Als der Return von Dominic Thiem knapp ins Aus flog, sank Rafael Nadal zu Boden. Er lag da für ein paar Sekunden, dann stand er auf, umarmte seinen Gegner, zog den Saum seines kanariengelben T-Shirts nach oben - und weinte ein paar Tränen hinein. Schließlich warf er die Arme nach oben und den Kopf in den Nacken, er stand da in der Pose eines Triumphators und kostete den Moment aus.
Zum zwölften Mal bei den French Open stemmte Nadal kurz darauf den "Coupe des Mousquetaires" in die Höhe. "Es ist unglaublich", sagte er, es sei ja schon "ein Traum gewesen, hier 2005 zu gewinnen." Und es war Nadal anzusehen, dass ihn auch der zwölfte Sieg erfreute. Der Österreicher Thiem, Nummer vier der Welt, wirkte dagegen niedergeschlagen: "Es ist hart", sagte er, "weil ich alles gegeben habe in den vergangenen zwei Wochen."
Nadal gewinnt 16 von 17 Punkten in Satz drei
Um das Dutzend voll zu machen, genügte Nadal (33) in der Neuauflage des Endspiels aus dem Vorjahr nach den phasenweise grandiosen ersten zwei Sätzen ein furioser Zwischenspurt: Von den ersten 17 Punkten im dritten Satz gewann der Spanier 16 - innerhalb von 14 Minuten lag er 4:0 vorne und war nicht mehr aufzuhalten. Nach 3:01 Stunden gewann er 6:3, 5:7, 6:1, 6:1. Im Vorjahr war ihm ein Dreisatz-Sieg gelungen.
Der "König von Roland Garros" war er schon längst, doch indem er das Dutzend vollmachte, hat Nadal weltweit Einzigartiges vollbracht. Zwölf Titel bei ein- und demselben Grand Slam sind noch keiner Spielerin und keinem Spieler gelungen. Bislang teilte sich Nadal diesen Rekord mit der Australierin Margaret Court: Sie war elfmal in Melbourne erfolgreich gewesen.
Rafael Nadal hat in Roland Garros 93 Spiele gewonnen
"Rafa, du bist ein unglaublicher Champion, zwölfmal hier zu gewinnen ist nicht real", sagte Thiem (25) und versprach: Ich werde es nächstes Jahr wieder versuchen." Allerdings sagte auch Nadal, er freue sich schon auf das nächste Jahr.
In Roland Garros hat Nadal nun 93 Matches gewonnen - und nur zwei verloren. Seit 2005 ging der Pokal für den Turniersieger in Roland Garros nur dreimal nicht an ihn: 2009, als er im Achtelfinale an Robin Söderling (Schweden) scheiterte und Roger Federer (Schweiz) gewann; 2015, als er im Viertelfinale gegen Novak Djokovic (Serbien) ausschied und Stan Wawrinka (Schweiz) siegte; und 2016, als er zur dritten Runde wegen einer Verletzung nicht antreten konnte und der Titel an Djokovic ging.
Mit seinem 18. Titel bei einem Grand Slam ist Nadal zudem bis auf zwei an Rekordsieger Federer (20) herangerückt. Seinen langjährigen Rivalen hatte er zuvor im Halbfinale besiegt. Ein Vorteil im Endspiel: Das Match am Freitag hatte nach 2:25 Stunden mit einem Sieg in drei Sätzen geendet. Thiem dagegen hatte sich einen Fünf-Satz Marathon mit Djokovic geliefert: Das Match war am Samstag nach 4:13 Stunden Spielzeit und erst 23 Stunden vor dem ersten Aufschlag im Finale zu Ende gegangen.
French Open 2019: Alle Sieger
- Herreneinzel: Rafael Nadal (Spanien/Nr. 2) - Dominic Thiem (Österreich/Nr. 4) 6:3, 5:7, 6:1, 6:1
- Dameneinzel: Ashleigh Barty (Australien/Nr. 8) - Marketa Vondrousova (Tschechien) 6:1, 6:3
- Herrendoppel: Kevin Krawietz/Andreas Mies (Coburg/Köln) - Jeremy Chardy/Fabrice Martin (Frankreich) 6:2, 7:6 (7:3)
- Damendoppel: Timea Babos/Kristina Mladenovic (Ungarn/Frankreich/Nr. 2) - Duan Yingying/Zheng Saisai (China) 6:2, 6:3
- Mixed: Chan Latisha/Ivan Dodig (Taiwan/Kroatien) - Gabriela Dabrowski/Mate Pavic (Kanada/Kroatien) 6:1, 7:6 (7:5)