Mindestens einmal noch wird Dominik Köpfer seinen Glücksbringer in der 49th Street in Manhattan aufsuchen. "Ein sehr guter Italiener" befinde sich dort, verriet der 25-Jährige, den er "jedes Mal vor dem Match" besuche. Sogar Angelique Kerber habe er in dem Restaurant schon gesehen. Ihr jedoch, scherzte Köpfer, "hat es wahrscheinlich nicht so viel Glück gebracht". Er, der fulminant aufspielende Qualifikant, darf es sich hingegen weiter schmecken lassen.
Denn der gebürtige Schwarzwälder steht in Flushing Meadows sensationell im Achtelfinale. "Es fühlt sich nicht real an, ich kann es nicht glauben, ich bin sprachlos", stammelte er nach dem 6:3, 7:6 (7:5), 4:6, 6:1 gegen den an Nummer 17 gesetzten Georgier Nikolos Basilaschwili, fassen konnte er seinen Coup nicht. "Ich habe sogar den Matchball vergessen, ich bin mir nicht sicher, was passiert ist", berichtete Köpfer.
An alles, was davor und danach passierte, erinnerte er sich aber genau. So habe er die deutsche Tennis-Ikone Boris Becker auf den unteren Rängen des Grandstands natürlich gleich bemerkt. "Er ist ja nicht zu übersehen mit seinen blonden Haaren", sagte Köpfer, dem ebenfalls nicht entging, dass der sechsmalige Grand-Slam-Sieger "ein bisschen nervös gewesen" sei.
Zur Nervosität gab es aber gar keinen Grund. Furchtlos und aggressiv rang Köpfer Basilaschwili nieder, unermüdlich rannte er jedem noch so unerreichbar scheinenden Ball hinterher. Zu stoppen war Köpfer erst, nachdem er den größten Erfolg seiner Karriere eingefahren hatte.
"Ich habe erst einmal zehn Minuten draußen gewartet, weil Novak Djokovic und Denis Kudla ihr Interview gegeben haben und ich nicht in die Umkleidekabine konnte", erzählte Köpfer: "Also bin ich draußen rumgestanden, habe versucht, das zu realisieren und auf mein Handy geschaut". Aber dies, fügte er lachend hinzu, "macht keinen Sinn zur Zeit - zu viele Nachrichten."
Dominik Köpfer darf sich über Geldregen freuen
Freunde und Familie kommen mit ihren Gratulationen kaum hinterher - erst die zweite Runde in Wimbledon, dann marschierte Köpfer durch die Qualifikation ins Hauptfeld der US Open, und dort steht er nun unter den besten 16 Spielern. Sechs Partien hat er in den vergangenen zwei Wochen in New York bereits gewonnen - Nummer sieben soll am Sonntag gegen Cincinnati-Sieger Daniil Medwedew aus Russland folgen.
Doch schon jetzt hat sich der Trip nach New York für den Mann, der nach dem Abitur zum Tennisspielen an die Tulane University in New Orleans ging und mittlerweile in Tampa in Florida lebt, gelohnt. Erstmals wird Köpfer nach dem Turnier zu den 100 besten Spielern der Welt gehören. "Das war ein Kindheitstraum, der jetzt in Erfüllung gegangen ist", sagte er, mindestens auf Platz 84 der Weltrangliste wird er klettern.
Dazu spült der Achtelfinaleinzug satte 280.000 Dollar (rund 250.000 Euro) in die Kasse - das bisherige Karriere-Preisgeld belief sich auf 332.732 Dollar. Da sei es schon auch mal schwierig gewesen, "jeden Monat den Trainer zu bezahlen", sagte Köpfer.
Diese Sorgen hat er nun nicht mehr. Und das ein oder andere Abendessen beim Italiener ist sicher auch noch drin.