Europameister Dimitrij Ovtcharov blickt mit Sorge auf die stagnierende Popularität des Tischtennis und hat zahlreiche Missstände hinter den Kulissen angeprangert. Als größte Baustellen macht der Olympiadritte drei Kernpunkte aus.
"Ich denke, wir stehen in Europa da, wo wir vor zehn Jahren auch waren. Aber natürlich ist Tischtennis den großen Sportarten nicht näher gerückt, obwohl wir sehr erfolgreich bei Welt-, Europameisterschaften und Olympischen Spielen waren", sagte der 27-Jährige im Interview mit der FAZ.
Als größte Baustellen macht der Olympiadritte drei Kernpunkte aus. "Wenn wir die Bälle verbessern könnten, Chancengleichheit beim Equipment hätten und nur gute Turniere veranstalten würden, würden wir uns in die richtige Richtung bewegen", sagte der Weltranglistenvierte, der neben der teils mangelhaften Qualität der neuen Plastikbälle monierte, dass zu viele Regeländerungen in der jüngeren Vergangenheit ebenfalls der Popularität der Sportart geschadet hätten.
Die Quittung für die versäumten Entwicklungen bekommen die Profis nach Aussage von Ovtcharov unmittelbar zu spüren - wie nach dem Absprung des Hauptsponsors des Weltverbandes ITTF. "Dadurch wird das Preisgeld der Pro Tour um etwa 40 Prozent reduziert", sagte der Olympiadritte von London.
Schlechte Organisation und zu wenig Geld
Es sei "einfach unbefriedigend, dass ich in den größten Turnieren mindestens Dritter werden muss, um die Kosten zu decken. Normalerweise müsste ich sagen, ich spiele keine Pro-Tour-Turniere mehr". Zudem seien viele Turniere schlecht organisiert: "Hallen, Hotels und Verpflegung sind auf einem niedrigen Niveau. Diese Turniere werten unseren Sport ab."
Um sportlich die Lücke zu den dominierenden Chinesen zu schließen, wünscht sich Ovtcharov im Training mehr Sparringspartner aus dem Reich der Mitte. Zudem müssten die besten Spieler Europas über längere Zeiträume an einem Ort zusammengezogen werden, forderte der Russland-Legionär von Fakel Orenburg.
"Ich merke schon, wenn ich auf den Pro-Tour-Turnieren mit den besten Nichtchinesen trainiere. Sie sind zwar nicht so gut wie die besten Chinesen, aber viel besser als die Spieler in unserer Trainingsgruppe."