"Leider, wie Sie sich vielleicht vorstellen können, bin ich hier, weil ich mich vom Turnier zurückziehen muss", sagte Nadal auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz im All England Club in London. "Ich habe einen Riss in der Bauchmuskulatur. Ich habe mir den ganzen Tag über den Kopf zerbrochen, aber wenn ich weiterspiele, wird die Verletzung nur schlimmer und schlimmer. Ich bin sehr traurig."
Nadal plagte sich über mehrere Tage mit Beschwerden an der Bauchmuskulatur herum, die ihn im Viertelfinale am Mittwoch gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz fast zur Aufgabe gezwungen hätten.
Nach der Einnahme von Schmerzmitteln während eines Medical Timeouts im zweiten Satz konnte der 36-Jährige das Match aber beenden und trotz eines 1:2-Rückstands in den Sätzen noch ins Halbfinale einziehen.
Anschließend ließ der Spanier bereits anklingen, dass er nicht wisse, ob er am Freitag im Halbfinale würde spielen können. Die spanische Marca berichtete am Donnerstag von einem sieben Millimeter langen Riss in der Bauchmuskulatur des zweimaligen Wimbledon-Champions.
Nadal: "Habe getan, was ich für richtig hielt"
Ungeachtet dessen trainierte Nadal am Donnerstag für etwa 45 Minuten, vornehmlich Grundschläge. Beobachter berichteten, dass er nur in der Lage war, mit sehr gedrosseltem Tempo aufzuschlagen. "Ich kann nicht aufschlagen", erklärte er im Rahmen der Pressekonferenz am Abend. "Ich kann nicht nur nicht mit der normalen Geschwindigkeit aufschlagen, ich kann die normale Bewegung gar nicht ausführen."
Seine Entscheidung, nicht schon während der Partie gegen Fritz, die er nach vier Stunden und 20 Minuten im Tiebreak des fünften Satzes für sich entschied, aufgegeben zu haben, bereue er nicht.
"Es war die richtige Entscheidung, denn ich habe das Match ja beendet", erklärte Nadal. "Ich habe das getan, was ich in diesem Moment für richtig hielt. Ich bin nicht der Typ Spieler und auch nicht der Typ Mensch, der zurückblickt und sagt: Ich hätte das nicht tun oder dieses anders machen sollen."
Nadal erklärte, er rechne mit drei oder vier Wochen Verletzungspause.
Kyrgios trifft auf Djokovic oder Norrie
Kyrgios steigt nach seinem erstmaligen Einzug ins Halbfinale eines Major-Turniers ins Endspiel auf. Dort wird der Australier am Sonntag auf den Sieger der Partie zwischen Topfavorit Novak Djokovic (Serbien) und dem Briten Cameron Norrie treffen.
Zweimal standen sich Kyrgios und Nadal bislang schon in Wimbledon gegenüber: Im Achtelfinale 2014 gewann überraschend der damals 19-jährige Kyrgios, 2019 in der zweiten Runde hieß der Sieger Nadal. "Es wäre ein tolles Match, er ist ein unfassbarer Spieler und ein guter Typ", sagte Kyrgios nach seinem mühelosen Viertelfinalsieg gegen den Chilenen Cristian Garin.
Am Donnerstagabend reagierte er auf Instagram auf die Absage Nadals: "Unterschiedliche Spieler, unterschiedliche Persönlichkeiten", schrieb er unter ein Foto der beiden. "Ich hoffe deine Genesung verläuft gut, wir hoffen alle darauf, dich bald wieder gesund zu sehen. Bis zum nächsten Mal."