Wimbledon, Tag 4: Zverev locker in Runde drei - Djokovic wackelt erstmals - deutsches Trio ausgeschieden

SID
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© getty

Leicht und locker weiter: Alexander Zverev steht zum sechsten Mal in der dritten Runde von Wimbledon. Novak Djokovic wirkte nicht unantastbar - dennoch ist auch der 37 Jahre alte Grand-Slam-Rekordsieger weiter. Daniel Altmaier, Laura Siegemund und Jule Niemeier haben diesen Sprung dagegen verpasst.

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Der 27 Jahre alte Olympiasieger aus Hamburg löste seine Zweitrundenaufgabe gegen den US-Amerikaner Marcos Giron bei dem Grand-Slam-Turnier höchst seriös mit 6:2, 6:1, 6:4. Schon bei seinem Auftakterfolg gegen den Spanier Roberto Carballes Baena hatte er nichts anbrennen lassen.

"Ich habe mich sehr wohl auf dem Court gefühlt", sagte Zverev nach seinem lockeren Sieg und blickte dann bereits voraus auf das anstehende Duell mit dem Briten Cameron Norrie: "Es tut mir leid, aber ich werde eure Herzen brechen müssen", sagte Zverev schmunzelnd in Richtung des Londoner Publikums: "Bitte liebt mich danach wieder."

Norrie hatte sich in einem britischen Duell mit Jack Draper durchgesetzt. Zverev erreichte bisher zweimal die Runde der letzten 16 in London - darüber hinaus ging es für die deutsche Nummer eins noch nicht.

Auch Jan-Lennard Struff ist weiter im Turnier. Der 34-Jährige fordert am Freitag Vorjahres-Halbfinalist Daniil Medwedew aus Russland heraus.

Zverev steckt nach dem Finaleinzug bei den French Open voller Selbstvertrauen und hofft, in Wimbledon erstmals ernsthaft ins Titelrennen eingreifen zu können. Letzter deutscher Champion in Wimbledon war Michael Stich 1991.

Wimbledon: Djokovic wackelt erstmals

Der serbische Topstar setzte sich mit einem mühsamen 6:3, 6:4, 5:7, 7:5-Sieg gegen den britischen Wildcard-Spieler Jacob Fearnley durch. Djokovic trifft nun auf Tomas Martin Etcheverry aus Argentinien oder den Australier Alexei Popyrin.

"Er hat mich bei schwierigen, windigen Bedingungen arbeiten lassen. Vielleicht hätte das Match einen fünften Satz verdient gehabt, ich bin sehr froh, dass es dazu nicht kam", sagte Djokovic: "Ich habe mich im dritten und vierten Satz nicht wirklich wohl gefühlt in meiner Haut. Am Ende ist es ein Sieg, den ich mitnehme."

Hinter dem Leistungsvermögen des siebenmaligen Wimbledon-Champions hatte lange ein großes Fragezeichen gestanden. Djokovic war Anfang Juni nach seinem verletzungsbedingten Rückzug bei den French Open am Knie operiert worden, meldete sich aber rechtzeitig fit. Der frühere Weltranglistenerste hat ein großes Ziel vor Augen: Mit seinem achten Titel könnte er bei dem Klassiker mit Rekordsieger Roger Federer aus der Schweiz gleichziehen.

Gegen Fearnley, Weltranglisten-277., lief zunächst alles nach Plan für den Favoriten. Doch mit zunehmender Spieldauer hatte Djokovic immer mehr zu kämpfen. Der britische Außenseiter witterte seine Chance und griff mutig an - doch Djokovic behielt die Oberhand.

Aus für deutsche Frauen in Wimbledon: Niemeier und Siegemund kämpfen vergebens

Jule Niemeier blätterte hilfesuchend in ihrem hellblauen Notizbuch, Laura Siegemund kämpfte unnachgiebig bis zum letzten Ball - doch es reichte nicht: Auch für die beiden verbliebenen deutschen Hoffnungsträgerinnen ist der Rasenklassiker von Wimbledon beendet. Daniel Altmaier konnte eine echte Chance nicht nutzen.

Siegemund ärgerte die 2022-Siegerin Elena Rybakina lange und bewies trotz ihrer 3:6, 6:3, 3:6-Niederlage einmal mehr ihre Qualitäten als Wettkämpferin. Niemeier war der abgezockten Vorjahres-Halbfinalistin Elina Svitolina aus der Ukraine beim 3:6, 4:6 klarer unterlegen. Unter dem Strich steht damit keine deutsche Spielerin in der dritten Runde des Klassikers. Angelique Kerber, Eva Lys und Tamara Korpatsch waren in der ersten Runde gescheitert.

Darauf setzt auch Niemeier, die nach einem schwierigen Jahr 2023 insgesamt wieder auf einem positiven Weg zu sein scheint. Gegen Topspielerin Svitolina leistete sie sich aber letztlich zu viele vermeidbare Fehler. Die Hoffnung auf einen weiteren Lauf wie 2022, als es für Niemeier bis in die Runde der letzten Acht ging, zerplatzte.

Siegemund kämpfte wie eh und je und riss damit auch Ex-Bundestrainerin Barbara Rittner am Mikrofon von Prime Video mit. "Sie spielt einfach anderes Tennis, sie hat sich etwas überlegt", sagte Rittner. Doch Rybakina hatte das letzte Wort.

Am Freitag richten sich die Blicke der deutschen Tennisfans auf Struff, der gegen Daniil Medwedew aus Russland um den Einzug ins Achtelfinale kämpft. Wenn alles perfekt läuft für den Fußball-Anhänger, kann er am Abend mit einem eigenen Erfolg in der Tasche vielleicht sogar noch das deutsche EM-Spiel gegen Spanien verfolgen.

Altmaier verpasst dritte Runde von Wimbledon

Der 25-Jährige aus Kempen unterlag bei windigen Bedingungen Denis Shapovalov mit 6:7 (3:7), 3:6, 6:1, 7:6 (7:3), 4:6. Altmaier brachte den früheren Weltranglisten-10. aus Kanada in Bedrängnis, am Ende fehlte aber ein Quäntchen zum Sieg.

Der Kempener hatte am Montag erstmals eine Partie bei dem Grand-Slam-Event auf Rasen gewonnen. Gegen Shapovalov agierte Altmaier zunächst zu defensiv, stellte dann aber seine Taktik um - so wurde es ein umkämpftes Duell. Letztlich reichte es nicht, um Jan-Lennard Struff zu folgen, der am Mittwoch seine Zweitrundenpartie gegen den Chinesen Zhang Zhizhen gewonnen hatte.

Altmaier verpackte seine Niederlage positiv als lehrreiche Erfahrung. "Ich weiß nicht, warum ich unzufrieden sein sollte, um ehrlich zu sein", sagte er. Gegen den keinesfalls unverwundbaren Shapovalov schaltete er womöglich etwas zu spät in den Offensivgang. Im fünften Satz fehlte ihm dann auch ein Quäntchen Glück. "Das Match, das ich heute verloren habe, wird mir helfen", sagte er.

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