Jasmine Paolini setzte zu einem Jubellauf an, brüllte ihre Freude heraus und schickte dann Küsse auf die Tribüne: Das Energiebündel aus Italien hat sich keine fünf Wochen nach der Niederlage im Finale der French Open die nächste Titelchance erspielt.
"An dieses Match werde ich mich immer erinnern", sagte die Spätzünderin und strahle: "Es war wirklich schwierig, eine Achterbahn der Gefühle. Die letzten Monate waren verrückt für mich, ich genieße den Moment."
Die 28-Jährige setzte sich mit Kampfgeist und starken Nerven am Donnerstag im Halbfinale des Rasenklassikers 2:6, 6:4, 7:6 (10:8) gegen die schon vor dem Matchende in Tränen aufgelöste Donna Vekic aus Kroatien durch. Nach 2:51 Stunden nutzte Paolini ihren dritten Matchball - es war das längste Frauen-Halbfinale in Wimbledon.
Die Athletin aus der Toskana, die nach dem Turnier die Top-5 in der Weltrangliste knacken wird, trifft im Endspiel am Samstag überraschend auf Barbora Krejcikova aus Tschechien. Die French-Open-Siegerin von 2021 entzauberte Jelena Rybakina, die Wimbledon-Siegerin von 2022, mit 3:6, 6:3, 6:4 und jubelte überschwänglich. "Es ist unglaublich und so schwer zu erklären, was ich gerade fühle", sagte Krejcikova: "Wow, ich bin im Finale!"
Paolini schickt sich an, als dritte Spielerin ihres Landes nach Francesca Schiavone (Paris/2010) und Flavia Pennetta (New York/2015) einen Majortitel zu gewinnen. In ihrer im Tennis aktuell erfolgsverwöhnten Heimat steigt Paolini immer mehr zu einer Starspielerin auf. "Jasmine, du bist wunderbar", schrieb die Gazzetta dello Sport. Tuttosport bezeichnete sie gar schon als "legendär".
Paolini hatte lange auf ihre großen Momente warten müssen. Sie hatte es vor diesem Jahr bei 16 Auftritten auf der Grand-Slam-Bühne nie über die zweite Runde hinaus geschafft. Das änderte sich mit dem Erreichen des Achtelfinals in Melbourne, gefolgt von ihrem Finale in Roland Garros, das sie gegen Iga Swiatek verlor.
Nun hat sie erneut die Chance auf einen großen Triumph.