Die letzten Chancen auf Edelmetall nutzten am Sonntag der Hallenser Matthias Fahrig und Pauline Schäfer aus Pflugscheid nicht. Der 29 Jahre alte Routinier kam im Sprungfinale nur auf den achten und letzten Platz. Kaum besser erging es seiner Teamkollegin, die am Schwebebalken Siebte wurde. Immerhin: Erstmals seit einem Vierteljahrhundert hatte wieder eine deutsche Turnerin bei einer EM die Medaillenentscheidung am gefürchteten "Zitterbalken" erreicht.
Fahrig ärgerte sich darüber, dass bei ihm die Einturnzeit offensichtlich kürzer war als bei seinen Konkurrenten. "Magnesia und los, das habe ich noch nie erlebt", sagte der Boden-Europameister von 2010 erbost. Prompt stürzte er beim Dragulescu und konnte einen weiteren Sturz beim Kasamatsu mit eineinhalb Schrauben nur durch einen großen Ausfallschritt nach der Landung vermeiden.
Schäfer: "Wollte zu viel"
Schäfer kam ausgerechnet beim nach ihr benannten Salto zu Fall, ohne dieses Missgeschick wäre möglicherweise sogar ein Medaillengewinn vorstellbar gewesen. "Ich wollte wohl zu viel, die Anspannung war sehr groß", sagte die in Chemnitz trainierende Schülerin. Allerdings hatte ihr Markenzeichen auch beim Einturnen schon nicht funktioniert.
Ex-Weltmeister Hambüchen hatte sich schon zu Beginn des Jahres entschieden, sich in der ersten Hälfte der vorolympischen Saison ganz auf die Europaspiele im Juni in Baku zu konzentrieren. Schmerzlich vermisst wurden in der südfranzösischen Stadt aber auch die schwer verletzten Leistungsträger Marcel Nguyen (Kreuzbandriss) und Andreas Bretschneider (Achillessehnenriss).
Geschwächte Frauen-Riege
Stark geschwächt war auch die Frauen-Riege des Deutschen Turner-Bundes (DTB), die die Absagen der drei Stuttgarter Routiniers Elisabeth Seitz, Kim Bui und Lisa-Katarina Hill zu verkraften hatte. Das Trio dürfte aber bei den Welttitelkämpfen im Oktober in Glasgow wieder zur Verfügung stehen, in Schottland werden die Olympia-Tickets für Rio 2016 ausgeturnt.
Eine historische Pleite hatte der DTB im Mehrkampf der Männer verkraften müssen. Erstmals in der 60-jährigen EM-Geschichte erreichte kein deutscher Geräteartist in der Königsdisziplin das Finale. Für Sebastian Krimmer aus Stuttgart reichte es nur zu einem enttäuschenden 26. Platz.
Besser machte es da schon Pauline Tratz. Die erst 15 Jahre alte EM-Debütantin aus Karlsruhe schaffte bei den Frauen den Sprung in die Medaillenentscheidung und wurde dort respektable 18.
2016 wird die EM vom 25. Mai bis 2. Juni in Bern stattfinden. Sie ist dann der letzte große internationale Test vor den Spielen von Rio.