"Mit zwei Spielern im Achtelfinale können wir gut leben, erst recht nach den Enttäuschungen der vergangenen Tage", sagte Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf nach Bolls 4:3-Herzschlagsieg im letzten Spiel des Tages gegen den Portugiesen Joao Monteiro (12:10 im siebten Satz) mit Blick auf die Zweitrunden-Niederlagen von Boll im Dopppel mit Chinas Topspieler Ma Long und von Europameister Dimitrij Ovtcharov (Hameln/Orenburg) im Einzel.
Boll verhinderte bei seinem standesgemäßen, aber wie schon am Vortag äußerst mühevollen Erfolg gegen den 28 Plätze tiefer notierten Monteiro nur um Haaresbreite seinen frühesten WM-K.o. seit dem Zweitrunden-Aus 2003 in Paris.
"Er hat mir alles abverlangt, und ich habe sicher auch Glück gehabt", kommentierte Boll das Match und die brenzlige Situation beim 9:9-Gleichstand im siebten und entscheidenden Satz. Der 34 Jahre alte WM-Dritte von 2011 zog aus der Zitterpartie allerdings auch positive Schlüsse: "Solche Spiele gehören bei großen Turnieren dazu. Das kann einen nur stärker machen."
Franziska mit Überraschungserfolg
Vor Bolls Erfolg hatte Mannschafts-Vizeweltmeister Franziska im ersten Teil des deutsch-portugiesischen Länderkampfes für die Überraschung des Tages gesorgt und den Weltranglistenachten Marcos Freitas mit 4:1 aus dem Turnier geworfen. "Das war definitiv eines meiner besten Spiele. Es hat alles gepasst.
Ich habe mich gut bewegt, so gut wie noch nie. Ich habe schon früh gemerkt, dass was geht", kommentierte der zweimalige Team-Europameister den größten Erfolg seiner bisherigen Laufbahn.
Boll, der auch im siebten Duell mit Monteiro als Sieger aus der Box ging, trifft in seinem fünften WM-Achtelfinale in Serie auf den als Nummer 18 geführten Hongkong-Chinesen Wong Chun Ting. Franziska misst sich mit chinesischstämmigen Ukrainer Kou Lei.
Ivancan gegen Weltranglistenerste Ning
Die anspruchsvollste Aufgabe im Achtelfinale wartet auf Ivancan. Die frühere EM-Zweite fordert nach ihrem 4:3 gegen die südkoreanische Mixed-Vizeweltmeisterin Park Youngsook niemand Geringeren als die einheimische Weltranglistenerste und Ex-Weltmeisterin Ding Ning heraus.
"Es ist schade, dass es Ding ist. Ich werde aber versuchen, sie zu überraschen, denn ich bin nicht zur WM gekommen, um gegen sie zu verlieren", sagte die 31-Jährige selbstbewusst.
Dabei war die Abwehrstrategin, in der Weltrangliste auf Platz 41 formal die Nummer drei im WM-Team von Bundestrainerin Jie Schöpp, nach dem Erfolg gegen Park lediglich mit dem Ergebnis zufrieden: "Ein richtiges Spiel würde ich das nicht unbedingt nennen. Ich war auch unglaublich aufgeregt. Wer besser returniert hat, hat den Punkt gemacht. Am Ende habe ich gewonnen, weil ich krummer gespielt habe. Das ging eben nur übers Kämpfen, nicht übers Schönspielen."