Zum ersten Mal in der 57-jährigen Historie der Titelkämpfe steht nach dem 3:1-Halbfinalsieg von Dimitrij Ovtcharov und Co. gegen Frankreich und dem vorangegangenen 3:0 der DTTB-Damen in der Vorschlussrunde gegen Gastgeber Russland eine Nation zum dritten Mal in Serie mit beiden Mannschaften in den Finals.
Trotz des Ausfalls des EM-Rekordsiegers Timo Boll (Düsseldorf/Knieoperation) winkt dem Team von Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf am Dienstag (14.00 Uhr) gegen Österreich der insgesamt siebte EM-Titel. Vor dem achten EM-Finale der WM-Zweiten in Serie, durch das die DTTB-Auswahl Schwedens 39 Jahre alten Rekord einstellt (1962 bis 1976), peilen die deutschen Damen gegen Rumänien (11.00) den Titelhattrick und ebenfalls ihr insgesamt siebtes EM-Gold an.
"Wir sind natürlich sehr froh, mit beiden Mannschaften die Endspiele erreicht zu haben. Das ist schon ein starkes Ergebnis", zog DTTB-Sportdirektor Richard Prause ein positives Zwischenfazit und richtete den Blick gleich nach vorne: "Es wäre toll, wenn es nun auch noch mit beiden Titeln klappen würde, aber beide Endspiele werden keine Selbstläufer."
Das EM-Double hatten die DTTB-Teams schon vor zwei Jahren in Österreich geschafft. Zuvor war dieser imponierende Nachweis einer breiten Leistungsstärke nur der früheren Tischtennis-Macht Ungarn 1960, 1978 und 1982 gelungen.
"Das bisher härteste Spiel für uns"
In den Semifinals von Jekaterinburg schienen beide DTTB-Teams auch durchaus reif für den nächsten Titel-Doppelpack. Das Herren-Team befreite sich beim Zwischenstand von 1:1 gegen die Equipe tricolore nach einer Niederlage des Abwehrstrategen Ruwen Filus (Fulda) ausgerechnet durch Frankreich-Legionär Patrick Baum (Caen) aus einer brenzligen Situation und ging zum zweiten Mal nach Ovtcharovs Erfolg im Auftakteinzel in Führung. Ovtcharov machte danach durch seinen zweiten Sieg den Sack auch zu.
"Es war wie erwartet das bisher härteste Spiel für uns. Aber wir haben vorher auch immer gesagt, dass wir auch ohne Timo stark genug für den Titel sind. Wir haben jetzt auch einmal eine kritische Situation gemeistert und wollen uns nun den Titel gegen Österreich zurückholen. Aber wir sind auch noch durch das vergangene Jahr gewarnt", sagte Roßkopf mit Blick auf die Endspielniederlage 2014 gegen den damaligen Gastgeber Portugal nach zuvor sechs Titeln in Folge.Selbstbewusstsein demonstrierte auch Damen-Bundestrainerin Jie Schöpp nach dem insgesamt sicheren Sieg gegen die Gastgeberinnen durch Punkte der Top-15-Spielerinnen Han Ying (Tarnobrzeg) und Shan Xiaona sowie der deutschen Meisterin Petrissa Solja (beide Berlin). "Wir sind mit dem Titel als Ziel angetreten, und wir sind auch in der Lage, jede andere Mannschaft schlagen zu können", meinte die frühere EM-Dritte und erinnerte ihre Spielerinnen an ihren Titelgewinn 2013: "Im EM-Finale vor zwei Jahren gegen Rumänien hat unser Wille den Unterschied gemacht, und im Endspiel müssen wir wieder so auftreten und einfach willensstark sein."