Nadal fehlt nun nur noch ein Major-Titel zum Rekord des Schweizers Roger Federer.
"Das ist einer der emotionalsten Abende meiner Tenniskarriere. Es war ein unglaubliches Finale, dieser Sieg bedeutet mir eine Menge", sagte Nadal nach der Partie und lobte den Geschlagenen: "Wie er gekämpft und den Rhythmus des Spiels verändert hat, war wahnsinnig."
Medvedev konnte hingegen schon wieder scherzen. "19 Grand-Slam-Titel sind unglaublich, das ist schon unverschämt", sagte er und erzählte: "Ich hatte mir schon überlegt: 'Was erzählst du in deiner Rede? In 20 Minuten wird es sowieso vorbei sein.' Aber dann wollte ich um jeden Ball kämpfen und schauen, wie weit es geht - es ging wirklich weit. Das wird mir immer in Erinnerung bleiben."
In der Ära des Profitennis (seit 1968) hatte noch nie ein Spieler in New York ein Finale nach Zwei-Satz-Rückstand gedreht. Zuletzt war dieses Kunststück Pancho Gonzalez (USA) 1949 gelungen. Medvedev wird trotz der Niederlage in der Weltrangliste um einen Platz auf Rang vier klettern.
Federer, Nadal, Djokovic - Serie der "Big Three" geht weiter
Die Titelserie der "Big Three" Nadal, Federer und Novak Djokovic bei Grand Slams geht damit weiter. 2016 hatte der Schweizer Stan Wawrinka in New York triumphiert, danach machte das Superstar-Trio sämtliche zwölf Titel bei den vier Majors unter sich aus. Seit Nadal 2005 bei den French Open gewann, gingen 51 von 59 Grand-Slam-Titeln an die drei Dominatoren.
Der 23-jährige Medvedev ging mit dem Selbstvertrauen von zwölf Siegen in Serie und dem Titel beim Masters in Cincinnati in sein erstes Grand-Slam-Endspiel. Der letzte Spieler, der den Moskauer bezwungen hatte, war allerdings Nadal - und das deutlich.
Der French-Open-Champion hatte Medvedev im Finale des Masters in Montreal beim 6:3, 6:0 keine Chance gelassen. "Er hat mich einfach auf dem Court aufgefressen", sagte der Russe - am Sonntag (Ortszeit) lieferte er dem 33-Jährigen aber einen großartigen und hochklassigen Kampf.
Außenseiter Medvedev zwingt Nadal in fünften Satz
Medvedev trat unbekümmert auf und zermürbte den Spanier mit seinem unbequemen, unspektakulären und wenig fehleranfälligen Spiel. Der Außenseiter erlief die unmöglichsten Bälle, Nadal musste sich nahezu jeden Punkt hart erkämpfen. Da er jedoch in seinen Aufschlagspielen sicherer als sein Gegner agierte, holte sich Nadal die ersten beiden Sätze.
In der ersten Turnierwoche war Medvedev nach fragwürdigen Provokationen vom Publikum noch ausgepfiffen worden. Obwohl er mit seinen Kämpferqualitäten die Herzen der New Yorker anschließend erobert hatte, lag im Finale die Gunst der 23.771 Zuschauer im ausverkauften Arthur-Ashe-Stadium zunächst klar bei Nadal.
Da der wackere Russe auch unter dem großen Druck des Favoriten keinen Ball verloren gab und fantastisches Tennis zeigte, zog er das Publikum aber immer mehr auf seine Seite. Im Mute der Verzweiflung suchte Medvedev zudem auch aggressiv seine Chance, retournierte teilweise bärenstark und wurde mit dem Gewinn des dritten und vierten Durchgangs belohnt.
Medvedev muss harten letzten Wochen Tribut zollen
Durch seine Finalteilnahmen in Washington, Montreal, Cincinnati und New York - nur Ivan Lendl (1982) und Andre Agassi (1995) hatten dieses Kunststück seit 1968 in einem Jahr vollbracht - bestritt Medvedev gegen Nadal das 23. Match in sechs Wochen. Schon in den vorigen Runden hatten ihn Beschwerden im Oberschenkel und in der Schulter begleitet, doch auch gegen den Spanier biss er auf die Zähne.
Nadal wirkte nach dem Ausgleich auf einmal nachdenklich, Medvedev schnupperte hingegen zu Beginn des fünften Satzes bereits an der großen Sensation. Beim Stand von 1:0 hatte er drei Breakbälle, doch Nadal bewies Nervenstärke.
Kurz darauf wurde es für Medvedev brenzlig: Bei 2:2 konnte er Nadals erste Breakchance mit einem Ass noch abwehren, die zweite nutzte der Spanier. Medvedev steckte aber weiter nicht auf und kam nochmals auf 3:5 heran, überstand im anschließenden Spiel zwei Matchbälle und hatte danach gar noch eine Breakchance zum 5:5. Doch Nadal wehrte diese ab und verwandelte schließlich seinen dritten Matchball.