Wochenlang quälte sich Alexander Zverev geduldig in der Reha und gab die Hoffnung auf sein Blitzcomeback nicht auf - doch die US Open kommen für den deutschen Topspieler einfach zu früh. Schweren Herzens hat der Olympiasieger seinen Start in New York abgesagt und die Jagd nach dem heiß ersehnten ersten Grand-Slam-Titel damit um mindestens fünf weitere Monate verschoben. Zweieinhalb Monate nach seiner schweren Knöchelverletzung in Paris stellt der deutsche Topspieler die Vernunft über seinen sportlichen Ehrgeiz.
Am Montagnachmittag bestätigten die Veranstalter Zverevs Rückzug. Dass es "sehr, sehr knapp" werden würde, hatte der Hamburger, der bereits Wimbledon verpasst hatte, ohnehin gewusst. Das Hartplatz-Event (29. August bis 11. September) mit drei Gewinnsätzen, im Idealfall sieben Partien unter Dauerdruck, wäre einer Maximalbelastung gleichgekommen. Dennoch hatte er mit seiner Teilnahme am letzten Grand-Slam-Event des Jahres geliebäugelt - bis jetzt.
Damit rückt in New York wie schon im All England Club die zweite Reihe der deutschen Tennis-Herren in den Fokus: Oscar Otte (Köln), der nach seiner Knie-OP derzeit selbst um ein rechtzeitiges Comeback kämpft, ist als Weltranglisten-41. am höchsten einzuschätzen. Zudem stehen Daniel Altmaier (Kempen) und Peter Gojowczyk (München) im Hauptfeld. Jan-Lennard Struff (Warstein) und Dominik Koepfer (Furtwangen) spielen die Qualifikation.
US Open: Nadal könnte Zverev von Platz zwei verdrängen
Ähnlich wie die verpasste nächste Chance auf seine Titelpremiere wird Zverev der Blick auf die Weltrangliste schmerzen: Dort hätte er in New York nach seiner Halbfinalteilnahme im Vorjahr 720 Punkte zu verteidigen gehabt, die nun kampflos verschwinden. Unter anderem Grand-Slam-Rekordsieger Rafael Nadal, der 2021 nicht dabei war, könnte Zverev von Platz zwei verdrängen.
Zverev war am 3. Juni im umkämpften Halbfinale der French Open im Duell mit dem späteren Turniersieger Nadal umgeknickt. Drei Bänder waren gerissen, vier weitere beschädigt. Im Juli kündigte er an, erst wieder antreten zu wollen, wenn er wieder sein Toplevel erreicht hat.
Eigentlich wollte Zverev als Vorbereitung auf New York entweder das Masters in Montreal oder in Cincinnati spielen, doch stattdessen musste er sich auf Training in seiner Wahlheimat Monaco beschränken. Sollte der Genesungsprozess wie erhofft voranschreiten, will er nun im Davis Cup im September wieder mitmischen.