte er, gelänge ihm alles ebenso gut wie zuletzt im November in London, als er Djokovic im Endspiel des ATP-Finals in zwei Sätzen besiegte. Damals aber war Zverev in Bestform, in den vergangenen Wochen und Monaten nicht. Und ebensowenig am Donnerstag.