Ashleigh Barty hat völlig überraschend ihr Karriereende verkündet. Die Tennisszene ist geschockt.
Ashleigh Barty setzte sich in einem schlichten blauen Shirt vor die Kamera, ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen. "Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg. Es ist einfach mein Weg", sagte die Weltranglistenerste, bevor sie völlig überraschend mit gerade mal 25 Jahren ihr Karriereende verkündete: "Ich weiß im Herzen, dass es für mich richtig ist."
Knapp zwei Monate nach ihrem Triumph bei den Australian Open, der letzten "Barty-Party", verlässt die amtierende Wimbledonsiegerin und frühere Titelträgerin der French Open unvermittelt die große Bühne - ein echter Schock für die weltweite Tennisszene und eine traurige Nachricht für die riesige Barty-Fanschar nicht allein Down Under. Auch Deutschlands Spitzenspielerin Angelique Kerber zeigte sich "zunächst überrascht", wie sie dem SID mitteilte. Sie verstehe aber, dass sich Barty "auf dem Platz alle Wünsche erfüllt hat und jetzt ihrem Herzen folgt".
Es sei an der Zeit, "andere Träume zu verfolgen und die Schläger zur Seite zu legen", sagte Barty in einem rund fünfminütigen Gespräch mit ihrer ehemaligen Doppelpartnerin Casey Dellacqua und vergoss am Ende doch noch ein paar Tränen. Sie sei aber "so glücklich" und "so bereit" für den einschneidenden Schritt: "Tennis wird immer ein enorm wichtiger Teil meines Lebens bleiben. Aber jetzt ist es wichtig, dass ich die nächste Phase als Mensch Ash Barty und nicht als Athletin Ash Barty genießen werde."
Der australische Premierminister Scott Morrison griff angesichts der bedeutenden Nachrichten prompt zum Telefon und gratulierte Barty zu ihren Leistungen, "die für alle Zeiten gefeiert werden". Er wünschte ihr "im Namen aller Australier" alles Gute für die Hochzeit und das "neue Leben" mit ihrem Garry. Die australische Zeitung The Age würdigte Bartys "Anmut und Bescheidenheit im Streben nach Spitzenleistungen".
Ashleigh Barty beendet Karriere: "Habe absolut alles gegeben"
Auch die deutsche Bundestrainerin Barbara Rittner war berührt und schrieb bei Instagram: "Wir werden dich und deinen Spielstil so sehr vermissen." Simona Halep, einstige Nummer eins der Welt, mutmaßte, die Australierin werde wohl als nächstes einen Grand Slam auf dem Golfplatz gewinnen, und die große Martina Navratilova zeigte sich "sprachlos und voller Bewunderung".
Barty ist ein Bewegungstalent sondergleichen. In der Corona-Hochphase, als sie auf Reisen verzichtete, tauschte sie tatsächlich einfach das Tennisracket gegen den Driver und gewann auf Anhieb die Amateur-Meisterschaft des Brookwater Golf Club bei Brisbane. In einer früheren Tennispause im Jahr 2015, die sie damals auch wegen des großen Drucks einlegte, spielte sie zudem professionell Cricket.
Doch Barty kehrte immer wieder zum gelben Filzball zurück und war mit ihrem variablen, kraftvollen Spiel zuletzt nur noch schwer zu schlagen. 2019 gelang ihr auf der Asche von Paris der erste ganz große Coup und der Sprung an die Spitze der Weltrangliste, die sie bis jetzt 114 Wochen hielt - nur Steffi Graf (186), Serena Williams (186) und Martina Navratilova (156) standen länger am Stück ganz oben. Im vergangenen Jahr triumphierte die Ausnahmespielerin aus Ipswich/Queensland dann in Wimbledon, bevor sie mit dem ersten Heimsieg seit 1978 im Januar dieses Jahres in Melbourne endgültig zur Ikone in ihrer Heimat aufstieg.
Nun folgte das abrupte Ende einer Karriere, in der sie noch so viel Ruhm, Titel und Millionen hätte einsammeln können. "Ich weiß, dass es Leute geben wird, die es nicht verstehen", sagte Barty. Sie habe jedoch "absolut alles gegeben" und sei erfüllt.
Der krachende Vorhandcross zum Titelgewinn bei den Australian Open bleibt damit die letzte Kostprobe des exzellenten Spiels der Ash Barty. Sie verlässt das Spitzentennis mit einem Lächeln - und ihre Sportart verliert eine herausragende Athletin und Botschafterin.