Wimbledon, Spieler im Fokus: Schockt der "beste Rasenspieler der Welt" die Tennis-Elite?

Von Stefan Petri
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Wimbledon 2022: Die Herren im Fokus

Wimbledon - Rafael Nadal: Auf lädiertem Fuß zum Grand Slam?

Die wichtigste Frage: Was macht der Fuß? Nach den French Open hatte Rafa eine neue Behandlungsmethode angekündigt und einen Start in Wimbledon offengelassen. Jetzt ist er da, und der Fuß hält - auch wenn er nicht wisse, ob "für eine Woche, zwei Tage oder drei Monate". Schließlich sei die Verletzung an sich immer noch da, lediglich die Schmerzen habe er derzeit im Griff. Im Gegensatz zu Roland Garros, da konnte der Spanier nach seinem Zweitrundensieg zwischenzeitlich "nicht mehr gehen", wie Trainer Carlos Moya gegenüber Eurosport verriet.

Und was geht auf dem heiligen Rasen für Nadal? Es geht um Slam Nummer 23, und nach zwei Major-Titeln in diesem Jahr sogar noch immer um den "Grand Slam", an dem Novak Djokovic im letzten Jahr so knapp gescheitert war. "Es ist ein realistisches Ziel, nur er kann es dieses Jahr schaffen", so Moya, "aber das raubt ihm keinen Schlaf. Darüber sprechen wir gar nicht, das ist kein primäres Ziel." Aber man gebe dieses Ziel natürlich auch nicht auf.

Zwölf Jahre ist Nadals letzter Wimbledon-Titel mittlerweile schon her, zuletzt schlug er vor drei Jahren bei den All England Championships auf und verlor damals im Halbfinale gegen Roger Federer. Ein Vorbereitungsturnier bestritt er nicht, lediglich Exhibition Matches (Sieg über Stan Wawrinka, Niederlage gegen Felix Augier-Aliassime. Wenn der Fuß hält, gibt es nicht viele, die ihn schlagen können. Wenn ...

Auslosung: In der 2. Runde könnte auf Nadal der Amerikaner Sam Querrey warten, der 2016 sensationell den Djoker bezwungen hatte und sich auf Rasen am wohlsten fühlt. Allerdings ist Querrey mittlerweile 34 und gerade noch so in den Top 100 vertreten.

Wimbledon - Novak Djokovic: Seit 2014 nur eine Niederlage

Nach dem überraschend mauen Auftritt im French-Open-Viertelfinale gegen Nadal könnte der Djoker in Wimbledon den Spieß umkehren, sollte es zum insgesamt 60. Aufeinandertreffen der beiden kommen: Rasen ist sein Belag, er wäre der klare Favorit. Bei Nole denkt man zuerst an Hartplatz, aber seine Bilanz auf Gras macht schon fast Roger Federer Konkurrenz. Sollte er die Championship Trophy in zwei Wochen in den Händen halten, wäre es sein siebter Titel - gleichauf mit Pete Sampras und nur einen hinter Federer.

Wenn es sich jemand erlauben kann, ohne Vorbereitungsturnier anzureisen, dann wohl der Serbe. Er ist dreifacher Titelverteidiger und hat seit 2014 genau ein volles Match in Wimbledon verloren, 2016 gegen Sam Querrey (dazu eine Aufgabe gegen Tomas Berdych 2017). Bei einem Exhibition Match vor einigen Tagen putzte er Auger-Aliassime mal eben 6:2, 6:1. Kann er sich nur selbst schlagen?

Man sollte zumindest den Druck nicht unterschätzen, der auf Djokovic lastet. Allzu viele Matches hat er in dieser Saison bisher nicht gespielt, Nadal ist im Rennen um die Slam-Krone erst einmal enteilt - und die All England Championships könnten seine letzte Chance in dieser Saison sein, noch einen Slam zu gewinnen: Stand jetzt darf er als Ungeimpfter immer noch nicht in die USA einreisen. Und weil es in diesem Jahr keine Weltranglistenpunkte gibt, wird er nach Wimbledon nur noch die Nummer 7 der Welt sein.

Auslosung: Die Auslosung hat es mit Djokovic gut gemeint: Er startet am Montagvormittag auf dem Centre Court gegen Soonwoo Kwon aus Südkorea, erst im Viertelfinale warten die ersten potenziellen Brocken wie Carlos Alcaraz oder Jannik Sinner. Oder Oscar Otte.

Wimbledon - Matteo Berrettini: Im Stile eines Pete Sampras

Der 11. Juli 2021 hatte zum großen italienischen Sport-Festtag werden sollen. Fußball-Europameister und Wimbledon-Sieger auf einmal? Die Squadra Azzurra leistete ihren Beitrag im EM-Finale gegen England im Wembley-Stadion, wenige Stunden zuvor war Matteo Berrettini wenige Kilometer entfernt gegen Djokovic am Ende aber chancenlos.

Dieses Jahr soll es besser laufen für den hochaufgeschossenen 26-Jährigen. Der fehlte im Frühjahr lange verletzt, aber auf seinem Lieblingsbelag Rasen meldete er sich direkt in Topform zurück und gewann die Events in Stuttgart und Queens. Knallharter Aufschlag und dominante Vorhand - ein besseres Rezept gibt es für Rasentennis kaum.

Auslosung: Durch die Ausbootung der Russen ist Berrettini an Nummer 8 gesetzt, weil er in der unteren Hälfte landete, könnte es erst im Finale zum Rematch mit Djokovic kommen. In einem Viertelfinale gegen Stefanos Tsitsipas (Nr. 4) wäre er Favorit, ein Semifinale gegen Nadal ein absoluter TV-Pflichttermin.

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Wimbledon - Nick Kyrgios: Der beste Rasenspieler der Welt?

Auf die Frage nach dem besten Rasenspieler des Planeten gab sich Nick Kyrgios im Mai gegenüber dem Sydney Morning Herald bescheiden, wie man ihn so kennt: "Naja, auf Rasen würde ich sagen: ich." Da würden wahrscheinlich nicht alle Beobachter mitgehen, aber dass der mittlerweile 27-Jährige auf seinem Lieblingsbelag durchaus gefährlich ist, zeigte er in Stuttgart und Halle, wo er jeweils bis ins Halbfinale vorstieß und dabei unter anderem Stefanos Tsitsipas besiegte.

Kann der Australier, der immer für ein paar Mätzchen und Wutausbrüche, aber eben auch für absolute Zauberschläge gut ist, in Wimbledon tatsächlich für Furore sorgen? "Er kann auf jeden Fall sehr weit kommen", sagte sein Doppelpartner Thanasi Kokkinakis: "Er sieht super aus. Er ist voll konzentriert." Die Topstars werden auf jeden Fall froh sein, Kyrgios in den ersten Runden aus dem Weg gegangen zu sein.

Die Frage ist, ob es in Sachen Matchpraxis und Kondition für maximal sieben Runden zu je maximal fünf Sätzen reicht für Kyrgios, der sein Leben ja auch ganz gern mal genießt. Zudem musste er das Vorbereitungsturnier in Mallorca aufgrund einer Bauchmuskelverletzung absagen, laut Turnier-Arzt eine Reaktion auf zu hohe Belastungen. Wir freuen uns auf jeden Fall auf den einen oder anderen Tweener oder Aufschlag von unten - so lange es eben reicht.

Auslosung: Kyrios startet gegen den britischen Wild-Card-Empfänger Paul Jubb, mit ziemlicher Sicherheit auf einem großen Showcourt. In der 3. Runde gegen Hobby-Philosoph Tsitsipas wäre mit Sicherheit auch richtig Feuer drin.

Wimbledon - Andy Murray: "Sir Andy" will es nochmal wissen

Seit 2003 (!) haben bei den Herren nur vier Spieler in Wimbledon triumphiert: Federer, Djokovic, Nadal ... und zweimal Andy Murray, 2013 und 2016. Federer ist nicht dabei, Murray aber nach einigen sehr schweren Jahren schon - und zwar in durchaus beachtlicher Form! In Stuttgart besiegte er Tsitsipas und Kyrgios und bot Berrettini im Finale einen harten Kampf über drei Sätze.

Das riecht doch nach einem Run im Heim-Grand-Slam, sollte man meinen - doch ausgerechnet im Endspiel in Stuttgart verletzte sich Murray am Bauchmuskel und musste Queens absagen. Man kann nur hoffen, dass er wieder vollständig fit ist. "Ich habe vor ein paar Wochen gezeigt, dass ich immer noch gutes Tennis spielen kann", gibt sich der Schotte angriffslustig. "Das Tennis ist da, ich muss es nur im Turnier zeigen."

Auslosung: Murray steigt am Montagnachmittag gegen den Australier James Duckworth ins Turnier ein. Die 2. Runde gegen John Isner - Ihr wisst schon, DEN John Isner - wäre dann schon ein richtiger Härtetest. Ist "Sir Andy" tatsächlich in Bestform, darf man ihm sogar den Vorstoß ins Viertelfinale zutrauen. Da dürfte dann Djokovic warten ...

Wimbledon 2022: Terminplan 1. Runde bis Finale

DatumEinzel (Damen und Herren)Doppel (Damen und Herren)Mixed
Montag, 27. Juni1. Runde
Dienstag, 28. Juni1. Runde
Mittwoch, 29. Juni2. Runde1. Runde
Donnerstag, 30. Juni2. Runde1. Runde
Freitag, 1. Juli3. Runde2. Runde1. Runde
Samstag, 2. Juli3. Runde2. Runde1. Runde
Sonntag, 3. Juli4. RundeAchtelfinaleAchtelfinale
Montag, 4. Juli4. RundeAchtelfinaleViertelfinale
Dienstag, 5. JuliViertelfinaleViertelfinaleHalbfinale
Mittwoch, 6. JuliViertelfinaleViertelfinale
Donnerstag, 7. JuliHalbfinale DamenHalbfinale HerrenFinale
Freitag, 8. JuliHalbfinale HerrenHalbfinale Damen
Samstag, 9. JuliFinale DamenFinale Herren
Sonntag, 10. JuliFinale HerrenFinale Damen
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