Alexander Zverev streckte einmal die Faust in die Höhe, blickte erleichtert gen Himmel und ließ sich vom Hamburger Publikum ausgiebig feiern. "Ich habe mich hier einfach wohler gefühlt als auf den anderen Plätzen", sagte Deutschlands Tennisspieler Nummer eins, nachdem er in seiner Geburtsstadt einen Start nach Maß hingelegt hatte: "Ich bin froh, dass ich zu Hause bin und in meiner Heimat spiele."
Drei Wochen nach seinem frustrierten Abgang in Wimbledon setzte sich der Weltranglistenfünfte bei den European Open am Rothenbaum nach starker Leistung mit 6:4, 6:2 gegen den Chilenen Nicolas Jarry durch und zog ins Achtelfinale ein. Nach 1:11 Stunden beendete Zverev die Partie mit einem Ass. Das Publikum am Rothenbaum jubelt lautstark. Für Zverev war der Einstieg in Hamburg besonders wichtig, sein nächster Gegner ist der Italiener Marco Cecchinato oder der Argentinier Federico Delbonis.
Zuvor hatte bereits Jan-Lennard Struff souverän seine Auftakthürde gemeistert. Der Achtelfinalteilnehmer der French Open bezwang den Brasilianer Thiago Monteiro 6:1, 6:3 und bestätigte seine zuletzt gute Form. Weiter geht es für Struff gegen Pablo Carreno Busta (Spanien), der Yannick Hanfmann (München) 7:6 (7:5), 6:4 besiegte. Auch Rudolf Molleker (Berlin) ist weiter im Turnier.
"Das wird kein leichtes Match", hatte Zverev vor seinem ersten Aufschlag in Hamburg seit 2016 gesagt. Jarry kam mit seinem ersten Turniererfolg im Rücken nach Hamburg, er hatte am Sonntag in Bastad/Schweden triumphiert. Zverev sucht dagegen nach dem Einbruch in der ersten Runde von Wimbledon gegen den Tschechen Jiri Vesely erst wieder nach seinem Rhythmus.
Der Start gelang aber wie erhofft. Das zweite Aufschlagspiel von Jarry schnappte sich Zverev nach einer Rückhand-Rallye und wehrte mit druckvollem Spiel von der Grundlinie kurz später zwei Breakbälle ab. "Come on", rief Zverev, seine Körpersprache war sehr positiv. Auch, als es zu Ende des ersten Satzes doch noch knifflig wurde, behielt er die Ruhe. Im zweiten Durchgang bekam er den druckvollen Grundlinienspieler Jarry noch besser in den Griff. Insgesamt zeigte Zverev eine reife Leistung.
Dabei war sein Nervenkostüm zuletzt angegriffen, nach Wimbledon suchte der Sieger der ATP-Finals von 2018 erst einmal Abstand von der Filzkugel. Zverev fuhr in den Urlaub und nahm sich des leidigen Streits mit seinem Ex-Manager Patricio Apey an. Er sprach zudem klare Worte in Richtung seines Trainers Ivan Lendl, den er auch beim Pressetermin in Hamburg öffentlich kritisierte.
Der Auftaktsieg in Hamburg war ein erster Schritt. Zverevs Anspruch ist eine langer Verbleib in der Hansestadt. Das Finale steigt am Sonntag.