Timo Boll hat Rücken: Wegen erneuter gesundheitlicher Probleme musste der Tischtennis-Rekordeuropameister am Donnerstag seinen Start bei der German Open in Magdeburg absagen. Damit platzte auch das am Wochenende mit Spannung erwartete interne Teamduell gegen seinen Nachfolger Dimitrij Ovtcharov.
"Zusätzlich zu der Zerrung, die schon meinen Start am Montag im Bundesliga-Match in Bremen verhinderte, hat sich eine schmerzhafte Instabilität im Rücken eingestellt", teilte der Düsseldorfer auf seiner Facebook-Seite mit, "trotz umfangreicher Behandlungsmaßnahmen ist es nicht besser geworden und in diesem Zustand kann ich nicht im Wettkampf antreten."
German Open als Generalprobe angedacht
Bitter für den 33 Jahre alten Timo Boll, der seit Jahren immer wieder von seinem Körper zurückgeworfen wird. Zuletzt hatte eine Grippe seinen EM-Start verhindert. Tatenlos musste er zusehen, wie sich Ovtcharov erstmals die Krone aufsetzte.
Magdeburg galt für die beiden deutschen Topspieler als Generalprobe für die WM Ende April in Tokio. Dem geplanten Angriff auf Chinas Thron hatte Boll alles untergeordnet.
Dafür erhielt sogar Joachim Gauck einen Korb. Statt auf Einladung des Bundespräsidenten im Berliner Schloss Bellevue am Freitag beim Mittagessen mit Chinas Staatschef Xi Jinping zu plaudern, wollte Boll seine heiße Vorbereitungsphase für die "Mission Gold" einläuten.
Absage an Bundespräsidenten
"Leider musste ich dem Herrn Bundespräsidenten absagen. Magdeburg ist vor der WM noch mal ein richtiger Härtetest und ich hoffe, dort schon WM-Niveau zu haben. Das ist mir lieber, als mit einem kleinen Fragezeichen nach Tokio zu reisen", hatte der Weltranglistenneunte erklärt und damit die Ernsthaftigkeit seines Vorhabens unterstrichen.
Nach Bolls Absage ruhen die deutschen Hoffnungen nun auf Dimitrij Ovtcharov. Die Chancen auf dessen zweiten Triumph nach 2012 stehen nicht schlecht. Denn beim letzten großen World-Tour-Turnier vor der WM ist der Weltranglistenfünfte und Ex-Weltmeister Wang Hao der einzige Spieler aus Chinas WM-Team, der ihm den Titel ernsthaft streitig machen kann.
Sein Spitzenquartett um "Wunderkind" und Vorjahressieger Fan Zhedong ließ Chinas Chefcoach Liu Guoliang lieber zuhause.
Chance auf großen Coup
"Es ist nicht neu, dass die Chinesen vor einem Höhepunkt ihre Karten nicht auf den Tisch legen", sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf zum Versteckspiel der Weltmeister. Ovtcharov und Boll wissen nur zu genau, dass in Tokio immerhin eine womöglich vorerst nicht mehr wiederkehrende Chance auf einen Coup gegen die Abonnements-Champions aus dem Reich der Mitte besteht.
Vizeweltmeister Deutschland besitzt durch Ovtcharov und Boll als einziges Team neben den Chinesen zwei Top-10-Spieler und damit so viel Spielstärke wie seit beinahe zwei Jahrzehnten kein Konkurrent der Chinesen mehr. "Irgendwann möchte ich China vom Thron stoßen und Weltmeister werden", sagte Roßkopf.
Besondere Motivation
Auf besondere Art holte sich Ovtcharov vor den German Open zusätzliche Motivation. Vor der Reise nach Magdeburg machte der deutsche Meister und Vorjahresfinalist einen Abstecher nach Hameln zu seinen Eltern, die Ovtcharovs drei olympischen Medaillen (Mannschafts-Silber 2008 und Bronze 2012 in London im Einzel und im Team) aufbewahren.
"Ich habe mich so gefreut, die Medaillen einmal wiederzusehen. Das hat mir noch einmal einen richtigen Schub gegeben, Richtung WM noch einmal alles zu geben."