"Aber wir kehren auf keinen Fall um und wollen immer noch auf den Gipfel", sagte der Bundestrainer ungewohnt kämpferisch.
Viele Verletzungen, diverse Trainingsrückstände und vor allem eine katastrophale Tagesform am Pauschenpferd hatten die deutsche Riege bei den Kunstturn-Weltmeisterschaften in Glasgow schon am Sonntag in eine höchst unangenehme Lage gebracht.
Noch mit Rang acht ging es in eine unruhige Nacht, doch am Montag blieb praktisch keine Hoffnung mehr, diese für die direkte Olympia-Qualifikation unumgängliche Platzierung gegen die nachrückende Konkurrenz zu behaupten.
Dass sogar Fabian Hambüchen beim Rodeo-Ritt im futuristischen SSE Hydro schon nach wenigen Sekunden abgeworfen wurde, passte da nur ins traurige Bild.
Plan B ist kein Selbstläufer
"Turnen ist eben manchmal wie Roulette", sagte der Wetzlarer, der sich seinen 28. Geburtstag ganz anders vorgestellt hatte. Angesichts dieses Debakels half es auch nicht, dass man an den übrigen fünf Geräten eigentlich im Soll war.
Nun ist Plan A für die Vorbereitung auf die Spiele in Brasilien hinfällig, die ersten Gespräche bezüglich Plan B werden noch in der schottischen Hauptstadt geführt werden. Denn jetzt gilt es, beim Olympic Test Event vom 16. bis 19. April in Rio de Janeiro eines der vier letzten Olympiatickets zu ergattern.
Ein Selbstläufer, das ist allen Verantwortlichen beim Deutschen Turner-Bund klar, wird dieser Showdown an der Copacabana nicht werden. Hirsch brachte die größte Schwachstelle der deutschen Gerätartisten, vom ungeliebten Pauschenpferd einmal abgesehen, in nur einem Satz zielgerichtet auf den Punkt: "Wir wissen, dass wir alle älter werden."
Und das ist das größte Manko, denn Supertalente wie Hambüchen und auch der Olympia-Zweite Marcel Nguyen (Unterhaching), die schon als Turn-Teenies echte Leistungsträger waren, gibt es in Deutschland nicht mehr. Das Durchschnittsalter des deutschen WM-Sextetts in Glasgow liegt bei knapp 26 Jahren.
Voller Angriff
Mittelfristig sieht auch Hirsch da keine grundsätzliche Trendwende: "Es gibt derzeit nur eine Lösung von innen. Wir müssen unsere Leute wieder gesünder an den Start bringen." Nguyen und auch der Chemnitzer Andreas Bretschneider kämpften in der schottischen Metropole mit schmerzhaften Fingerverlettungen, Sebastian Krimmer aus Stuttgart war von einer Fußblessur gehandicapt.
Immerhin: Hambüchen und Bretschneider durften auf einen Start in der Reck-Entscheidung am Sonntag (17.15 Uhr) hoffen, Hambüchen spekulierte überdies mit der Teilnahme am Mehrkampf-Finale am Freitag (19.15 Uhr). "Da werde ich am Reck noch einmal das volle Programm testen", kündigte der Ex-Weltmeister an.
Auch Teamkollege Bretschneider will voll angreifen und wieder seinen "Bretschneider" präsentieren, den er im Mannschafts-Finale sicherheitshalber ausgelassen hatte. "Es gehört wieder zu meinem Trainingsprogamm", verriet der 26 Jahre alte Sportsoldat.