Novak Djokovic versteckt seine Gier nicht. Ganz im Gegenteil. "Zu versuchen, die historische Nummer eins zu werden, ist ein großes Ziel", sagt der 33 Jahre Weltranglistenerste. Und er lässt seine großen Widersacher Roger Federer und Rafael Nadal wissen, was er genau anpeilt: "Ich glaube, dass ich die meisten Slams gewinnen und den Rekord für die längste Nummer eins brechen kann."
Djokovic, 33 Jahre alt, sagte dies im Mai in einer TV-Show, er macht keinen Hehl daraus, dass er als der Größte der großen Drei in die Geschichtsbücher eingehen will. Sein Treffen am Sonntag (15.00 Uhr) mit Nadal (34) im Finale der French Open soll dabei ein nächster, bedeutender Schritt werden. Er könnte seinen 18. Major-Titel einsammeln und bis auf einen an Nadal heranrücken. Federer (39), der sich im Aufbautraining nach einer Knieoperation befindet, hat 20.
Und Djokovic, der nun insgesamt 289 Wochen an der Spitze der Weltrangliste stand und den Primus Federer (310) bald überholen kann, scheint bereit. Er spielt ein herausragendes Jahr mit nur einer Niederlage aus 38 Tour-Matches - und die resultierte aus der schmachvollen Disqualifikation bei den US Open.
Djokovic: "Hier ist natürlich Nadal der Favorit"
Er wäre aktuell wohl selbst gegen Nadal bei fast jedem anderen Turnier der leichte Favorit. Nicht aber in Roland Garros. "Hier ist er natürlich der Favorit", räumte Djokovic ein, nachdem er den Griechen Stefanos Tsitsipas 6:3, 6:2, 5:7, 4:6, 6:1 im Halbfinale niedergekämpft hatte: "Nach all den Siegen ist es sein Wohnzimmer."
Er sieht es als "größte Herausforderung im Sport" an, Nadal in Paris auf Sand zu schlagen. Einmal ist es ihm bereits gelungen: 2015 fügte er Nadal eine von nur zwei Niederlagen in Roland Garros zu. Sechsmal verließ er den Platz dagegen als Verlierer.
Nadal ist dennoch zurückhaltender in seinen Aussagen. Er lässt seine Ausnahmestellung in Paris mit zwölf Titeln nicht heraushängen, er gibt sich schmallippiger bei seinen Karrierezielen. "Natürlich würde ich es super finden, mit den meisten Grand-Slam-Titeln aufzuhören, aber es ist nichts, von dem ich besessen bin", sagte er Anfang des Jahres: "Und wenn Roger oder Novak vor mir ist, dann geht das Leben auch weiter."
In Nadal brennt das Feuer
In Nadals Innerem brennt jedoch das Feuer. Der Spanier, den bei den French Open trotz der von ihm beklagten schwierigen Bedingungen wieder eine Aura der Unbesiegbarkeit umgibt, dürfte die ganz großen Rekorde zumindest im Hinterkopf haben, wenn er die rote Asche zum Duell mit Djokovic betritt.
Er wolle nach seinem 6:3, 6:3, 7:6 (7:0)-Erfolg gegen Diego Schwartzman noch eine Schippe draufpacken, sagte Nadal mit Blick auf das Finale, in dem er sich mit seinem 100. Sieg in Paris wieder zum Sandplatzkönig krönen kann.
Es ist also angerichtet für ein Gigantenduell, in dem es um eine Siegprämie von 1,6 Millionen Euro, jede Menge Prestige und auch ein Stück weit um das ganz große Bild in der Tennishistorie geht.